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37.1.4. Cologny-Genève, Bibliotheca Bodmeriana, Cod. Bodmer 42

Bearbeitet von Ulrike Bodemann

KdiH-Band 4/1

Datierung:

Um 1455/60 (Wasserzeichendatierung Wetzel [1994]).

Lokalisierung:

Elsaß (Hagenau, Werkstatt Diebold Laubers?).

Besitzgeschichte:

Vielleicht aus dem Besitz der Grafen von Hanau-Bieneck-Münzenberg (1429 zur Reichsgrafschaft erhoben), deren Wappen nach Wetzel (1994) dem des Wasserzeichens der im 16. Jahrhundert beigefügten Spiegelblätter äußerst ähnlich ist (die verwandtschaftliche Nähe zu Graf Philipp von Hanau-Lichtenberg, dem Besitzer der Handschrift Frankfurt, Stadt- und Universitätsbibliothek, Ms.germ.qu. 15 [›Bellifortis‹], deren Entstehung Saurma-Jeltsch [2001] Bd. 2, S. 37–41, Nr. I. 24, in der Lauber-Werkstatt vermutet, könnte nach Saurma-Jeltsch, Bd. 1, S. 160, ein weiterer Anhaltspunkt für die Annahme der Herkunft auch der ›Edelstein‹-Handschrift aus der Lauber-Werkstatt sein). Später in der Bibliothek des Franziskanerklosters Frauenberg in Fulda (1905 Archivbeschreibung Julius Wiegand). Zwischen 1941 und 1945 (Beschlagnahmung des Klosters durch die Gestapo) entwendet und in den Kunsthandel gelangt, dabei sind die bei Wiegand genannten Hinweise auf Fulda (Bibliotheca ffrm. Min. Fulda incorporatur [18. Jahrhundert]. Alte Signatur: P. III. 13.) u. U. getilgt worden (dagegen kennt Wiegand den nicht identifizierten Wappenstempel 8r noch nicht). 1956 durch Martin Bodmer erworben. Die Identität der ehemals Fuldaer mit der Bodmer-Handschrift wurde erst 2007 durch Gerd Dicke, Eichstätt, festgestellt.

Inhalt:
8r–120v Ulrich Boner, ›Der Edelstein‹

Hs. G (Bearbeitung, um individuelle Zusätze unklarer Herkunft – zwei Tierbispel, zwei Tierfabeln – erweitert)

I. Kodikologische Beschreibung:

Papier, erhalten sind 106 von ca. 137 Blättern (originale Zählung 8–120; es fehlen die ersten acht Blätter, die Inhaltsverzeichnis, Prolog und Fabel Nr. 1 enthalten haben könnten, ferner im Handschrifteninnern je ein Blatt in der vierten [Blatt 44] und siebten Lage [Blatt 82], fünf Blätter in der sechsten Lage [Blatt 66–70] sowie bis zu 11 Blätter und mindestens eine weitere Lage [Sexternio] am Schluß), 290 × 215 mm, einspaltig, 28–30 Zeilen, abgesetzte Verse, Bastarda, ein Schreiber (die Identifizierung mit dem Schreiber der Diebold-Lauber-Handschriften Bonn, Universitäts- und Landesbibliothek, S 500, Brüssel, Bibliothèque royale, ms. 14697 und Heidelberg, Universitätsbibliothek, Cod. Pal. germ. 19 sowie Cod. Pal. germ. 339 – so Saurma-Jeltsch [2001] Bd. 1, S. 137 Anm. 499 und Bd. 2, Kat. II.3, S. 134 – ist unsicher). Überschriften, Strichel der Versanfänge, Caput-Zeichen rot, Lombarden zu Beginn der Fabeln rot oder grün über drei Zeilen (9r über sechs Zeilen). In der ersten Zeile einer Seite gelegentlich cadellenartige Majuskeln.

Schreibsprache:

alemannisch-elsässisch (Wetzel [1994] S. 33).

II. Bildausstattung:

Im erhaltenen Teil 83 Bilder vorgesehen, nicht ausgeführt (Blattangaben siehe Einleitung zur Untergruppe 37.1.). Die Bildräume sind von Schreiberhand (nicht ganz systematisch, hierzu Wetzel [2012]) am oberen Randsteg rot beziffert, der letzte trägt die Ziffer LXXXIIII.

