KdiH

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98.0.1. Frankfurt a. M., Universitätsbibliothek, Ms. Carm. 2

Bearbeitet von Lena Strittmatter

KdiH-Band 9

Datierung:

Um 1420.

Lokalisierung:

Elsass.

Besitzgeschichte:

Entstammt der Elsässischen Werkstatt von 1418 (enge Verbindungen zu Nr. 98.0.2 aus derselben Werkstatt). Obwohl der Eintrag (Item hab ich sollches alles zu wissen gemacht Brud so dusolb) auf IIIr aufgrund der Anrede eines Bruders nahelegt, dass die Handschrift bereits früher dort eintraf (Kofler [2001] S. 33f.), lässt sie sich erst 1748 im Katalog des Karmeliterklosters in Frankfurt nachweisen, von wo die Bestände 1802 anlässlich der Säkularisierung in die Frankfurter Stadtbibliothek überführt wurden.

Inhalt:
1. 1r–40r ›Ortnit‹ D (b)
2. 40v–226v ›Wolfdietrich‹ D (b)
I. Kodikologische Beschreibung:

Papier, 229 Blätter, 202 × 290 mm, oberrheinische Bastarda, eine Hand, einspaltig, 21–32 abgesetzte Verse, Fleuronné-Initiale in Blau und Rot (1r), rote fünfzeilige Initiale (40v), unregelmäßig verteilt 136 rote Lombarden, meist über zwei Zeilen, Rubrizierung.

Schreibsprache:

elsässisch (Kofler [2001] S. 33).

II. Bildausstattung:

Eine kolorierte Federzeichnung (1r). Links daneben rot-blauer Blattstab.

Format und Anordnung:

Federzeichnung halbseitig vor Textbeginn.

Bildaufbau und -ausführung:

Die Illustration zeigt einen gerüsteten Ritter, der mit angelegter Lanze, die mit einer Fahne versehen ist, auf ansteigendem Untergrund reitet. Die Abbildung wirkt reduziert und bedient sich einer stereotypen Art der Darstellung, die durch reine Andeutungen ihren Inhalt vermittelt. Es werden weder Hintergrund noch Umgebung abgebildet und die Beschaffenheit des Untergrundes ist nur durch einfache Striche und Linien angedeutet.

Diese Art der Darstellung ist typisch für die Handschriften, welche von der älteren Forschung unter dem irreführenden Begriff der ›Volkshandschriften‹ zusammengefasst wurden: Papierhandschriften des 14. und 15. Jahrhunderts, die sich aus Gründen der höheren Produktivität einfacherer Darstellungsformen bedienen, die aber keineswegs nur von städtischem Publikum, sondern hauptsächlich vom Adel rezipiert wurden (Stamm-Saurma [1987] S. 42).

Bildthemen:

Das Initialbild steht zwar zu Beginn des ›Ortnit‹, dennoch könnte sich die Darstellung auf beide in der Handschrift enthaltenen Texte beziehen, da der Ritter ebenso eine Abbildung Wolfdietrichs sein könnte. Für diese Vermutung spricht auch die Darstellung der auffallenden Helmzier eines gekrönten Löwen, die auf das sowohl von Ortnit (dar vs luhte ein lowe, der waz von golde rot 23r V. 25) als auch von Wolfdietrich (er fúrt an sime schilte ein lówen von golde rot 171r V. 15) geführte Wappen des goldenen Löwen verweist. Dieser Befund würde auch mit der Präsentation der beiden Textteile im Codex korrelieren, die zwar durch eine Überschrift und Initiale abgesetzt, aber dennoch wie zwei zusammengehörige Teile präsentiert werden. Es kann keine Zuordnung zu einer bestimmten Textstelle oder Episode des Textes vorgenommen werden.

Farben:

Rotbraun, Gelb, Dunkelbraun, Hellblau, Grau, Grün

Literatur:

Powitz/Buck (1974) S. 408–410. – Haymes (1984) S. XXXVII; Kofler (2001) bes. S. 31–34; Saurma-Jeltsch (2001) Bd. 2, S. 37.

Weitere Materialien im Internet:

Handschriftencensus

Abb. 201: 1r. Ritter (Ortnit oder Wolfdietrich).

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Abb. 201.