KdiH

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73.10.5. Karlsruhe, Badische Landesbibliothek, Cod. Donaueschingen 436

Bearbeitet von Kristina Domanski

KdiH-Band 8

Datierung:

1450–1460.

Lokalisierung:

Südwestdeutschland.

Besitzgeschichte:

Auf dem Innendeckel adam muller, 1v, 2r unten und 228r mit Familiennachrichten aus dem Hause Hohenzollern und der Freiherren von Hohensax aus den Jahren 1592–1625, 1993 mit der Handschriftensammlung der Fürsten zu Fürstenberg aus Donaueschingen in die Karlsruher Landesbibliothek.

Inhalt:
2r–227v Michael de Massa, ›Vita Christi‹, deutsch
Zweite (moselfränkische) Übersetzung
I. Kodikologische Beschreibung:

Pergament, 228 Blätter (Bl. 228 zu zwei Dritteln abgerissen), 245 × 170 mm, schleifenlose Bastarda, eine Hand, Korrekturen einer zweiten Hand in Textura (z. B. 2v, 7v, 17v, im einzelnen Sturm [siehe unten, Literatur]), nach Schmidt sollen diese von Anna Jäckin, der Schreiberin der Nürnberger Abschrift (Nr. 73.10.8.), stammen (Schmidt [2004] S. 267–270), einspaltig, 26–27 Zeilen, rote Tituli, Lombarden, Rubrizierung.

Schreibsprache:

alemannisch.

II. Bildausstattung:

42 Miniaturen, zum Teil mit Goldauflage, Federzeichnung und Kolorierung in Deckfarben von mehreren Händen.

Format und Anordnung:

Annähernd quadratische Bilder, von einer roten, perspektivisch abgesetzten Leiste gerahmt, zu Beginn der als Betrachtungen bezeichneten Abschnitte eingefügt. Übermalungen, Verschmierungen und Rasuren bei sechs Illustrationen (13v, 27r, 73r, 171v, 186v, 197v).

Bildaufbau und -ausführung:

Gleichförmiger Bildaufbau auf einer schmalen Bildbühne, unabhängig vom Schauplatz jeweils in Grün, vor einem einfarbig blauen Hintergrund, für den offenbar Lapislazuli verwendet wurde. Nur in wenigen Ausnahmen formt die Bildbühne ein landschaftliches Terrain, einen Hügel (z. B. 73r, 90v, 121v, 155r) oder etwa die Ufer des Jordan (67v). Die Szenen beschränken sich auf die handelnden Figuren, während der Schauplatz weitgehend unbestimmt bleibt, ergänzt nur durch spärliche Requisiten, in schmuckloser und nüchterner Ausführung, z. B. den Stall in Bethlehem (31v, 43r) oder Sitzmöbel für die Protagonisten. An der Ausführung fällt die Kombination von Deckfarbenmalerei für den Bildgrund und feiner Federzeichnung für Figuren und Gesichter auf. Die Gewänder suggerieren schwere Stoffe, deren Falten eckig umknicken oder stauchen und die weiblichen Figuren in einem voluminösen Bausch umhüllen. Mit schwarzer, mitunter sehr feiner Strichelung werden differenzierte Physiognomien, Haartrachten, Extremitäten und Gewandpartien sicher ausgearbeitet. Unterschiede in der Strichführung und Gesichtsbildung legen die Beteiligung mehrerer Zeichner nahe. Neben geraden, nahezu kantigen Gesichtskonturen und kurzen, energischen Parallelschraffuren (z. B. 136r und die folgenden Illustrationen) in Kombination mit schlanken Proportionen und zierlichen Köpfen über voluminösen Körpern ist im vorderen Teil auch eine weichere Linienführung in Verbindung mit einer weniger gelängten Figurengestaltung zu beobachten (24r, 43r, 114r). Einheitlich und mit großer Sorgfalt ausgeführt ist die Kolorierung, bei der die Abschattierung für eine überzeugende Plastizität der Figuren sorgt. Markant ist dabei vor allem die geschickte Verwendung des weißen Bildgrundes, der mehrfach für den Umhang Mariens mit blauer Lasur und feinen Federstrichen modelliert wird. Der souveräne Einsatz von Federzeichnung und Kolorierung lässt an eine Entstehung im schwäbischen Raum denken.

Bildthemen:

siehe Bildthementabelle in der Einleitung zur Untergruppe 73.10. Die Bildthemen stimmen weitgehend mit den Exemplaren in Chantilly, Lüttich, Karlsruhe und Nürnberg überein (Nr. 73.10.2., Nr. 73.10.7., Nr. 73.10.6., Nr. 73.10.8.). Abweichungen bieten nur wenige Themen: Hinzugekommen sind die Heilung eines Aussätzigen (90v) und die Enthauptung Johannes’ des Täufers (95v), statt einer Illustration zur Grablegung Christi werden die Wächter am verschlossenen Grab gezeigt (192v). Ikonografische Besonderheiten: Bei der Eheschließung werden Maria und Joseph begleitet von Anna und Joachim (16r); bei der Heimsuchung sind die Kinder in den Leibern der Mütter sichtbar (19r). Im Zusammenhang mit der zusätzlichen Illustration zur Enthauptung des Täufers kann dies auf ein besonderes Interesse der Auftraggeber an Johannes dem Täufer hindeuten, da er als erster Bekenner hier Jesus bereits pränatal seine Verehrung erweist. Bei der Geburt werden Maria und Joseph in Anbetung gezeigt (31v), bei der Darstellung der Heiligen Familie ist Joseph mit Gebetsschnur und aufgeschlagenem Buch ausgestattet, während Jesus Wasserkrüge trägt und Maria mit der Haspel hantiert (61r). Bereits beim Gebet im Garten Gethsemane (155r) ist Christus mit Blutstropfen übersät; bei der Auferstehung (199r) erscheint er über dem geschlossenen Grab.

Farben:

Grün und Blau (Lapislazuli), Rot, Gold für die Nimben, Rosa und Violett für die Gewänder, Zitronengelb.

Literatur:

Barack (1865); Neukatalogisierung der Donaueschinger Handschriften im Handschriftenzentrum Leipzig durch Katrin Sturm als Typoskript dankenswerterweise zur Verfügung gestellt. – Geith (1990) S. 29; »Unberechenbare Zinsen« (1993) Kat.-Nr. 29, S. 112; Die Karlsruher Passion (1996) Kat.-Nr. 45, S. 230, Farbtaf. 15.2; Geith (2000) S. 282f.

Weitere Materialien im Internet:

Handschriftencensus

Abb. 16: 16r. Vermählung Mariens.

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Abb. 16.