89. Albertanus von Brescia, ›Melibeus und Prudentia‹
Bearbeitet von Nicola Zotz
KdiH-Band 9
Albertanus von Brescia verfasste neben anderen Traktaten auch den ›Liber consolationis et consilii‹ (1246). Die Geschichte handelt von Melibeus, der beim Heimkommen erfahren muss, dass seine Tochter, während er nicht zuhause war, von neidischen Nachbarn mit Schlägen misshandelt wurde. In der Folge wird er von seiner Frau Prudentia zu der Einsicht bewegt, dass nicht Rache, sondern der Aufbau guter nachbarschaftlicher Beziehungen die richtige Konsequenz sei. Die Erzählung erfuhr eine breite europäische Rezeption (
19 Handschriften zeugen von der deutschen Rezeption, bekannt unter dem Titel ›Melibeus und Prudentia‹ (entstanden um die Mitte des 15. Jahrhunderts im schwäbischen Raum; einen Vergleich zwischen der deutschen Fassung und dem lateinischen Original sowie Beobachtungen zur deutschen Textgeschichte bietet
Zehn Drucke überliefern den deutschen Text. Vier stammen aus dem 15. Jahrhundert: Auf den Augsburger Erstdruck bei Johann Bämler (1473, GW 12641) folgen Anton Sorgs Augsburger Druck (6.8.1480, GW 12642) sowie in den 1490er-Jahren zwei Inkunabeln mit Titelholzschnitt (Straßburg: Johann Grüninger, um 1495, GW 12643 und Augsburg: Johann Schobser, 27.1.1496, GW 12644; siehe Nr. 89.0.a. mit Anmerkung). Sechs Drucke aus dem 16. Jahrhundert sind bekannt (VD16 A 1287, VD16 A 1288, VD16 A 1289, VD16 A 1290, VD16 A 1291, VD16 A 1292), von denen drei einen Titelholzschnitt aufweisen (jeweils Nachdrucke der Inkunabel-Holzschnitte, vgl. die Anmerkungen zu Nr. 89.0.a.) und zwei nicht illustriert sind (VD16 A 1290 und VD16 A 1291). Ob der Druck VD16 A 1288 (zuletzt von