KdiH

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26A.12.1. Schwerin, Landesbibliothek Mecklenburg-Vorpommern, Ms. 376

Bearbeitet von Ulrike Bodemann

KdiH-Band 3

Datierung:

Um 1512/13.

Lokalisierung:

Rostock.

Besitzgeschichte:

Erstbesitzer wohl Heinrich V., dem Einband mit dem Monogramm UHzM und der Jahreszahl 1556 zufolge später im Besitz Ulrichs von Mecklenburg (1527–1603). 1951 aus der aufgelösten Landesbibliothek Neustrelitz nach Schwerin gekommen.

Inhalt:
1r–135r Nikolaus Marschalk gen. Thurius, ›Mecklenburgische Reimchronik‹

1r Widmung, 1v–5r Vorrede, 5v–111r Buch I, 111r–124v Buch II, 124v–128r Buch III, 128r–131r Buch IV, 131r–135r Buch V

I. Kodikologische Beschreibung:

Pergament, [I] + 139 Blätter (von neuzeitlicher Hand gezählt 1–139, Blatt 109 gehört vor Blatt 107, 135v–139v leer), ca. 250 × 175 mm. 21 vorlinierte Zeilen, Frakturschrift (in der Kreuzreimvorrede jeder zweite Vers eingerückt), ein Schreiber, Kapitelüberschriften in Rot, Kapitelinitialen als ausladende Cadellen außerhalb des Schriftspiegels in Schwarz mit Pinselgold, Strichelung ebenfalls in Pinselgold, jedoch (wie die Goldrandung der schwarzen Cadellen) nicht durchgehend, im hinteren Bereich der Handschrift nur noch sporadisch; im hinteren Einbanddeckel gedruckte Beschreibung der Handschrift, 19. Jahrhundert.

Schreibsprache:

hochdeutsch.

II. Bildausstattung:

45 halbseitige Bilder in Deckfarbenmalerei (7v, 9r, 14r, 15r, 16r, 16v, 18r, 18v, 20v, 23v, 24v, 27r, 27v, 29v, 30v, 36v, 41r, 41v, 42v, 51r, 57r, 60r, 61r, 62r, 65r, 72r, 74v, 82v, 88v, 94v, 97r, 98r, 98v, 99v, 100r, 102v, 103v, 107r, 108v, 109r [richtige Reihenfolge: 109r, 107r, 108v], 112v, 125r, 126r, 128v, 131v). Dazu Randzeichnungen auf den Blättern 1r, 2r, 36v, 44r, 82v, 88r. Wohl ein Maler.

Format und Anordnung:

Bei der Vorbereitung der Seiten wurden Bildräume noch nicht in der Zeilenlinierung ausgespart, der Platz der Miniaturen erst während des Schreibprozesses festgelegt. Nicht jeder Kapitelanfang ist mit einem Eingangsbild versehen: Über ca. 12–15 Zeilen (Höhe ca. 80–100 mm), stets oben oder unten in den Schriftspiegel eingefügt, daher aus Raumgründen nicht immer unmittelbar unter die als Bildüberschrift fungierende Kapitelüberschrift plaziert. In der Regel in die Schriftspiegelbreite eingepaßt (ca. 100 mm), gelegentlich aber wegen überbreiten Kastenrahmens (7v: 115 × 150 mm) oder großen Raumbedarfs für die Motiventwicklung (109r: 85 × 118 mm) über die Schriftspiegelbegrenzung hinausragend.

Bildaufbau und -ausführung:

Charakteristisch ist die Einfassung der Bilder in Kastenrahmen unterschiedlicher Farbgebung mit auffallenden Varianten: Die unteren Rahmenbalken weisen dort, wo sie auf die Schrift treffen, fast regelmäßig Aussparungen auf; 18r und 60r ist die strenge Balkenform auch aufgelockert durch Bogungen. Gelegentlich zusätzlich oder statt der seitlichen Balken Säulen als vertikale Begrenzungen (9r, 16r, 57r), 36v ist der Kastenrahmen ganz durch einen Arkadenrahmen ersetzt. Häufig sind die nur oberen Ecken innerhalb des Kastenrahmens abgerundet, so daß lediglich die innere Bildfläche durch einen Rundbogen abgeschlossen wird (7v, 14r, 16r, 16v, 23v, 24v, 27v, 65r, 82v, 88v, 108v, 112r). 72r und 108v wird das Bildmotiv über den Rahmen hinaus fortgeführt. Zuweilen sind figürliche Rahmenmotive ergänzt: 57r wird die den rechten Rahmenbalken ersetzende Säule von einem außerhalb des Bildfeldes auf dem seitlichen Randsteg des Blattes stehenden Jüngling umfaßt; 88v knien sich auf dem oberen Rahmenrand eine Frau und ein junger Mann gegenüber, sie sind durch ein um die Nacken gelegtes weißes Band miteinander verbunden. Wie die Randzeichnungen (1r Blattranke mit Blüten, Vögeln und zwei Putten, 2r drei Blüten, 36v Ranke, 44r junger Mann mit Schwert und Fuchs, 82v und 88r Zweige mit Vögeln) ohne unmittelbaren Textbezug.

