47.0.1. München, Bayerische Staatsbibliothek, Cgm 414
Bearbeitet von Ulrike Bodemann
KdiH-Band 6
1466 (Teil I, vgl. 168r) / nicht vor 1478 (Teil II, vgl. 178v).
Bayern.
Aus zwei Teilen (Teil I aus dem Besitz des Schreibers Lienhard Frölich, Teil II vielleicht aus dem Nachlass Johanns von Frauenberg zum Hag [† 1477] aus dem 1465 zu Reichsfreiherren erhobenen Adelsgeschlechts der Fraunberger) im Benediktinerkloster Ebersberg zusammengesetzt (alter Ebersberger Einband mit Titelschild Item tat der römer etlich teuchs brieff, Signatur S XX auf dem Vorderdeckel, B III auf dem Rücken) und dort verblieben (1r Besitzeintrag der Jesuiten, die 1595 das aufgehobene Kloster übernahmen, datiert 1596). Nach der Säkularisation 1799 in die Münchener Hofbibliothek gelangt.
1. | 1r–4v | Auszüge aus den ›Mirabilia Romae‹, deutsch |
2. | 5r–168r |
›Gesta Romanorum‹, deutsch
Hs. M2; Redaktion IIb ( |
3. | 169r–178v | ›Türkenmahnung an Kaiser Friedrich III.‹ |
4. | 179v | Zusatz über den Landtag Friedrichs III. |
5. | 181r–272v | Sammlung von Titeln und Anreden sowie Urkunden- und Briefabschriften Johanns von Frauenberg zum Hag |
6. | 272r–v | Gerichtsprotokoll (unvollständig) |
Papier, 272 Blätter (moderne Foliierung) in zwei Teilen, 210 × 157 mm; I: 1r–168v (168v leer), einspaltig, 19–26 Zeilen, Bastarda, ein Schreiber: der Erstbesitzer Lienhard Frölich (vgl. 168r: daz püch ist lienhardo froleich vnd haist der römär tät. Als man zalt in dem xiiii hundert Jar vnd in dem lxvli Jar Nach Sand laurencius etc), rote Überschriften, Strichel und zweizeilige Lombarden am Kapitelbeginn, Text 2 mit Eingangslombarde über vier Zeilen; II: 169r–272v (180r–v, 187v leer), einspaltig, 22–28 Zeilen, Kanzleibastarda, ein Schreiber, rote Urkunden- und Briefüberschriften 188r–269r; 178v fälschliche Datierung 1478.
bairisch.
Drei Federzeichnungen zu Text 1 (siehe Nr. 107.2.1.), sechs Federzeichnungen zu Text 2: 4v, 5r, 100r, 127v, 147r, 163v. Eine Hand.
4v und 5r ungerahmte Streifenbilder, die den unbeschrieben gebliebenen Raum des Schriftspiegels unterhalb des vorausgehenden ›Mirabilia‹-Auszugs bzw. oberhalb des anschließenden ersten Textes der ›Gesta‹-Sammlung füllen und einen Übergang zwischen beiden Texten schaffen. 100r–163v ungerahmte Bilder in hochrechteckigen Freiräumen über acht bis zehn Zeilen in Initialposition zu Beginn der Bezugstexte, 100r gehört zu einem Exempel mitten im ›Sieben weise Meister‹-Einschub, die übrigen drei leiten einzelne ›Gesta‹-Kapitel ein. Während aber 100r–163v die Zeichnungen in planmäßig freigelassene Bildräume eingefügt wurden, füllen die Bilder 4v–5r Räume, die ursprünglich vielleicht nicht für die Aufnahme von Illustrationen (5r womöglich primär für eine Überschrift) vorgesehen waren.
Von dilettantischer Hand (des Schreibers?) mit feiner Feder in dünnen schwarzen Tuschestricheln gezeichnet, lediglich mit Rot akzentuiert. Über die Darstellung der vom Text geforderten Protagonisten hinaus ist nur das einleitende Bilderpaar szenisch ausgestaltet (4v zweigeteiltes Burgareal mit Schafherde und Hirte als Kulisse; 5r Charakterisierung der Störche gemäß ihrer Natur: am Boden pickend, ein Storch mit Wurm im Schnabel), ansonsten die Figuren freistehend (147r) bzw. auf einer Standfläche, die durch einen dicht gestrichelten Querbalken mit Gräsern bezeichnet ist; 5r, 100r und 163v dazu noch unmaßstäblich gezeichnete Bäume. Die Akteure in Ganzfigur allein oder als Paar sich gegenüberstehend, unbeholfen gestaltet, doch mit ausdrücklicher Betonung einer weisenden bzw. argumentierenden Gestik.
Die Illustration zum ersten Exempel der Sammlung (
Abb. 47.1: 163v. Marschalk mit Strick in der Hand und Königstochter.