KdiH

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59.4.19. Würzburg, Universitätsbibliothek, M. ch. f. 25

Bearbeitet von Ulrike Bodemann

KdiH-Band 7

Datierung:

Um 1445–1447 (Wasserzeichen)/1455–1460 (Stildatierung Saurma-Jeltsch).

Lokalisierung:

Hagenau: Werkstatt Diebold Laubers.

Besitzgeschichte:

Um 1540 war die Handschrift im Besitz des Würzburger Fürstbischofs Konrad von Bibra (1540–1544), sein Wappen Bl. 1r; 287r Eintrag vom Anfang des 17. Jahrhunderts: Niclaus Kuhn.

Inhalt: Historienbibel IIa
2ra–398rb Alte Ee
2ra–12va Register
13ra–15rb Prolog
15va–398rb Prosaauflösung der ›Weltchronik‹ Rudolfs von Ems mit alttestamentlicher Fortsetzung
bis Kap. Also es einen monat vnd dru gancze Jor one regen was
darin: 288ra–380va Psalter Beatus vir […] Selig ist der man der nit abging, mit Cantica, Symbolum Quicumque, Heiligenlitanei (gleiche Position im Text nur in München, Bayerische Staatsbibliothek, Cgm 206 [Nr. 59.4.12.])
400ra–515va Neue Ee
400ra–404ra Register
407v Bild
408ra–515va Prosaauflösung des ›Marienlebens‹ von Bruder Philipp
I. Kodikologische Beschreibung:

Papier, I + 516 + I Blätter (verbindlich ist die moderne Bleistiftzählung bis 515; 449 doppelt gezählt; je ein Blatt fehlt nach 26, 31, 46, 200, 203, 252, 511; vermutlich fehlt auch ein Blatt vor 13; zahlreiche Defekte v. a. am Anfang sind spätestens im 19. Jahrhundert restauriert; mehrere Blätter weiterhin defekt, unbeschrieben: 1v, 404v–407r), jeweils zwei Einzelblätter auf einen Falz geklebt, so dass daraus ein Bogen entsteht, 404 × 276 mm, Bastarda, zweispaltig, 28–31 Zeilen, zwei Hände, I: Text, II: Register 2ra–12va und 400ra–404ra. Rote Kapitelzählungen, Überschriften, Strichel, Unterstreichungen (Eigennamen), Caput-Zeichen, rote, seltener grünblaue Kapitellombarden über vier bis sieben Zeilen.

Schreibsprache:

elsässisch.

II. Bildausstattung:

89 von ursprünglich 93 kolorierten Federzeichnungen, 67 sind zur Alten Ee erhalten (vier wegen Blattverlusts verloren), 22 zur Neuen Ee; Gruppe F, Maler C und M der Lauber-Werkstatt. Drei Initialen: 13ra R, Maler M, 288ra B, 408ra M, beide Gruppe F der Lauber-Werkstatt. – Dazu 1r jüngeres Wappen des Würzburger Elekten Konrad von Bibra in Federzeichnung, darüber: Hec sunt castorei felicis principie arma Arma viri quo nil clarius orbis habet., darunter: Electus Anno & xl Primo die . Juli

Format und Anordnung:

ganzseitig oder nahezu ganzseitig (z. B. 60v), ungerahmt, mit Bildüberschrift, die auch als Kapitelüberschrift fungiert, dem Text des jeweiligen Kapitels vorausgehend. Die Initialen spaltenbreit und über nahezu die gesamte linke Spaltenhöhe.

Bildaufbau und -ausführung:

Maler M (13r–28r, 207r–241v, 256r–280r) zeichnet in klaren Konturen mit brauner Tusche, die Figuren agieren auf dunkel lavierten Bodenstücken, Einzelbäume oder Baumgruppen als Kulisse, Menschen schlank mit kleinen Köpfen und kleinen Händen; charakteristisch die wie elektrisiert vom Kopf abstehenden Haarkräusel und die bemüht ausdrucksstarken Physiognomien: erstaunt, entsetzt, angewidert etc. Seine Farbgebung bestimmt von warmen Brauntönen, sattem Grün, mattem Violettrosa und auffallendem leuchtendem Gelb ( 18r Gewand des Engels u. ö.). Die Initiale 13ra hat einen violettroten, Ton-in-Ton ornamentierten Buchstabenkörper auf ockerfarbenem Grund mit kurzen roten Pinselstrichranken, in grünem, innen gelb abgesetzten Rahmen, dreiseitig um den Schriftspiegel grünes Rankenwerk mit roten und ockerfarbenen fünfblättrigen Blüten, als Binnenfiguren auf ockergelbem Grund Maria mit Kind auf grünem Bodenstück, darüber Gottvater und Taube des Heiligen Geistes.