Die Bilder zeigen im Vordergrund Personen auf Bodenflächen, die ca. ⅓ der Bildhöhe einnehmen; Hintergrund vielfach durch Rankenornamentik in Gold oder Gold mit Blau gefüllt oder einfarbig blau (128v: grün) ausgemalt. Vornehmlich Ganzfigurenporträts von Einzelfiguren, die in der Bildmitte, meist ins Viertelprofil gedreht, posieren. Regenten seltener thronend (Micislaus 27v) als vor einer Balustrade, vor einer Balkonmauer oder in einer Fensternische stehend. Dabei statt farbiger Hintergrundfläche auch Landschaftsausblicke (23v, 30v, 61r). Personen von gedrungener Statur, Gesichter oval mit wenig ausgeprägten Zügen, Körperhaltung anatomisch oft unstimmig (gespreizte Beine, linkische Gestik). Charakteristisch die phantasievoll variierte Kleidung aus prunkvoll gemusterten Stoffen (v. a. 60r, 126r).

Bildthemen:

Der Darstellung der sagenhaften Ursprünge der Mecklenburger (7v Alexander auf Bucephalus, 9r Amazone) folgen Porträts der heidnischen Obotritengottheiten (14r Ragegast, 15r Prone, 16r Siva, 16v Svantevit, 18r Flins). Zwei Landschaftsbilder (18v Grabstätte der Obotriten, 20v Landschaft mit vier Städten für die vier Teile Mecklenburgs) schließen die legendäre Vorgeschichte der Mecklenburger ab; mit Kapitel 15 beginnt die eigentliche Chronik, nun begleitet von meist porträthaften Darstellungen der Regenten: 23v Wisimarus, 24v Radegast, 27r Billung, 27v Micislaus, 29v Mistewois Söhne Udo, Anadrag und Gneus, 30v Gottschalk, 36v Butue, 41r Pribislav und Niklot, 41v Heinrichs Söhne Sventepolk, Canut, Mistevoi und Baldomar, 42v Svinico, 60r Heinrich Burwin I., 61r Heinrich Burwin II., 62r Heinrich Burwins Söhne Johannes, Niklot, Heinrich Burwin III. und Pribislav, 65r Heinrich I., der Pilger, 88v Heinrich II. der Löwe, mit seinen Söhnen Albrecht und Johann, 97r Albrecht III., 98r Magnus I., 99v Johann, 100r Heinrich, 109r die Nachkommen Magnus’ II.: Heinrich, Erich, Albrecht, Sophia, Anna, Dorothea, Katharina. Die Mecklenburger Herzöge sind meist mit ihren Herrschaftsinsignien und Wappen dargestellt, gelegentlich aber auch in ein Handlungsbild eingebunden; 41v Ritterkampf, in dem Sventepolk und Canut um die Herrschaft streiten (1127), 42v Svinico bei seiner Ermordung in Altenburg, 65r Heinrich der Pilger bei seiner Gefangennahme im Kreuzzug unter Ludwig IX. von Frankreich (1270), 99v Johann V. bei seiner Hochzeit mit Anna von Stettin, 100r Heinrich IV, der Dicke (1422–1477), bei einem Trinkgelage. In die Regentendarstellungen eingeschoben sind immer wieder Ereignisbilder zur Mecklenburgischen Geschichte: 51r Niederlage der Obotriten im Kampf gegen Heinrich den Löwen (1160), 57r das Mirakel vom heiligen Blute in Doberan (gegründet 1171), 72r Heerzug Heinrichs II., des nachmaligen »Löwen«, nach Böhmen, 74v Turnier zu Rostock unter Erich VIII. von Dänemark (1312), 82v Kampf in Dithmarschen an der Elbe unter Heinrich dem Löwen (1302–1329), 94v Seeschlacht gegen die Dänen (1389), 98v Übergriffe fürstlicher Truppen auf das Volk unter Johann IV. († 1422), 102r Ermordung des Thomas Rode durch die Rostocker (1488), 103v Judenverbrennung unter Herzog Magnus (1492), 107r Brandschatzung im Krieg mit den Lübeckern nach dem fürstbrüderlichen Vertrag (1504), 108v Trauer am Grab der Herzogin Ursula (1510).

Die Bücher II–V mit der Geschichte der mecklenburgischen Nebenlinien haben lediglich je ein Bild, nur Buch III (Rostock) zwei Bilder, nun wieder ausschließlich Herrscherporträts. Buch II: 112v Niklot von Werle, Buch III: 125r Burwin von Rostock, 126r Nikolaus von Rostock, Buch IV: 128v Johann von Stargard, Buch V: 131v Wendenkönig Radegast.

Literatur:

L. Müffelmann: Die Reim-Chronik des Marschalk Thurius und ihre Quellen. Diss. Rostock 1876; Rothe (1965) S. 229. 271, Taf. 134 (57r); Lülfing/Teitge (1981) S. 248 mit Abb. (72r); 1000 Jahre Mecklenburg (1995) S. 277, Nr. 4.43.

Weitere Materialien im Internet:

Handschriftencensus

Taf. XIV: 126r. Nikolaus, Herr zu Rostock.

Abb. 118: 20v. Die vier Landesteile Mecklenburgs vertreten durch vier Stadtansichten.

Abb. 119: 88v. Fürst Heinrich II. von Mecklenburg, mit seinen Söhnen Albrecht und Johann.

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Taf. XIV.
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Abb. 118.
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Abb. 119.