KdiH

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26A.11.1. Schwerin, Landeshauptarchiv Schwerin, Urkundenbestand – Fürstenhaus

Bearbeitet von Ulrike Bodemann

KdiH-Band 3

Datierung:

1378–79.

Lokalisierung:

Mecklenburg.

Besitzgeschichte:

Aus dem Archiv der Herzöge von Mecklenburg in Schwerin. Im Vorderdeckel alte Signatur(?): durchkreuzter Kreis mit der Nummer 37, ferner Notiz zum Inhalt durch den Archivar Johannes Schulz (1701); im hinteren Deckel Eintrag eines lateinischen Gedichtes (zwölf Verse): Quid miser infectum contendis sordibus ade (15. Jahrhundert).

Inhalt:
1. 2ra–217vb Ernst von Kirchberg: ›Mecklenburgische Reimchronik‹
2. 218ra–222vb und 224ra–b Drei Gedichte Van des domes stichtingen to Rostok, Van der mishandelinghe des werden sacramentes tom Sterneberg, Van der wunderwysen lesten slachtinge in dem lande to Dethmar, mit gemeinsamer Vorrede
223ra–va Register der ›Mecklenburgischen Reimchronik‹

fragmentarisch: Register zu Kapitel 155–186

Schreibsprache:

mitteldeutsch mit niederdeutschen Elementen.

II. Bildausstattung:

II. Ganzseitiges Widmungsbild 1v, im erhaltenen Blattbestand der Handschrift waren 61 historisierte Deckfarbeninitialen vorgesehen (insgesamt könnten es bis zu 71 gewesen sein); 15 sind ausgeführt (2ra, 3ra, 6ra, 9ra, 12ra, 12vb, 13vb, 15va, 17rb, 19vb, 24ra, 31ra, 33rb, 40rb, 42va), für die übrigen ist der Platz ausgespart (45rb, 49ra, 54va, 56ra, 62ra, 64rb, 65vb, 68vb, 71vb, 77va, 82vb, 94vb, 100vb, 106rb, 110ra, 120vb, 122ra, 130vb, 133ra, 144rb, 146va, 147vb, 150ra, 152va, 153vb, 157ra, 159vb, 164va, 171rb, 173va, 176va, 183vb, 185rb, 189vb, 190vb, 192rb, 193vb, 195vb, 197ra, 202va, 204rb, 206rb, 208rb, 210rb, 215rb, 216ra). Ein Maler. Bis Blatt 43 Fleuronnée-Initialen über zwei Zeilen, im Wechsel blauer und roter Buchstabenkörper mit Federwerk in der Gegenfarbe (Perlstäbe, Spiralen, Einrollungen und Knollen), im Binnenfeld der Buchstabenkörper vegetabile Blattformen (Rosetten, Maiblumen, Halbpalmetten).

Format und Anordnung:

Eingangsbild 294 × 247–250 mm, für die Initialen ist in der Regel ein Bildraum über acht Zeilen vorgesehen (ca. 75 × 65–70 mm), aus Platzgründen (an Spaltenenden) ist der Bildraum gelegentlich kleiner; der Bildraum wird durch ausladende Blattgoldeinfassungen stets überschritten, die durchschnittliche Größe einer Initiale ist ca. 85–95 × 80–85 mm.

Bildaufbau und -ausführung:

Abblätterungen der blauen Deckfarbe (v.a. 9r) lassen erkennen, daß es nur sehr rudimentäre Vorzeichnungen gab, der Bildaufbau erfolgte rein malerisch. Die Buchstabenkörper in einfarbiger, deckweißgehöhter Malerei, gebildet aus floralen Ornamenten oder Drolerien, gehen über in langgestreckte Blattranken oder Zierleisten entlang der Textkolumnen und laufen aus in Trifolien oder andere Blattornamente, auch windmühlenartig angeordnete Blätter (12ra, 40rb). Buchstaben wie auch Partien der Ranken sind in Blattgold gefaßt (nur 33rb bildet eine Ornamentfläche auf der Grundlage blau-weißer Karos zu zwei Dritteln den Rahmen der Initiale). Charakteristisch sind die Drolerien (Tiere und Mischwesen), die auf einigen Bildseiten (2ra, 9ra, 12ra, 12vb, 13vb, 15va) die Rankenleisten bevölkern.

Die Binnenfelder der Buchstaben werden nahezu völlig von Einzelfiguren oder Figurengruppen eingenommen. Herrscherfiguren sitzen auf lehnenlosen Thronhockern, Kämpfende agieren auf grünen, gewölbten Bodenstücken mit dreiblättrigen weißen Streublumen. Den Bildhintergrund füllt ebenfalls Blattgold. Bei den Herrscherfiguren strebt der Maler nach Variationen des Sitztopos (z. B. 24ra König Gottschalk mit übereinandergeschlagenen Beinen), was gelegentlich zu anatomisch falschen Lösungen führt (z. B. 17rb König Sven Gabelbart). Die Figuren umhüllt von Gewändern in rund fließenden Faltenbewegungen, modelliert wird in weichen Farbübergängen.

