KdiH

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96.0.2. Berlin, Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Ms. germ. fol. 1021; Karlsruhe, Badische Landesbibliothek, Cod. K 2037; St. Gallen, Stiftsbibliothek, Cod. Sang. 857

Bearbeitet von Nicola Zotz

KdiH-Band 9

Datierung:

Um 1260 (Stolz [2020a] S. 17).

Lokalisierung:

Südtirol (Schneider [1987] S. 139–141, zuletzt Stolz [2020a] S. 68).

Besitzgeschichte:

Aus dem Besitz von Aegidius Tschudi (1505−1572), dessen Nachlass an Handschriften 1768 vom Kloster St. Gallen erworben wurde. Zur Geschichte der Handschrift, auch zur Herauslösung der beiden Fragmente, siehe ausführlich Stolz (2020a) S. 19–30.

Siehe auch Nr. 99.0.6.

Inhalt: St. Galler Epenhandschrift
1. S. 5–288 Wolfram von Eschenbach, ›Parzival‹
2. S. 291–416 ›Nibelungenlied‹
3. S. 416–451 ›Klage‹
4. S. 452–558 Stricker, ›Karl der Große‹
5. S. 561–691 Wolfram von Eschenbach, ›Willehalm‹
6. S. 693 Friedrich von Sonnenburg, Fünf Sangspruchstrophen
7. Ms. germ. fol. 1021, 1r–5v Konrad von Fußesbrunnen, ›Kindheit Jesu‹
8. Cod. K 2037 Konrad von Heimesfurt, ›Unser vrouwen hinvart‹
I. Kodikologische Beschreibung:

Pergament, Cod. Sang. 857: noch 318 Blätter (paginiert bis S. 693, dabei springt die Paginierung von S. 206 auf 261 und von 413 auf 415, nach S. 456 wurden zwei Seiten vergessen, heute als 456b und 456c – bzw. im Digitalisat 456a und 456b – gezählt), Ms. germ. fol. 1021: fünf Blätter, Cod. K 2037: ein Blatt (innere Spalte), 310–315 × 215 mm, gotische Minuskel, drei Haupthände, vier weitere (zu den Schreibern siehe Scherrer [1875] S. 291–294, Schneider [1987] S. 134–138 und Stolz [2020a] S. 42–49), zweispaltig, 43–54 Zeilen, Verse abgesetzt (Texte 1, 4, 5) bzw. fortlaufend geschrieben (Texte 2, 3, 6–8), aufwendige, mehrfarbige Initialen auf Goldgrund (S. 291b: ganz in Gold ausgeführt) mit reicher Fleuronné-Verzierung, in der Regel vier bis sieben (in Text 5 bis zu 22) Zeilen hoch, einzeilige Lombarden in verschiedenen Farben.

Schreibsprache:

oberdeutsch mit alemannischen und bairischen Merkmalen (Südtirol?).

II. Bildausstattung:

Neun historisierte Initialen: Text 1: S. 5, 276 (siehe Nr. 99.0.6.), Text 2: S. 291, 376, 393, 406, 411, Text 5: S. 639 (siehe künftig Stoffgruppe 141.), Text 7: 1r (Autorbild zu Beginn des Textes). Mehrere Künstler aus einer venezianisch-paduanischen Maltradition (Hänsel-Hacker [1954], zuletzt Stolz [2020a] S. 61–69 mit weiterer Literatur S. 61 Anm. 70). – Text 4: S. 456b, 512 und 520 Randzeichnungen von Hörnern, wo ein solches im Text erwähnt ist; auf S. 520 ferner vier Hörner neben dem Ausdruck vier tvsent her horn (vgl. Untergruppe 66.2.).

