98.0.2. Heidelberg, Universitätsbibliothek, Cod. Pal. germ. 365
Bearbeitet von Lena Strittmatter
KdiH-Band 9
Um 1420.
Elsass.
Entstammt der Elsässischen Werkstatt von 1418. Nach
1. | 1r–36r | ›Ortnit‹ D (a) |
2. | 36r–186v | ›Wolfdietrich‹ D (a) |
Papier, 192 Blätter, etwa 268 × 205 mm, oberrheinische Bastarda, eine Hand, einspaltig, 27–32 abgesetzte Verse, rote Initiale über fünf Zeilen (2r), 273 rote Lombarden meist über ein bis zwei Zeilen, rote Aventiureüberschriften (21r, 87r–160v), Rubrizierung mit gestrichelten Versalien.
elsässisch (
Eine lavierte Federzeichnung (1v–2r).
Auf 1v ganzseitig, auf 2r auf der oberen Hälfte der Seite fortgeführt.
Ein gerüsteter Ritter reitet mit eingelegter Lanze zwei feuerspeienden Drachen entgegen, welche aus einer Höhle hervorkommen. Der Untergrund besteht aus einem Bodenstück mit Bäumen, Gräsern und ährenartigen Pflanzen, während der Himmel nicht dargestellt ist. Der Ritter trägt einen ausladenden Federbusch auf dem Helm und einen Umhang. Passend zu der Form des Lanzenkampfes wird seine Rüstung mit schützendem Beinzeug ergänzt.
Die stilistische Ähnlichkeit mit der Illustration aus Nr. 98.0.1. ist deutlich, auch wenn unklar bleiben muss, ob beide Illustrationen dem gleichen Zeichner zuzuschreiben sind; auch
Eine inhaltliche Zuordnung kann alleine durch die auf der gegenüberliegenden Seite abgebildeten Drachen erfolgen. Anders als bei der Abbildung in Nr. 98.0.1. lässt die dargestellte Kampfszene mit dem Drachen eine genauere inhaltliche Verortung zu, dennoch passt die Zeichnung ebenso wie in Nr. 98.0.1. sowohl zum Inhalt des ›Ortnit‹ als auch zu dem des ›Wolfdietrich‹, denn beide Helden reiten gegen die Drachen und die Illustration bildet nicht den in den beiden Geschichten differenten Ausgang des Kampfes ab (untze der keiser riche dar vmb leit den tot 36r V. 5, er slůg ir ab das houbet 148r V. 15). Bei der abgebildeten Höhle ist anzunehmen, dass es sich um eine Darstellung der stainwant handelt, womit innerhalb des Textes mehrfach und in immer anderen Kontexten der Raum der Drachen beschrieben ist (do kam ich vnwissende fúr eines steines want 34r V. 16). Doch die Text-Bild-Kohärenz wird hier zu Gunsten der stereotypen Darstellung vernachlässigt oder übergangen, was typisch für diese Art der Darstellung ist, bei der eine genaue inhaltliche Abbildung nur insoweit realisiert wird, als sie für das Verständnis des Bildes notwendig erscheint (
unterschiedliche Grün- und Rottöne sowie Kobalt, Gelb und Umbra.
Abb. 203: 1v–2r. Drachenkampf.