KdiH

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10.0.1. Karlsruhe, Badische Landesbibliothek, Cod. St. Georgen 81

Bearbeitet von Gisela Fischer-Heetfeld

KdiH-Band 1

Datierung:

Um 1425.

Lokalisierung:

Oberrhein (Basel? Konstanz?).

Besitzgeschichte:

Die Handschrift kam 1806 mit der Bibliothek des Benediktinerstiftes St. Georgen in den Besitz der Karlsruher Bibliothek.

Inhalt:
1. 2r–14v Kalender der Diözese Basel mit medizinischen Anweisungen
2. 15r–20v Traktat über den Mond in den Tierkreiszeichen
3. 20v–23v Heinrich von Mügeln, Vier Strophen über die Temperamente
4. 23v–30r Mönch von Salzburg, Planetenkinderverse, anschließend jeweils ein Prosatext
5. 30r–38v Traktat über die Planeten
6. 38v–42r Verschiedene kleinere Stücke astronomischen Inhalts
7. 42r–46r Die sieben freien Künste
Sieben paarweis gereimte deutsche Verse, unediert
8. 46v–50v Die vier Temperamente
9. 50v–52v Von den sieben Planeten
10. 53r–70v Über die Tierkreiszeichen
11. 70v–72v Von der geburte eins mönschen wie sin natur sie nach dem zeichn dar jnne ez den geborn wirt
12. 72v–74r Von den Tierkreiszeichen
I. Kodikologische Beschreibung:

Papier, 74 Blätter, 211 × 146 mm, Bastarda, Überschriften in Textualis, eine Hand (und Nachträge), einspaltig, 18–19 Zeilen, rote Überschriften, Initialen, Unterstreichungen, Strichelung.

Schreibsprache:

alemannisch.

II. Bildausstattung:

62 kolorierte Federzeichnungen: zwölf zu Text 1, zwölf zu Text 2, vier zu Text 3, sieben zu Text 4, sieben zu Text 5, sieben zu Text 7 (42v, 43r, 43v, 44r, 44v, 45r, 45v + 46r), eine zu Text 9, zwölf zu Text 10, ein Zeichner.

Format und Anordnung:

Über die Begrenzung der Spalte hinausreichende, reichlich die halbe Seite einnehmende ungerahmte Zeichnungen, jeweils vor den zugehörigen Versen, die beiden ersten am Kopf und in der Mitte der Seite, ab Tulius am Fuß der vorhergehenden Seite, so daß Text und Bild nicht mehr zusammenstimmen.

Bildaufbau und -ausführung:

Auf einem Wiesenstück befindet sich links im Bild ein Kastenthron, auf dem der jeweilige Repräsentant der ars sitzt. Bild 1 und 6 zeigen Zweiergruppen von Meister und Schüler, es fehlt die Personifikation der ars; in den übrigen Illustrationen führt diese einen Adepten von rechts heran (anders Stammler S. 204 Anm. 25 und Tezmen-Siegel S. 232f., die die Frauengestalten ebenfalls zum Publikum des lehrenden Meisters zählen; die Spruchbänder, die die Frage klären könnten, sind leer geblieben). Die Bezeichnung des Repräsentanten erfolgt durch rote Beischrift im Bild und Nennung in der Schlußzeile des Textes (Diskrepanz bei Bild 7: Die Beischrift lautet Bartholomus,der Text gibt ptholomeo). – 42v Priscian in weitem Mantel und hohem Hut lehrt einen jungen Mann (in kurzem blauen Zaddelmantel über engen roten Hosen, Dusing mit Beuteln) die Grematica; 43r Aristoteles im Redegestus, rechts die Dyaletica-Loica (in rotem Kleid, in der Linken rutenähnlicher Gegenstand) mit einem jungen Mann in modischem Wams mit Beutelärmeln und Dusing mit Glöckchen; 43v Tulius (Cicero), die Hände auf die Knie gelegt, mit Frau Rethorica im Kleid mit Zaddelärmeln, rechts ein kniender König mit Krone (die Beine verzeichnet); 44r Jubal, jugendlich-unbärtig, und auf ihn zuschreitend Frau Musica mit Harfe (rotes Kleid mit Zaddelärmeln, blaue gezaddelte Kopfbedeckung) und ein junger Mann mit Laute in kurzem Zaddelrock; 44v Algus im Zählgestus (?) (unbärtig, braune Kappe, rotes gegürtetes Gewand), vor ihm Frau Arsmetica (brauner Mantel über grünem Kleid, Kopfschleier), in der Rechten leeres Spruchband, mit der Linken ein Mädchen am Handgelenk fassend; 45r Euclides – als Vertreter der Geometrie –, mit Turbankappe, vor ihm bäuerlich gewandeter alter Mann mit zottigen Haaren, in der Rechten leeres Spruchband, in der Linken Krückstock; 45v + 46r Dreiergruppe, über zwei Seiten verteilt, durch leeres Spruchband verbunden: links Bartholomus, rechts ein Mönch mit Tonsur, geleitet von Frau Astronomia mit offenen Haaren in rotem gegürtetem Obergewand mit Zaddelärmeln (die rechte Hand ist viel zu groß, das funktionslose schirmähnliche blaue Gebilde auf der Schulter des Mönchs scheint ein mißverstandenes astronomisches Meßgerät zu meinen).

Anspruchslose Zeichnungen von mäßiger Qualität, aber lebendig in der Darstellung und im Kolorit. Auffallend die betont modische Kleidung der Zeit um 1420–1430, typisch die Art der Augenbildung (Knopfaugen) und die Karmintupfer auf Wangen und Lippen. Modellierung durch lavierende Farbgebung, wenig Schraffuren, die Konturen mit breitem Strich nachgezogen.

Bildthemen:

Die Repräsentanten der Artes liberales.

Farben:

Grün, Ocker, Rot, Blau, Blaugrau, schmutziges Violett, Braun.

Literatur:

Längin (1894/1974) S. 42f. u. 149. – Hauber (1916) S. 65–70; Jerchel (1932a) S. 33. 78; Stange 4 (1951) S. 48; Stammler (1962a) S. 204; Ellen J. Beer: Initial und Miniatur. Basel 1965, Nr. 57; Stamm (1981) S. 333 Anm. 28; Tezmen-Siegel (1985) S. 232f., Abb. 40–47 (alle Illustrationen).

Zu den Illustrationen von Text 1–5, 9 und 10 siehe Nr. 11. Astrologie/Astronomie.

Weitere Materialien im Internet:

Handschriftencensus

Farbabbildungen (Wikimedia Commons): 52v

Abb. 169: 44r. Jubal als Repräsentant der Musik, Frau Musica mit Harfe, ein Jüngling mit Laute.

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Abb. 169.