KdiH

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72.2.1. Heidelberg, Universitätsbibliothek, Cod. Pal. germ. 147

Bearbeitet von Kristina Domanski

KdiH-Band 8

Datierung:

Um 1470.

Lokalisierung:

Mittelrhein (Heidelberg?).

Besitzgeschichte:

Möglicherweise für Kurfürst Friedrich I., seine Schwester Pfalzgräfin Mechthild oder seinen Neffen Kurfürst Philipp den Aufrichtigen gefertigt, im Katalog der älteren Schlossbibliothek verzeichnet, bei der Katalogisierung 1556/1559 doppelt aufgeführt, während des Zweiten Weltkriegs ausgelagert, danach kurzzeitig vermisst, Umstände der Wiederauffindung ungeklärt.

Inhalt:
1r–330v Prosalancelot
Handschrift P; Text unvollständig, ›Karrensuite‹ fehlt
I. Kodikologische Beschreibung:

Pergament, Vor- und Nachsatzblätter aus Papier ([II] + III + 330 + II + [II]), aus drei vermutlich längere Zeit getrennt aufbewahrten Teilen zusammengesetzt (Teil I: III*–140, Teil II: 141–247, Teil III: 248–330), moderne Foliierung oben rechts mit Bleistift: I*–III*, 1–330, IV*–V* (zugleich als 331, 332 bezeichnet), Foliierung des 17. Jahrhunderts nur 1–7, 522 × 369 mm, Bastarda, eine Hand, einspaltig, meist 63 Zeilen, Rankeninitialen und -bordüren (siehe unten II.).

Schreibsprache:

südrheinfränkisch (Steer [1986] S. 12–14).

II. Bildausstattung:

Drei größere Blütenranken (1r, 141r, 248r), 1859 zwei- bis vierzeilige Blattwerkinitialen mit farbigem Binnenfeld und goldfarbenem Rankenornament, 326 stilisierte Blüten und Rankenwerk in Deckfarbenmalerei von drei verschiedenen Illuminatoren einer möglicherweise in Heidelberg zu lokalisierenden Werkstatt.

Format und Anordnung:

Zu Beginn der drei Teile jeweils eine große Initiale sowie eine Rankenbordüre in jeweils unterschiedlicher Ausführung, 1r: I-Initiale über 13 Zeilen, zwei unverbundene Ranken auf dem unteren und dem rechten Blattrand mit Goldpollen, 141r: U-Initiale über neun Zeilen, Ranke auf dem unteren Blattrand, keine Goldpollen, 248r: A-Initiale über 15 Zeilen, Ranke ausgehend von der Initiale auf dem oberen und inneren Blattrand, unabhängige dritte Ranke auf dem unteren Blattrand, in die zwei Kämpfer integriert sind.

Ansonsten sind die Ranken, meist kurze Stücke mit zwei bis drei Blättern und einer Blüte, entweder von den Initialen zu Beginn der Paragrafen ausgehend oder frei auf den Seitenrändern platziert.

Bildaufbau und -ausführung:

Trotz eines einheitlichen Stils sind die drei Illuminatoren anhand bevorzugter Blüten- und Blattformen sowie an der malerischen Ausführung und der Farbzusammenstellung deutlich zu unterscheiden. Wenngleich alle drei eine große Vertrautheit mit den Arbeiten des ›Fust-Meisters‹ erkennen lassen, ist keiner von ihnen mit jenem Illuminator zu identifizieren, der außer einer Reihe von Drucken, darunter mehrere Exemplare der 48-zeiligen Bibel von 1462 aus der Offizin von Johann Fust und Peter Schöffer, auch einige Handschriften für den Heidelberger Hof illuminierte, z. B. das Lehensbuch für Friedrich I., den Siegreichen (Karlsruhe, Badisches Generallandesarchiv, Kopialbuch 67/1057) und die Romane ›Malagis‹ und ›Reinolt von Montelban‹ (Heidelberg, Cod. Pal. germ. 340; vgl. Ikeda [2010] Bd. 1, S. 210–212). Die Ausstattung des ersten Teils (1r–140r) kennzeichnet ein relativ geringes Formenrepertoire, bei dem häufig auf dieselben Motive, z. B. zwei gegenständig arrangierte Blätter, zurückgegriffen wird, eine wenig differenzierte Ausarbeitung mit lasierendem Farbauftrag und dunkler nachgezogenen Konturen sowie eine schmale Farbpalette, die den Kontrast von Rosa und Grün bevorzugt. Der zweite Meister (141r–247v) verfügt demgegenüber nicht nur über andere Blütenformen, sondern auch über eine breitere Farbpalette, bei der auch Ocker und Rot häufiger zum Einsatz kommen, zudem verwendet er hin und wieder Weißhöhungen. Der Illuminator des dritten, möglicherweise etwas später vollendeten Teils (248r–330v) beherrscht einen wesentlich ausgefeilteren Motivschatz und eine deutlich differenziertere Maltechnik. Es finden sich mehr Varianten an Blüten- und Blattformen, der Künstler zeigt eine Vorliebe für mehrfach umeinander geschlungene Ranken und stark eingerollte Blätter, arbeitet gern mit Weißhöhungen auf der zentralen Blattader und kombiniert gewöhnlich mehrere Farben einer reicheren Farbpalette auf einer Seite.

Bildthemen:

Kein figürlicher Buchschmuck bis auf die beiden Kämpfer (248r), die zwar thematisch einen lockeren Bezug zum Inhalt des Artusromans herstellen, durch ihre Ausstattung mit Krummschwert und Streitkolben sowie die Platzierung sind sie jedoch in erster Linie als typische Bas de page-Illustrationen zu betrachten.

Farben:

Die erste Hand arbeitet vorwiegend mit Rosa, Grün, Violett, wenig Ocker und selten Blau; die zweite Hand verwendet insgesamt kräftigere Farbtöne, neben Grün, deutlich mehr Rot, ein dunkleres Violett, mehr Ocker und Blau; die dritte Hand benutzt zudem ein leuchtendes Gelb sowie einige Mischtöne.

Literatur:

Zimmermann (2003) S. 323–324. – Bartsch (1887) Nr. 89; Wegener (1927) S. 57; Kluge (1948) Bd. 1, S. XVI–XXII; Steer (1986); Rothstein (2007a) S. 34–36; Rothstein (2007b) S. 288f.; Ikeda (2010) S. 210–212.

Weitere Materialien im Internet:

Handschriftencensus

Abb. 2: 248r. Beginn des dritten Teils.

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Abb. 2.