KdiH

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79.0.2. Wien, Österreichische Nationalbibliothek, Cod. 2816

Bearbeitet von Ute von Bloh

KdiH-Band 8

Datierung:

1493.

Lokalisierung:

Schwaben.

Besitzgeschichte:

Die Handschrift gelangte aus dem Karmeliterkloster in Wien, das dort von 1623 bis 1783 existierte (Menhardt 1 [1960] S. 326), in die Nationalbibliothek (5r Carmeli Viennensis).

I. Kodikologische Beschreibung:

Papier, I + 174 + I Blätter (der Anfang fehlt, wohl zwei Blätter; neue Blattzählungen oben rechts auf dem recto-Blatt, unten links auf dem verso-Blatt, z. T. fehlerhaft: 51 und 103 doppelt gezählt; 1r oben: fehlt Bl. 1 u. 2, p. 8–14; 2r oben: p.14–18 usw., zuletzt 9r: fehlt 1 Blatt, pg. 39, 8 fehlt; nach Menhardt 1 [1960] S. 326 beziehen sich diese Hinweise auf die kürzende Neubearbeitung durch [Dorothea] Schlegel [zuerst Frankfurt a. M.: Friedrich Wilmans, 1805]; 1r unten: 507; nach 69 und 80 ist je ein Blatt herausgerissen, am Schluss sind es zwei Blätter), 301 × 200 mm, Bastarda, ein Schreiber, wobei das Schriftbild aufgrund unterschiedlicher Herstellungsphasen wechselt (von Bloh/Bastert [2017] S. 230), einspaltig, 34–39 Zeilen, zwei rote Kapitelüberschriften (51v, 63v), deren Wortlaut in der ›Loher und Maller‹-Handschrift in Hamburg (Nr. 79.0.1.) jeweils den Schluss eines Kapitels bildet (36v, 44r), ansonsten keine Tituli, rote, zumeist zweizeilige, seltener dreizeilige Lombarden am Beginn eines Abschnittes.

Schreibsprache:

alemannisch.

II. Bildausstattung:

40 Federzeichnungen, mit teils deckend, teils lasierend aufgetragenen Farben. Für die Bilder sind mehrere Hände verantwortlich; acht Federzeichnungen sind aufgeklebt (20v, 32r, 51r, 66r, 91r, 98v, 100v, 109r). Ausgeführt bzw. eingeklebt wurden die Bilder überwiegend schon, bevor ein Blatt beschrieben wurde, denn in manchen Fällen übergreift die Schrift die Bilder wie 20v, 22v, 38r, 52r usw. Allein auf den Blättern 32r und 51v wird die Schrift von den Bildern überdeckt, was darauf hindeutet, dass sie erst nachträglich eingeklebt wurden.

Format und Anordnung:

Die Federzeichnungen nehmen zumeist die Hälfte eines Blattes ein. Der überwiegende Teil der Bilder ist von einem schlichten, ockerfarbenen Rahmen umgeben. Die mit der Feder vorgegebenen Umrisse sind unter dem dünnflüssigen Auftrag der Farbe noch gut erkennbar. Einige wenige Federzeichnungen sind lediglich durch einfache Tintenlinien begrenzt (15r, 152v, 169r). Eine Ausnahme bildet die eingeklebte, hochformatige Federzeichnung 91r, die zwei Drittel des Blattes in Anspruch nimmt und von einem breiten, hell lasierten karminroten Rahmen umfasst ist. Farbig gefasst wurden die Rahmen im Anschluss an die Federvorzeichnungen in den Bildern, was etwa die Übermalung einer Rüstung (20v), der Pferdehufe (51r, 121v, 131v), manchmal auch der beschuhten Füße (38r), des Speeres (109r) oder der grünen Bodenfläche (86v) zu erkennen gibt. Bildbeischriften sind nicht vorhanden.

Bildaufbau und -ausführung:

Die Bodenflächen sind grün, flächig und zumeist deckend, mit wenig angedeuteter Vegetation angelegt, der Himmel ist mit blauer Farbe, nach unten hin in horizontalen Pinselstrichen ausgeführt (15r, 26r, 32r usw.). Ganzflächig ausgefüllt sind überwiegend nur Landschafts- und z. T. auch Architekturelemente, während die Figuren und Pferde – von wenigen Ausnahmen abgesehen – nur farbige Umrisslinien aufweisen. Dabei steht die feine Federvorzeichnung in Kontrast zu den mit wenigen kräftigen Pinselstrichen kolorierten Konturen von Figuren, Pferden, Gegenständen oder zuweilen auch Architekturteilen. Vielfach scheint der Papiergrund durch. Handelt es sich um prächtige Gewänder, dann verleihen die unterlegten, feinen Schraffuren mit der Feder den Zeichnungen Plastizität. Die z. T. effektvoll hervorgehobenen, farbig konturierten Gewandfalten bringen Dynamik in die Figuren, wenn die sparsamen Pinselstriche ihre Bewegungen begleiten. Charakteristisch für die Federzeichnungen sind bis 66r leere Banderolen, die aufgerollt über den Köpfen der Figuren schweben (18v, 20v usw.).

Für die Federzeichnungen 152v und 169r, die im Unterschied zu den übrigen Bildern von einem einfachen Federstrich gerahmt sind, ist eine andere Malerhand verantwortlich: Nun sind die Figuren, Pferde oder Landschaftselemente nicht nur farbig konturiert, sondern ganzflächig farbig ausgefüllt. Auch die Farbigkeit selbst weicht von den übrigen Federzeichnungen ab, wobei die Gesichter z. T. feiner durchgearbeitet sind. Außerdem dürfte die Vorzeichnung mit der Feder 100v von einer wieder anderen Hand stammen, während die Kolorierung wohl von derjenigen Hand ist, die den größten Teil der Federzeichnungen farbig konturiert hat.

Bildthemen:

Schilderungen höfischen Zeremoniells und höfischer Repräsentation (Turnierszenen, Mahl, Begrüßungen usw.) bilden neben Szenen aus dem Rechtskontext (Gerichtskampf, Hinrichtungen, Schleifung) und Zweikämpfen die thematischen Schwerpunkte des Bildprogramms. Anders als in der Hamburger Handschrift (Nr. 79.0.1.) bestimmen Heeresaufmärsche selten das Geschehen in den Bildern.

Farben:

Mit Wasser- und Deckfarben kolorierte Federzeichnungen; es dominieren ein deckend aufgetragenes Malachitgrün und ein hell lasiertes Karminrot; daneben Ocker-, Blau- und Grautöne, selten Zinnoberrot.

Literatur:

Menhardt 1 (1960) S. 326. – von Bloh/Bastert (2017) S. 265–275.

Weitere Materialien im Internet:

http://www.handschriftencensus.de/6514

Abb. 139: 58v. Loher, als Pilger vermummt, erreicht den Hof König Orschers, wo seine Ehefrau Zormerin des Giftanschlags auf den Vater beschuldigt wird.

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Abb. 139.