40.1.2. Heidelberg, Universitätsbibliothek, Cod. Pal. germ. 362
Bearbeitet von Christine Putzo
KdiH-Band 4/2
Um 1442/44.
4*r Eintrag der Devise Johanns von Mosbach-Neumarkt (1443–1486), Dii ceptis as[pirate], darunter leeres Spruchband. Aus der Lauber-Produktion vielleicht erworben durch seinen Vater, Pfalzgraf Otto I. (so
1v–207v |
Konrad Fleck, ›Flore und Blanscheflur‹
Hs. H |
Papier, 228 Blätter (erstes und letztes Blatt unfoliiert, als Spiegel), 282 × 210 mm, Bastarda, eine Hand, einspaltig, 20–23 Zeilen, rote Kapitelüberschriften bzw. Bildbeischriften, rote Lombarden über 4–7 Zeilen, Rubrizierungen.
elsässisch.
36 mit Wasser- und Deckfarben kolorierte Federzeichnungen (1v, 6r, 12r, 18r, 26r, 35r, 40r, 48r, 54r, 60r, 68r, 73v, 79v, 83v, 89r, 94v, 99r, 105r, 114r, 122r, 130r, 133v, 135r, 137r, 141v, 145v, 147r, 164r, 166v, 168v, 173v, 178r, 185v, 189v, 201v, 204v), Zeichner(gruppe) A der Lauber-Produktion. Zeitgenössische Zählung (rot) in römischen Ziffern, überspringt die erste Zeichnung 1v und numeriert die letzte 204v fälschlich xxv.
2r blau-rot ausgeführte Zierinitiale mit Blattapplik, Rankenausläufern und Drolerie (Wildmann mit Keule) über neun Zeilen.
In der Regel ganzseitige (68r
Ungerahmt; einfaches, gelegentlich geschwungenes Bodenstück, nach unten von Federlinie begrenzt; kein Hintergrund. Figurenpaare und -gruppen; handlungsbedingt Möbel, Transportmittel, Architekturen und Landschaften in unproportionalem Verhältnis zu den Figuren; florale Zierelemente. Figuren typisiert, betonte Gestik. Ausdruckslose Züge, vereinzelt auffallend durchbrochen durch Versuch mimischer Schmerzdarstellung (Protagonisten). Markierung der Protagonisten durch Haartracht, Kleidung und Insignien. Variierende detailstarke Ausführung der Textilien, vielfach variierende Kopfbedeckungen. In die Darstellungen integrierte Banner (12r, 48r, 54r, 79v, 89r, 99r), identifizierbar als Wappen elsässischer Adelsfamilien.
Überwiegend Dialogszenen sich gegenüberstehender Einzelfiguren oder kleiner Gruppen mit betonter, stereotyper Gestik (Hände oft überproportional); Reiseszenen; Versuche der Emotionsdarstellung durch Pointierung ausgewählter Handlungsmomente (Ohnmacht Blanscheflurs 35r, Ohnmacht Flores 60r, »umarmende« Vermessung des Turmes, in dem Blanscheflur gefangengehalten wird, durch Flore 130r). Daneben typisierte Szenen aus dem Mustervorrat der Lauber-Produktion der 1440er Jahre, stark ähnlich in anderen Handschriften dieser Phase nachweisbar, dem jeweiligen Handlungskontext nur durch Detailveränderungen eingepaßt. Textbezug stets eng.
Braunrot, Hellrot, Grün, Blau, Ockergelb, Braun, Weiß, Schwarzbraun.
Abb. 197: 26r. ›Flore und Blanscheflur‹: Flores Eltern; Flore und Blanscheflur auf der Minneburg.
Abb. 198: 35r. ›Flore und Blanscheflur‹: Blanscheflur fällt in Flores Schoß in Ohnmacht.