Knoch (1940) erwägt den Einfluß böhmischer Buchmalerei; dies trifft jedoch allenfalls auf die Figurenkonzeption zu; in der Ranken- und Leistenornamentik finden sich mehr westliche Anklänge: Ähnlichkeiten bestehen mit dem im Kölner Raum in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts gepflegten Dekor.

Bildthemen:

Das ganzseitige Widmungsbild zeigt den Anlaß der Chronik: Herzog Albrecht II. übergibt seinem Sohn, König Albrecht III. von Schweden, die Drei-Kronen-Fahne der nordischen Reiche (Stange 2 [1936] S. 154, Anm. 30 verweist auf eine entsprechende Darstellung in der Kirche zu Gadebusch). Die Kapitelüberschriften, unter der die Initialen im folgenden stehen, fungieren inhaltlich nur selten auch als Bildüberschriften. Die Initialen sind – soweit ausgeführt – vornehmlich der Präsentation von Herrscherfiguren vorbehalten: Kaiser Karl der Große (6ra), Kaiser Karl III. (9ra), Billug, sagenhafter »König« der Wenden (12ra), Markgraf Hermann Billung (12vb), Kaiser Otto I. (13vb), Obotritenfürst Billung (15va), König Sven Gabelbart von Dänemark (17rb), König Heinrich II. (19vb), Obotritenfürst Gottschalk (24ra), König Heinrich IV. (31ra); hinzu treten zunehmend Darstellungen von Heerzügen und Schlachten (33rb, 40rb, 42va). Die »vorhistorische« Zeit wird durch die Darstellung eines slawischen Bauernpaars (3ra: Kapitel 1) illustriert. Zur Einleitung (thema) tritt ein in der Forschung ausführlich behandeltes Autorbild (zuletzt Schmidt [1990] S. 78), das Ernst von Kirchberg als Ritter mit Wappen und Helmzier zeigt (2ra). – Charakteristisch ist die starke Betonung der Attribute territorialer Machtausübung: neben den Herrscherinsignien (Krone, Zepter, Reichsapfel) insbesondere die Banner mit den Landeswappen. 19vb hält König Heinrich II. in der linken Hand das Modell des Bamberger Doms.

Farben:

Recht schmale Palette: Blau (abblätternd), Orangerot, warmes Grün, blasses Violettrot, Schwarz, selten Oliv, Hellocker, Grau; Weiß v. a. in Ausmischungen, zur Höhung (Inkarnat) und in den Grisaille-Buchstabenkörpern, als Eigenfarbe in den Drolerien (Tiere); Blattgold (im Eingangsbild und auch sonst gelegentlich gepunzt), Silber (oxydiert).

Literatur:

Friedrich Lisch: Ueber Ernst von Kirchberg, Verfasser der meklenburgischen Reimchronik vom Jahre 1378. Jahrbücher des Vereins für Mecklenburgische Geschichte und Altertumskunde 12 (1847), S. 36–58, Taf. I (2ra); Heinrich Thoms: Die Mecklenburgische Reimchronik des Ernst von Kirchberg und ihre Quellen. In: Beiträge zur Geschichte Mecklenburgs vornehmlich im dreizehnten und vierzehnten Jahrhundert. Hrsg. von Friedrich Schirrmacher. Bd. II. Rostock 1875, Beitrag II; Stange 2 (1936) S. 25f., 153f.; Werner Knoch: Ernst von Kirchberg. Seine Herkunft und seine Auseinandersetzung mit der Sprache in der Mecklenburgischen Reimchronik. Mecklenburgische Jahrbücher 104 (1940), S. 1–100; Rothe (1965) S. 253, Taf. 65 (1v); Kunze (1975) I, Taf. 55 (1v); Schmidt (1990) Abb. 1 (2ra). 2 (1v); 1000 Jahre Mecklenburg (1995) S. 172f., Nr. 2.25 mit Abb. (3ra). S. 182, Nr. 2.37 mit Abb. (2ra); Cordshagen/Schmidt (1997) 16 Abb. zwischen S. 174 und 175 (alle 15 ausgeführten historisierten Initialen, ferner eine Textseite mit Fleuronnée-Initiale).

Taf. XII: 24ra. Oboritenfürst Gottschalk.

Taf. XIII: 42va. Heerzug König Heinrichs.

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Taf. XII.
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Taf. XIII.