Format und Anordnung:

Die fünf historisierten Initialen fügen sich in Größe und Anordnung zu den 32 nicht-figürlichen Initialen in Text 2. Wie diese sind sie in der Regel vier bis fünf Zeilen hoch (Eingangsinitiale: acht Zeilen) und recht regelmäßig verteilt, so dass auf vielen Doppelseiten eine Initiale (und nur selten mehr als eine) steht. Bei Text 3 ist das anders: Er wird lediglich von einer nicht-historisierten Initiale eingeleitet und weist keinen weiteren Buchschmuck auf.

Bildaufbau und -ausführung:

Auch in der Gestaltung ähneln sich figürliche und nicht-figürliche Initialen. Sie bestehen aus einem in satten Farben (Gold, Dunkelblau) gehaltenen Grund in einem ungefähr quadratischen, farblich abgesetzten Rahmen, der oben oder unten in Ausläufer verlängert sein kann. Der Buchstabenkörper ist farblich in Kontrast zum Grund gehalten (Blau, Gold, Rot), das Binnenfeld enthält farbige Blüten, Blätter und Ranken oder Figuren. Plastizität und feine Zeichnungen sind mithilfe von Deckweiß gestaltet.

Die Figuren haben braunes, glattes Haar und längliche, leicht eckige Gesichter, die nach rechts zum Text gewandt sind. Die Männer sind bartlos und ähneln einander stark. Die Rundungen von Wangen, Stirn und Kinn werden mithilfe feiner Farbschattierungen erreicht; Nase, Mund, Augen und Brauen sind mit kräftigen Strichen hervorgehoben. Wo die Hände zu sehen sind (S. 291, 411), sind sie in expressiven Sprech- und Zeigegesten eingefangen.

Bildthemen:

Folgende Initialen können als textbezogen gedeutet werden: S. 291: Eine Frau zur (hier ersten) Strophe E[z wuochs] In Bvrgonden ein vil edel magedin, es handelt sich wohl um Kriemhild. (Der Redegestus hat Anlass gegeben, in der Figur den Erzähler oder Autor zu sehen, z. B. Peters [2008] S. 74, 80f., vgl. aber S. 73, Anm. 80; im Kontext der anderen Initialfiguren zeigt sich aber zum einen, dass die Darstellung von Handlungsfiguren in Initialen offenbar zum Konzept gehörte, so auch Palmer [1992b] S. 25f.; ferner scheint der Maler bei der Haartracht deutlich zwischen der ersten Figur und den anderen zu unterscheiden und jene damit als Frau zu kennzeichnen.) S. 376: Ein Mann zum Text: Do Di Bvͤrgonden chomen in Eceln lant do gevriesh ez von Berne der alte Hildebrant (Str. 1656), dargestellt ist wohl Dietrich von Bern (die Darstellung zeigt keinen alten Mann, daher nicht Hildebrand). S. 393: Ein Mann zum Text: Do rief von Tenemarche der margrave Irinch (Str. 1965), die Interpretation als Iring liegt nahe. S. 406: Ein Turm mit Mauern zum Text: daz palas vnd Tvrne von dem vvffe er doz (Str. 2172), zu deuten als Etzels Burg. S. 411: Ein Mann zum Text: Do Svͦcht der herre Dieterich selbe sin gevvant (Str. 2324), wiederum Dietrich.

Für die Dracheninitiale auf S. 307 lässt sich kein Textbezug ausmachen. Siehe aber die Einleitung zur Stoffgruppe 96.

Farben:

Gold, kräftiges Blau, Karmesin, Grün, Hellrot, Weiß.

Literatur:

Scherrer (1875) S. 291–294. – Batts (1971) (Edition der Handschrift); Schneider (1987) S. 133–142; Palmer (1992b); Kornrumpf (2000a) S. 290f.; Ott (2000a) S. 328f.; Ausstellung Karlsruhe (2003) S. 191f. (Nr. 171), 205f. (Nr. 208–209); Klein (2003) S. 216f.; Schirok (2003); Heinzle (2004); Bastert (2018); Stolz (2020a); Stolz/Fasching (2020).

Weitere Materialien im Internet:

Handschriftencensus

Abb. 178: S. 406. Etzels Burg.

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Abb. 178.