KdiH

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11.5.1. München, Bayerische Staatsbibliothek, Cgm 596

Bearbeitet von Pia Rudolph

Ergänzung zum gedruckten KdiH

Datierung:

Um 1500 (Teil A) und 2. Hälfte des 15. Jahrhunderts (Teil B).

Lokalisierung:

Nordbayern (Teil A) und Ostschwaben (Teil B).

Besitzgeschichte:

Die Sammelhandschrift hat keine Herkunftsvermerke. Auf 1r befindet sich die Bleistiftsignatur der Hofbibliothek N 2553.

Inhalt:
Teil A
1. 2r–4r Bestimmung des Lebensplaneten durch Namensmantik
2. 4r–7r Bestimmung des Tierkreiszeichens durch Namensmantik
3. 7v–9r Die zwölf Monate
4. 9v Tabelle zur Dauer des Mondscheins
5. 9v–10r Blutschautraktat
6. 10r–v Günstige und verworfene Tage für den Aderlass
7. 11r–18v Astronomische Scheiben und Tabellen mit Erläuterungen
8. 19r–20v Wetterprognosen
21r unbeschriftete Sphäre
9. 21v–24r Johannes von Gmunden, ›Kosmographie‹
auch geläufig unter dem Titel ›Die neun Chöre der Engel‹
10. 24r–28r Von elf Himmeln und elf Höllen
27ra–28rb ›Lucidarius‹-Auszug, deutsch (I.19)
Teil B
11. 32r–59v Geomantische Texte
12. 59v–62r Namenmantik
13. 62v–63r Albumasar
14. 63r–66v Geomantische Texte
15. 67r–82r Kalendertafeln und astronomische Scheiben
82v (Rückendeckel) Astronomisches Gerät zur Scheibe auf 82r mit Drehmechanismus
Eine ausführliche Auflistung des Inhalts siehe Schneider (1978) S. 210–215
I. Kodikologische Beschreibung:

Papier, 84 Blätter, 295 × 208 mm; Teil A: Kursive, eine Hand, einspaltig (22ra–23vb und 27ra–28rb zweispaltig), 26–34 Zeilen, eingeklebte astronomische Scheiben in schwarzer und roter Tinte, astronomische Schemata, Rubrizierungen; Teil B: Bastarda, mehrere Hände (I. 32r–59ra, II. 59ra–65r, 67r–82v, III. 65v–66r, zudem Korrekturen, Marginalien und Randnotizen), 30–40 Zeilen, geomantische Figuren und Schemata, astronomische Instrumente und Scheiben, das astronomisches Gerät wurde später in den Rückendeckel eingeklebt, Rubrizierungen.

Schreibsprache:

bairisch und ostschwäbisch.

II. Bildausstattung:

Text 9. und 10. mit kolorierten Federzeichnungen, ein Maler.

Format und Anordnung, Bildaufbau und -ausführung, Bildthemen:

Die Handschrift beinhaltet eine eingeklebte astronomische Scheibe (1v) sowie zahlreiche astronomische Schemata, darüber hinaus enthält sie das kosmologische Traktat ›Die neun Chöre der Engel‹, das Johannes von Gmunden zugeschrieben wurde (21v–23vb). Auf 21v findet sich hierzu eine ganzseitige Darstellung des Kosmos (Bild und Text sind in einer weiteren Handschrift überliefert: Tübingen, UB, Md 2, 322v; Nr. 11.4.43., Text 25; hierin auch das Bild eines Gelehrten, das mit von gemunde Jn Swaben beschriftet ist, 322rb), die im engen Zusammenhang zu den folgenden Illustrationen steht. Beschriftet ist diese Abbildung in Cgm 596 nicht, dafür in Clm 11067, dort ist allerdings das Bild nicht überliefert: Ista figura demonstrat creacionem rerum […] Dusse iegenwordige figure beteykent de gantzen scheppunge godes […] (zum Zusammenhang der Manuskripte und Abbildungen vgl. Chlench [2012] S. 78–91; siehe auch Cgm 5185, 18r zeigt eine ähnliche Darstellung mit lateinischen Beischriften, Nr. 11.4.32.). In der Kosmosdarstellung in Cgm 596 gehen vom innersten, zweigeteilten Kreis, der mit Erdreich und hell beschriftet ist, zwölf konzentrische Kreise aus, die die Sphären verbildlichen; oben abgeschlossen wird das Kreisschema mit einer Krönung Mariens durch die Dreifaltigkeit. Im oberen Teil sind die neun Engelssphären beschrieben, im unteren Teil die sieben Planeten sowie die elf Höllen.

