KdiH

KdiH

_ (der Unterstrich) ist Platzhalter für genau ein Zeichen.
% (das Prozentzeichen) ist Platzhalter für kein, ein oder mehr als ein Zeichen.

Ganz am Anfang und ganz am Ende der Sucheingabe sind die Platzhalterzeichen überflüssig.

ß · © ª º « » × æ œ Ç ç č š Ł ł ́ ̀ ̃ ̈ ̄ ̊ ̇ ̋ ͣ ͤ ͥ ͦ ͧ ͮ Α Β Γ Δ Ε Ζ Η Θ Ι Κ Λ Μ Ν Ξ Ο Π Ρ Σ Τ Υ Φ Χ Ψ Ω α β γ δ ε ζ η θ ι κ λ μ ν ξ ο π ρ σ ς τ υ φ χ ψ ω ͅ ̕ ̔

80.4.1. Berlin, Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Hdschr. 386

Bearbeitet von Franziska Stephan

KdiH-Band 8

Datierung:

Um 1400 (Keil/Schnell [1989] Sp. 50).

Lokalisierung:

Bayern (Straubing?) (Aderlaß und Seelentrost [2003] S. 359).

Besitzgeschichte:

Handschrift aus dem Nachlass eines in Regensburg tätigen Berufsastrologen, vermutlich ein zwischen 1439 und 1500 lebender ›Meister Jörg‹. Verschiedene Einträge und Benutzungsspuren (18v, 20v) sowie Nachträge von zwei Händen (20v) weisen auf die Benutzung des Losbuches zur Wahrsagung noch um 1500 hin (Zapf [2014a] Sp. 687). Die Handschrift kam zu einem unbestimmten Zeitpunkt in die Gräflich Ortenburgische Bibliothek, die 1805 auf Schloss Tambach zu Weitramsdorf bei Coburg verlagert wurde (ohne Signatur; Schmidt [1842] Nr. 22). 1986 wurde sie durch das Antiquariat Dr. Jörn Günther in Hamburger Privatbesitz verkauft (Keil/Schnell [1989] Sp. 50) und hieraus 1993 für die Handschriftenabteilung der Berliner Staatsbibliothek erworben.

Inhalt:
1r–18r Ortenburger Losbuch
28 Fragen und 28 mal 28 Antworten sowie vier Scheiben (1r, 1v, 19r, 20r), bei denen es sich vermutlich um einen Teil des Losmechanismus handelt; 2r–v vier Verweistabellen mit 28 Fragen; 3r–4r Prolog des Verfassers; 4v–18r 28 Losrichter mit je 28 Lossprüchen aus zwei Reimpaaren
I. Kodikologische Beschreibung:

Pergament, 20 Blätter, 295 × 220 mm, Bastarda, zwei Schreiber (I: 1r–13v, 16r–18r; II: 14r–15v, wohl ergänzt), dreispaltig (2r–v), zweispaltig (3r–18r), 56 Zeilen (4rb 60 Zeilen), Textgliederung durch Längs- und Querlinien, Rubrizierung, z. T. fleuronnierte Initialen in Rot, Blau und Grün.

Schreibsprache:

mittelbairisch.

II. Bildausstattung:

Vier bunt kolorierte Scheiben, davon zwei mit floral-ornamentaler Gestaltung und eine mit figürlichem Schmuck, vier systematische Tabellen mit variierendem Textschmuck.

Format und Anordnung, Bildaufbau und -ausführung, Bildthemen:

2r–v Fragen und Verweistabellen: Je zwei Tabellen übereinander pro Seite, diese sind durch Absätze, ein mit Tinte gezogenes Zeilengerüst, rote Strichelung sowie die unterschiedliche Gestaltung der Zeileninitialen voneinander abgegrenzt (vierzeilige Lombarden, alternierend in Rot und Grün; einzeilige Lombarden in Rot und Blau; rote Strichelung). Die Textgliederung durch ein- und mehrzeilige Lombarden in Rot und Blau sowie Zahlen von I bis XXVIII ist bei den Lossprüchen (4v–18r) fortgesetzt.

Die vier den Text ein- und ausleitenden Scheiben sind jeweils mittig auf den Seiten platziert und unterschiedlich binnengegliedert. 1r Scheibe aus drei Kreisringen: im Zentrum mit sechsblättriger Blüte; um das Zentrum zwei Kreisringe mit 28 kleinen, regelmäßig verteilten Kreisen (innen 11, außen 17). 1v Scheibe ähnlich 1r, die beiden äußeren Kreisringe sind jedoch in 32 gleichmäßige Segmente geteilt (innen und außen je 16). 19r Scheibe mit zwölf gleichmäßigen Segmenten, am Ende der Linien im Randbereich der Scheibe die zwölf Tierkreiszeichensymbole. 20r plastisch ausgestaltete Scheibe mit drei Kreisringen, auf die 30 kleinere Kreise verteilt sind: im Zentrum sechs Kreise, im Scheitelpunkt mit der plastischen Darstellung einer Hand mit erhobenem Zeigefinger; der äußere Ring mit zwölf Kreisen, im Scheitelpunkt mit der plastischen Frontaldarstellung eines männlichen Kopfes mit Hut. Bei den figürlichen Darstellungen handelt es sich wohl um das »Bild eines Gelehrten und einer erhobenen Hand als Aufmerksamkeit heischendes Zeichen« (Aderlaß und Seelentrost [2003] S. 359). Die Hand mit dem erhobenen Zeigefinger könnte auch auf das Erlosen einer Zahl mittels Stichomantie, d. h. das (blinde) Stechen mit dem Finger auf die ›Wählscheibe‹, hinweisen. So auch bei den beiden Scheiben auf 1r und 1v mit deutlichen Benutzungsspuren. Die Funktion der Tierkreiszeichenscheibe (19r) ist unklar.

Farben:

schmale Palette für die Initialen und die Scheiben auf 1r und 1v: Zinnober, Blau, Moosgrün; breitere Palette mit verschiedenen Rottönen für die Scheiben auf 19r und 20r: Schwarz, Grau, Dunkelblau, Hellblau, Orange, Goldgelb, Moosgrün, Graugrün, Kirschrot, Rostrot, Braunrot, Zinnober.

Literatur:

Schmidt (1842) S. 365 (Nr. 22); Keil/Schnell (1989). – Aderlaß und Seelentrost (2003) S. 359–362 (Nr. 171); Tuczay (2012) S. 204; Jurchen (2014) Sp. 241 (C.b. 2d); Zapf (2014a); Heiles (2018) Nr. 6.

Weitere Materialien im Internet:

Handschriftencensus

Abb. 148: 20r. (Los-)Scheibe.

80.4.1._Abb._148.jpg
Abb. 148.