Format und Anordnung:

Die ungefähr die Hälfte bis Zweidrittel der Schriftspiegelhöhe umfassenden Bildräume sind meist zwischen den Überschriften und dem Reimtext freigelassen, versehentlich einmal am Textende (zu Nr. 36 [Fliege und Kahlkopf] 54r), aus Platzgründen und bei mehreren zu einer Fabel vorgesehenen Bildern mehrfach zwischen dem Text (z. B. zu Fabel Nr. 57 [Frau und Dieb] 90r vor dem Text, 91v im Text, 92r im Text). Der nahezu ganzseitige Bildraum 8v zu Fabel Nr. 2 (Affe und Nuß), die auch durch die übergroße Initiale 9r besonders hervorgehoben wird, ist ungewöhnlich und vor allem dann unverständlich, wenn man davon ausgeht, daß die verlorenen Anfangsblätter der Handschrift Prolog und Fabel Nr. 1 enthalten haben (unter Verzicht auf Prolog und titelgebender Fabel von Hahn und Edelstein beginnt der überwiegende Teil der Überlieferungsträger erst mit Fabel Nr. 2 die Sammlung). Das Fehlen eines Bildraums zu Nr. 61 [Jude und Schenk] geht wohl auf ein Versehen zurück.

Bis Blatt 93v an Stelle einer das Fabelpersonal benennenden Textüberschrift oft (17 mal) ein lateinischer (!) Titulus, der ebenfalls bei Bildräumen im Text vorkommt und somit offenbar auch die Funktion einer Malanweisung erfüllt (nach dem Muster 93v Sequitur tres mulieres speciosi nimis stantes in vicem; bei Bildräumen zwischen dem Text statt dessen mehrfach nur der kurze Bildhinweis figura o. ä.: 83r, 84r, 91v, 92r, 94r). Die lateinischen Malanweisungen lassen keine Rückschlüsse auf eine mögliche Motivnähe zu anderen erhaltenen ›Edelstein‹-Handschriften zu. Für die Abhängigkeit einer illustrierten Vorlage spricht das Vorhandensein der Bildtitel. Sie sind nicht vorhanden bei den vier interpolierten Stücken, die in der Edelstein-Überlieferung und auch sonst unbekannt sind (›Katze und Maus‹ Wie ein herre sinen Amptluten vngetruwen bosen lon gitt, mit Bildraum 11v; ›Mann und Sperber‹ Von versehener gehorsamkeit mit Bildraum 29v; ›Fliege und Spinne‹ [Überschrift fehlt wegen Blattverlusts] mit Bildraum 45r, ›Scheintoter Fuchs und Krähen‹ Von schalckeit des füchsen mit Bildraum 48r; hierzu jetzt ausführlich Wetzel [2012]). Da auch die eingefügten fremden Stücke (bezifferte) Bildfreiräume aufweisen, bleibt es unklar, ob sie in die Handschrift Bodmer 42 spontan eingeschoben wurden oder bereits Bestandteil der Vorlage waren.

Trotz der raumzeitlichen Nähe zu der Werkstatt Diebold Laubers in Hagenau läßt sich die Lokalisierung der Genfer Handschrift hierher bislang nicht endgültig bestätigen (vgl. Wetzel [2012] S. 259).

Literatur:

Wetzel (1994) S. 32–37, Abb. 2 (18v). – Handschriftenarchiv der Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften: Fulda, Bibliothek des Franziskanerklosters Frauenberg, o. Sign. Beschrieben von Julius Wiegand, Fulda 1905, 3 Bll. (online über: http://dtm.bbaw.de/HSA/Fulda_700336410000.html/); Bodemann/Dicke (1988) S. 467 f.; Saurma-Jeltsch (2001) Bd. 2, S. 134, Nr. II.3, u. ö.; René Wetzel: Diebold Laubers ysopus gemolt? Zur Boner-Handschrift Cod. Bodmer 42 (G) in der Bibliotheca Bodmeriana, Cologny-Genf. In: Christoph Fasbender (Hrsg.): Aus der Werkstatt Diebold Laubers. Berlin 2012 (Kulturtopographie des alemannischen Raumes 3), S. 256–285.

Weitere Materialien im Internet:

Handschriftencensus