52.4.a. Halle: [Wolfgang Stöckel], 1520
Bearbeitet von Nicola Zotz
KdiH-Band 6
4º, 121 Blätter (A–E
Ein Kupferstich (Aiv: der sog. Kleine Kardinal von Albrecht Dürer, ein Portrait Albrechts von Brandenburg von 1519; eingedruckt, nicht eingeklebt) und insgesamt 237 Holzschnitte: der ganzseitige Stiftungsholzschnitt auf Aiir (Kardinal Albrecht von Brandenburg und Erzbischof Ernst von Sachsen, je mit Wappen, zwischen sich ein Modell der Halleschen Stiftskirche haltend; hinter Albrecht Johannes der Evangelist, hinter Ernst der heilige Thomas; über dem Stift, von Wolken und Engeln umgeben, Maria Magdalena, Mauritius und Erasmus), Aiiir–Yiiiv 234 Reliquiare, auf den letzten beiden Seiten je ein ganzseitiges Wappen Albrechts von Brandenburg (Yivv) und Ernsts von Sachsen (Yvv); 193 der Holzschnitte können Wolf Traut zugeschrieben werden, der über der Arbeit am Heiltumsbuch verstarb. Ferner finden sich zahlreiche kalligraphische Flechtwerk- und Linien-Ornamente als Platzfüller zwischen den Reliquien sowie auf dem Titelblatt, die an den Seitenschmuck in den Druckwerken Maximilians erinnern.
Auf beinahe jeder Seite steht eine Abbildung, mitunter auch zwei. Sie sind fast alle von einem 1–2 mm breiten Rahmen umgeben. Die meisten Abbildungen füllen die Seite entweder in der Höhe oder in der Breite aus. Die Anordnung von Bild und Text auf der Seite variiert stark: Je nach Format des abgebildeten Gegenstands steht der dazugehörige Text darunter oder daneben (links oder rechts) oder er umläuft die Abbildung. Nicht selten folgt er erst auf der nächsten Seite, und anders als in der Handschrift (Nr. 52.4.1.) kann er auch auf der vorangehenden Seite stehen. Die Beischriften geben die Nummer des Stücks im Gang an, benennen das Reliquiar und seinen Inhalt und geben am Ende die Anzahl der enthaltenen Partikel an.
Etliche Holzschnitte setzen eine Kenntnis der Originale voraus, wie der Vergleich mit den (wenigen) erhaltenen Stücken und der sehr auf Realitätstreue bedachten Handschrift ergibt. Hier schlägt sich das Ziel nieder, die Wirklichkeit und das Typische eines Reliquiars einzufangen (vereinzelt sind sogar Holzschnitte doppelt verwendet worden). Andere Holzschnitte sind demgegenüber durch eine eigenwillige Interpretation gekennzeichnet, die sich nicht selten an ikonographische Lösungen Dürers anlehnt, wie beispielsweise die Darstellung der Auferstehung auf Fivr oder jene des Stephanus auf Miiv (vgl.
In mehrfacher Hinsicht, wie etwa dem Umfang des Buches, der Anzahl der Reliquiare, der Inszenierung des Auftraggebers und nicht zuletzt in der Wahl Dürers als Künstler des Kupferstichs, kann dieser Druck als Überbietung des Wittenberger Heiltumsbuchs (52.6.a. und 52.6.b.) angesehen werden (
VD16 V 896. – Hallisches Heiligthumsbuch vom Jahre 1520. München 1889 (Liebhaber-Bibliothek alter Illustratoren in Facsimile-Reproduction 13);
Abb. 52.7: Halle: [Wolfgang Stöckel], 1520, Miiv (Nürnberg, Germanisches Nationalmuseum, 8 ͦ K. 1603 m). Stephanusreliquiar.