KdiH

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91.0.3. Dresden, Sächsische Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek, Mscr.Dresd.M.67

Bearbeitet von Katharina Glanz

KdiH-Band 9

Datierung:

Zwischen ca. 1445 und ca. 1470.

Lokalisierung:

Nordbayern/Ostfranken (Hoffmann [2022] S. 843: »Raum Eichstätt?«).

Ausführliche Beschreibung der Handschrift siehe Nr. 37.1.5.

Inhalt: Sammelhandschrift, darin u. a.
1. 2v–3r ›Wer nicht weiß, was rechte Liebe sei‹
einzige Überlieferung
I. Kodikologische Beschreibung:

Papier, 226 Blätter (mit Blattverlust Bl. 5), 330 × 210 mm, Bastarda. Die Handschrift besteht aus drei Teilen von der Hand unterschiedlicher Schreiber (I: 2v–3r: das ursprünglich selbständige, einseitig beschriebene Doppelblatt 2/3 wurde erst nachträglich zusammen mit dem Doppelblatt 1/4 als erste Lage eingefügt; das Blatt im Großfolio-Format wurde querständig eingeheftet, siehe unten Format und Anordnung). Die Handschrift wurde während der Auslagerung im Zweiten Weltkrieg durch Wasser schwer beschädigt.

Schreibsprache:

nordbairisch-ostfränkisch.

II. Bildausstattung:

Eine kolorierte Federzeichnung (2v–3r) zu Text 1. Zu den weiteren Illustrationen siehe Nr. 37.1.5.

Format und Anordnung:

Die gegenüber dem Text visuell durchaus dominante Zeichnung nimmt etwa zwei Drittel der Höhe und die gesamte Breite des querständig eingefügten Blattes ein. Um diese herum gruppiert sich der Minneredentext in vier Blöcken. Die Leserichtung ist durch die Paarreimbindung vorgegeben und verläuft von links oben nach links unten sowie von rechts oben nach rechts unten. Das Layout ist ungewöhnlich; mit großer Wahrscheinlichkeit wurde die Zeichnung vor dem Text angefertigt. Die heute sehr spezielle Lesesituation, die das Drehen des Codex quer zur üblichen Leserichtung erforderlich macht, war in dieser Form ursprünglich nicht intendiert und ist das Ergebnis einer pragmatischen Entscheidung des Buchbinders beim Zusammenfügen der Handschrift.

Bildaufbau und -ausführung:

Einfache rahmenlose Federzeichnung: Nackte junge Frau mit langem Haar, die sich dem Betrachter mit vorgestelltem linken Bein und ausgebreiteten Flügeln anstelle der Arme präsentiert. Die Augen sind groß und weit geöffnet, der Blick starr. An den Füßen finden sich Wundmale. Auf Boden, Hintergrund und weitere Kulissen wurde verzichtet. Farbe kommt nur spärlich zum Einsatz und beschränkt sich auf dasselbe Rot, mit dem auch die Rubrizierungen ausgeführt sind. Koloriert sind lediglich Wangen und Lippen der Figur sowie Teile der Fittiche. Bei den scheinbar vom rechten Fuß herabfließenden Blutstropfen handelt es sich um durch Wassereinfluss bedingte Abfärbungen.

Bildthemen:

Das Bild illustriert in engem Textbezug die Ausführungen der rechten lieb. Diese tritt in der Minnerede als Ich-Erzählerin auf und gibt dort Auskunft über Einzelheiten ihrer Gestalt, um diese später auszulegen. Achnitz (2006, S. 146) verweist auf das mögliche Vorbild der Minnelehre des Johann von Konstanz; dort allerdings Diskurs zwischen antikem Cupido und Erzähler-Ich. Eine Durchmischung der ikonografischen Typen von Amor / Cupido / Frau Minne / Venus mit christlicher Ikonografie ist innerhalb der profan-erotischen Ikonografie nicht ungewöhnlich ebenso wie Ungenauigkeiten des Bildes gegenüber dem Text. So ist Frau Liebe entgegen dem Text nicht blind, sondern mit offenen Augen dargestellt. Dergestalt begegnet sie im Codex noch einmal auf 13v zum Text des ›Welschen Gasts‹ (siehe Stoffgruppe 134.). Der besondere Charakter des Doppelblattes als ehemalige Einblatthandschrift mit ihrer Kombination von Text und Bild ist eng mit ihrer Funktion als Medium privater Liebesfrömmigkeit und Minneandacht verbunden.

Farben:

bis auf spärlichen Einsatz von Rot nicht koloriert.

Literatur:

Siehe auch Nr. 37.1.5.; Hoffmann (2022) S. 843–859. – Klingner/Lieb (2013) Bd. 2, S. 47 (Dr3).

Weitere Materialien im Internet:

Handschriftencensus

Abb. 141: 2v–3r. Die geflügelte Liebe.

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Abb. 141.