KdiH

KdiH

_ (der Unterstrich) ist Platzhalter für genau ein Zeichen.
% (das Prozentzeichen) ist Platzhalter für kein, ein oder mehr als ein Zeichen.

Ganz am Anfang und ganz am Ende der Sucheingabe sind die Platzhalterzeichen überflüssig.

ß · © ª º « » × æ œ Ç ç č š Ł ł ́ ̀ ̃ ̈ ̄ ̊ ̇ ̋ ͣ ͤ ͥ ͦ ͧ ͮ Α Β Γ Δ Ε Ζ Η Θ Ι Κ Λ Μ Ν Ξ Ο Π Ρ Σ Τ Υ Φ Χ Ψ Ω α β γ δ ε ζ η θ ι κ λ μ ν ξ ο π ρ σ ς τ υ φ χ ψ ω ͅ ̕ ̔

98.0.2. Heidelberg, Universitätsbibliothek, Cod. Pal. germ. 365

Bearbeitet von Lena Strittmatter

KdiH-Band 9

Datierung:

Um 1420.

Lokalisierung:

Elsass.

Besitzgeschichte:

Entstammt der Elsässischen Werkstatt von 1418. Nach Wegener (1927, S. VI) ist es möglich, dass Kurfürst Ludwig III. von der Pfalz (1378–1436) die Handschrift aus dieser in ihrer Entstehungszeit erwarb, auch Backes (1992, 113f.) verweist auf diese Möglichkeit. Später finden sich viele der Handschriften aus kurfürstlichem Besitz in der Universitätsbibliothek zu Heidelberg, aus der sie 1622/23 nach Rom gelangten. Erst 1816 erfolgte die Rückgabe der meisten deutschsprachigen Handschriften.

Inhalt:
1. 1r–36r ›Ortnit‹ D (a)
2. 36r–186v ›Wolfdietrich‹ D (a)
I. Kodikologische Beschreibung:

Papier, 192 Blätter, etwa 268 × 205 mm, oberrheinische Bastarda, eine Hand, einspaltig, 27–32 abgesetzte Verse, rote Initiale über fünf Zeilen (2r), 273 rote Lombarden meist über ein bis zwei Zeilen, rote Aventiureüberschriften (21r, 87r–160v), Rubrizierung mit gestrichelten Versalien.

Schreibsprache:

elsässisch (Kofler [2012] S. 30) / alemannisch (Miller/Zimmermann [2007] S. 243).

II. Bildausstattung:

Eine lavierte Federzeichnung (1v–2r).

Format und Anordnung:

Auf 1v ganzseitig, auf 2r auf der oberen Hälfte der Seite fortgeführt.

Bildaufbau und -ausführung:

Ein gerüsteter Ritter reitet mit eingelegter Lanze zwei feuerspeienden Drachen entgegen, welche aus einer Höhle hervorkommen. Der Untergrund besteht aus einem Bodenstück mit Bäumen, Gräsern und ährenartigen Pflanzen, während der Himmel nicht dargestellt ist. Der Ritter trägt einen ausladenden Federbusch auf dem Helm und einen Umhang. Passend zu der Form des Lanzenkampfes wird seine Rüstung mit schützendem Beinzeug ergänzt.

Die stilistische Ähnlichkeit mit der Illustration aus Nr. 98.0.1. ist deutlich, auch wenn unklar bleiben muss, ob beide Illustrationen dem gleichen Zeichner zuzuschreiben sind; auch Saurma-Jeltsch (2001) schwankt bei der Zuweisung und legt sich nicht zwischen Malergruppe I und II fest.

Bildthemen:

Eine inhaltliche Zuordnung kann alleine durch die auf der gegenüberliegenden Seite abgebildeten Drachen erfolgen. Anders als bei der Abbildung in Nr. 98.0.1. lässt die dargestellte Kampfszene mit dem Drachen eine genauere inhaltliche Verortung zu, dennoch passt die Zeichnung ebenso wie in Nr. 98.0.1. sowohl zum Inhalt des ›Ortnit‹ als auch zu dem des ›Wolfdietrich‹, denn beide Helden reiten gegen die Drachen und die Illustration bildet nicht den in den beiden Geschichten differenten Ausgang des Kampfes ab (untze der keiser riche dar vmb leit den tot 36r V. 5, er slůg ir ab das houbet 148r V. 15). Bei der abgebildeten Höhle ist anzunehmen, dass es sich um eine Darstellung der stainwant handelt, womit innerhalb des Textes mehrfach und in immer anderen Kontexten der Raum der Drachen beschrieben ist (do kam ich vnwissende fúr eines steines want 34r V. 16). Doch die Text-Bild-Kohärenz wird hier zu Gunsten der stereotypen Darstellung vernachlässigt oder übergangen, was typisch für diese Art der Darstellung ist, bei der eine genaue inhaltliche Abbildung nur insoweit realisiert wird, als sie für das Verständnis des Bildes notwendig erscheint (Stamm-Saurma [1987] S. 47). Da der Begriff der stainwant auch immer wieder zur Beschreibung von Höhlen genutzt wird, muss die Ungenauigkeit der fehlenden Felsoberfläche zugunsten der durchgängigen Gras-Darstellung als geringe Abweichung bewertet werden. Auffällig ist auch die Darstellung von genau zwei Drachen, denn die Angaben im Text variieren: Im Ortnit-Teil berichtet der Jäger von zwene wurme cleine, die er aus eins steines want (34r V. 21f.) mitgenommen hat, während Ortnit im ›Wolfdietrich‹ nur noch dem Wurm (schadesan 90r V. 18) und dessen Nachkommen zum Opfer fällt. Über Wolfdietrich hingegen wird im Text berichtet, dass er slůg ir in dem berge zwölff nach ritters sit (148r V. 16). Es findet also auch an dieser Stelle kein Kampf gegen zwei Drachen statt, was den gleichen Befund wie bei der Abbildung der stainwant nahelegt, nämlich dass es sich hier um eine stereotype Darstellung handelt. Ob es sich im Falle der Zeichnung in dieser Handschrift um eine Erweiterung um das Motiv der Drachenhöhle oder umgekehrt im Falle der anderen Abbildung um eine Reduktion des Motives handelt, ist nicht entscheidbar.

Farben:

unterschiedliche Grün- und Rottöne sowie Kobalt, Gelb und Umbra.

Literatur:

Wegener (1927) S. 19; Miller/Zimmermann (2007) S. 243–245. – von Wilpert (1965) 12f.; Haymes (1984) S. XXVII; Mittler/Werner (1986) S. 71–73; Kofler (2001) bes. S. 26–31; Saurma-Jeltsch (2001) S. 69.

Weitere Materialien im Internet:

Handschriftencensus

Abb. 203: 1v–2r. Drachenkampf.

98.0.2._Abb._203.jpg
Abb. 203.