KdiH

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90a.3.3. Regensburg, Historisches Museum, AB 312

Bearbeitet von Kristina Freienhagen-Baumgardt und Caroline Horch

KdiH-Band 9

Datierung:

1431–1481 (letzter Eintrag).

Lokalisierung:

Regensburg.

Besitzgeschichte:

Die in verschiedenen Publikationen angegebene Datierung der Handschrift auf 1396 (von Rohr [1967]; Hubel [1987]; Suckale [1987]; Germann-Bauer [1995]) basiert auf folgendem Eintrag: Czu troste allen glaubigen selen vnd czu eren dem heiligen sand eloy ... haben wir werchgenossen goltsmid czu Regenspurg vnser pruderschaft angevangen da man czalte nach Cristi gepurt dreiczehenhundert iar vnd sechsvndnewnczig iar funff tag vor sand eloy tag...vnd mayn ernstlich gehalten dy gesetz dy verczaichent sind in diesem puch daz durch vnsern willen geschriben hat Hans Poloner...(S. 3). Hans Poloner ist in Regensburg für die Jahre 1431–1439 im Steuerverzeichnis nachweisbar, als Notar vidimierte er 1436 ein Privileg Kaiser Sigmunds für den Rat der Stadt. Tinte und Hand des zitierten Eintrags sind identisch mit den auf 1431 (S. 1) und 1432 (S. 2) datierten Einträgen, so dass Will [1897] gefolgt werden kann, der von einer »Abschrift auf Pergament aus dem Jahre 1431« spricht.

Im Innendeckel der Handschrift sind zwei Bibelzitate notiert (Iob 20,10, 2 Sm 14,14), jedoch kein Hinweis auf die Provenienz. Auf die Entstehung des Codex in Regensburg weisen neben dem Inhalt und dem Hauptschreiber Hans Poloner auch die Hand des Johannes Karl (Notar und Stadtschreiber in Regensburg, S. 11) hin. Der Codex war zunächst im Besitz des Historischen Vereins der Oberpfalz (Archiv. Akten R. 58, S. 1) und wurde von diesem an das Historische Museum der Stadt Regensburg gegeben.

Die Beschreibung basiert auf Fotografien. Die Handschrift ist nicht zugänglich.

Inhalt:
1. S. 1f. Drei kurze Berichte über Natur- und Kriegsereignisse 1431/1432

zitiert wird unter anderem Oswald von Wolkenstein, zweites Hussitenlied (Klein/Wachinger [2015] Nr. 134)

2. S. 3–27 Bruderschaftsbuch der Regensburger Goldschmiede
Gründungsbericht (S. 3), Statuten (S. 4–13), Handwerksordnung (S. 14–27)
I. Kodikologische Beschreibung:

Pergament, 14 Blätter (moderne Seitenzählung 1–26, S. 13 doppelt gezählt, nach S. 13 eine weitere moderne Seitenzählung, die mit S. 17 weiterzählt, dies evtl. ein Hinweis auf Blattverlust), 229 × 156 mm, Bastarda, Haupthand des Hans Poloner, Nachträge und Aktualisierungen vorhandener Einträge von weiteren Händen (Jo. Karl statschreiber, S. 11), einspaltig, zehn bis 29 Zeilen, die Einleitungen (Lebensbeschreibung zu Eligius, lateinisch, S. 3; Bittgebet an Eligius, S. 4) sowie die Gelöbnisformel (S. 14) in roter Tinte, eine Zierinitiale (S. 12).

Schreibsprache:

mittelbairisch.

II. Bildausstattung:

Eine historisierte Initiale (S. 4) in Deckfarbenmalerei. Schratz (1912, S. 315) weist auf eine ganzseitige Illustration hin, »ein von farbiger Einfassung umgebenes Gemälde mit Goldauflage, ›Christus am Oelberg, vor ihm drei schlafende Jünger‹, das Bild selbst ist elf cm hoch, acht cm breit und noch ganz farbenfrisch.« Diese Illustration ist heute nicht mehr in der Handschrift enthalten.

Format und Anordnung:

Die I-Initiale leitet den Beginn des Schutzgebets für die Goldschmiede in Regensburg ein, das sich vor den Statuten befindet, 14 Zeilen hoch, ca. ein Drittel der Spalte umfassend.

Bildaufbau und -ausführung, Bildthemen:

In die blau grundierte I-Initiale ist der hl. Eligius von Noyon († 1. Dezember 660) eingestellt, der in angedeutetem S-Schwung des Körpers nach links aus dem Bild herausschaut. Eine doppelte Rahmung um den Buchstaben, über die Füße und Bekleidung des Heiligen hinausreichen, soll Raumtiefe erzeugen. Sowohl die kurzen als auch die langen Seiten des Buchstabens sind konkav gebogen, aus drei der vier Ecken der Initiale entfalten sich mehrfarbige Akanthusranken. Faltenstiege und Mulden der Gewandung werden in leichtem Braun und Gelb akzentuiert. Der hl. Eligius ist sorgfältig in pontifikaler Messkleidung (Mitra, Handschuhe, weiße Alba, grüne Tunika, rote Kasel) mit Bischofsstab und einem Buch dargestellt. Sein Nimbus weist ihn als Heiligen aus, er trägt jedoch keines seiner spezifischen Attribute (Pokal, Hammer, Amboss, Zange, Hufeisen) und ist daher nur durch den Text auf S. 3 und die Anrufung im Gebet auf S. 4 als Schutzpatron der Gold- und Hufschmiede zu identifizieren. Suckale (1987, S. 100) ordnet die Ausführung dem »böhmischen ›Schönen Stil‹« zu.

Farben:

Blau, Grün, Karmin, Orange, Gelb, Hellbraun, Dunkelbraun, Rosa, Inkarnat, Weiß, Blattgold.

Literatur:

Will (1897); Schratz (1912); von Rohr (1967) S. 99; Hubel (1987) S. 100, Nr. 81, Taf. 151 (S. 4); Suckale (1987); Germann-Bauer (1995) S. 453, Abb. 156 (S. 12), S. 456f.

Abb. 137a: S. 4. Eligius von Noyon.

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Abb. 137a.