Von 22ra–23vb folgen neun Illustrationen zu den neun Sphären, die jeweils durch einen Engel mit Attributen und anbetenden Begleitfiguren veranschaulicht werden, die aus den unterschiedlichen weltlichen und geistlichen Ständen stammen. Auf 23vb findet sich in einem Medaillon mit Wolkenband eine Darstellung von Papst, Kardinal, Kaiser und Ritter. Auf 24r–28r werden die elf Himmel und die elf Höllen beschrieben, auf 24r wird hierzu zunächst eine größere Abbildung gegeben von Abraham und Isaak mit der Dreifaltigkeit in Gestalt dreier Männer (Abraham wolt seinen son Isac gott opfferen da sach er drey und betet an einen […]). Auf 26r wird im Fließtext ein dreizeiliger Kreis eingefügt, der in einen oberen, hellen und einen unteren, dunkleren Bereich eingeteilt ist, für das Erdreich und die Hölle (so wie im inneren Kreis in der Kosmosdarstellung auf 21v). Der Abschnitt zu den elf Höllen (27ra–28rb) ist wiederum illustriert und stammt aus dem ›Lucidarius‹ (I.19). Es handelt sich um denselben Maler, der die Illustrationen zu den neun Chören der Engel und den elf Höllen ähnlich aufgebaut hat.

Unterhalb einer kurzen Beschreibungen (vier bis sechs Zeilen) erfolgt die Illustration der elf Höllen (27r und 27v jeweils vier Abbildungen, 28r drei Abbildungen). Bei der Darstellung wurde der Text möglichst genau umgesetzt. Die erst helle haisset lacus mortis das ist ein se des tods da kein sel aus komen mag von dem selben leiden (27ra). In der Abbildung darunter rudert der Tod in einem mit Totenschädeln beladenen Boot in einem See, worin ein toter Körper schwimmt, der die Seele veranschaulichen soll. Insbesondere die Hitze der Hölle wird in den weiteren Darstellungen betont, in brennenden Mäulern, werden die Seelen vermahlen; es dampft aus Höhlen; Seelen brennen oder sitzen im Feuer oder werden in Kanonen gesteckt; ein Ofen mit Dämonen und Folterwerkzeugen wird gezeigt. Vor allem sollen die Darstellungen für den Rezipienten einen Kontrast bilden zu den neun Chören der Engel sowie einer unteren und einer oberen Sphäre.

Die Bereiche, die in der Kosmosdarstellung auf einer Seite angeordnet sind, werden auf den folgenden Seiten sozusagen noch einmal aufgerufen sowie genauer behandelt und illustriert.

Farben:

Gelb, Grün, Blau, Rot, Braun, Grau, Schwarz.

Digitalisat:

urn:nbn:de:bvb:12-bsb00078577-9 (schwarz-weiß)

Literatur:

Schneider (1978) S. 209–215. – Brévart (1989) S. 224f.; Gottschall/Steer (1994) Bd. 1, S. 16*f., Nr. 72; Chlench (2006) S. 200; Ulmschneider (2011) S. 29f., Taf. 6–8 (27r–28r); Chlench (2012) S. 73–97, S. 265–273 (Fig. 1–9), Fig. 4 (21v).

Weitere Materialien im Internet:

http://www.handschriftencensus.de/6183