Maler C und Gruppe F sind für 33v–197v, 244v–249v, 284r bis Ende verantwortlich; der Anteil des Malers C lässt sich nach Saurma-Jeltsch nicht auf bestimmte Blätter oder Faszikel festlegen, seine Zeichnungen sind von Mitgliedern der Gruppe F endgültig ausgestaltet worden. Kennzeichnend für diese ist die Expressivität der Zeichnung mit schwarzer Tusche und der Kolorierung, insgesamt eher grob, meist dicht komponierte Figurengruppen in voller Bildhöhe, sogar das Blattformat sprengend (oft am Rand beschnitten), dem Betrachter in Nahsicht vor Augen geführt, wobei Körperformen oft verzerrt sind; »wilder« Farbauftrag in (im Vergleich zu M) wenigeren und kühleren Tönen (Grün, Violettrot, durchscheinendes Blau, Hellbraun und Gelbocker), manchmal auch farbiger Hintergrund ( 116v). In der Bildanlage zuweilen nahezu experimentell: 76v Raumeinsicht wie eine Guckkastenbühne, 165r schreiten die beiden Kundschafter mit der Traube diagonal in die rechte hintere Bildhälfte und passieren dabei den Riesen. In Details gelegentlich sehr erfinderisch (141v Moses Richterstuhl mit Hund als Lehne). Die Initiale 288ra mit Rankenstamm im Buchstabeninnern, dreiseitig um den Schriftspiegel Rankenwerk mit Greif, 408ra Buchstabenkörper auf Rautengrund mit Vierpassblättern, mit dreiseitigem Rankenwerk, Drache und Greif. Das Wappenschild am Zelt des Sisara 215v (drei rote Schrägbalken auf Silber) könnte nach Saurma-Jeltsch ([2001], Bd. 1, S. 161) auf das fränkische Geschlecht derer von Elrichshausen verweisen.

Bildthemen:

siehe Saurma-Jeltsch (2001) Bd. 2, S. 126 f., Bd. 1, S. 246–257 (Konkordanz); Rapp (1998) S. 259–264 (Teilkonkordanz). – Die Würzburger Historienbibel zeichnet sich durch eine recht individuelle Bildthemenwahl aus, wobei man etliche Reminiszenzen der frühen Historienbibeln aus dem Umfeld der elsässischen Werkstatt von 1418 und den Lauber-Anfängen zu verzeichnen meint: Die Darstellung der Schlange, die den Löwen ins Wasser zieht (zur Geographie 33v), hat etwa nur in der frühen Mainzer Handschrift (Nr. 59.4.11.) ein Pendant (vgl. ferner 49r Ninias’ Mordanschlag auf Semiramis, 60v Geburt Ismaels, 63v Bedrängnis Lots, usw.); etliche Bildthemen sind gänzlich ohne Parallelen (Josuas Späher 189v, Adoni-Bezek berät sich mit den anderen heidnischen Königen 197r, Elis Tod 256r, David bietet Saul an, gegen Goliat anzutreten 273r, Davids Tod 387v, Tötung Elas 396r, Josefs Totenerweckung 438r, Maria und Jesus im Gespräch 464v, Petri Klage 494r usw.). Auch in der Ausgestaltung der üblichen Themen ist Würzburg eher einzelgängerisch. Dies geht hin bis zu Motivdetails, z. B. ist in Würzburg das goldene Kalb keine Säulenfigur, sondern eine Figur, die fast naturalistisch auf einem Felsvorsprung steht (149v); individuell auch das Bild 249v zum Beginn der fünften Welt (anstelle der beiden Israelitengruppen thronender König mit drei Begleitfiguren), sowie 284r die ganz ungewöhnliche Darstellung Batsebas im Bade: König David erblickt Batseba zusammen mit einem Mann in einer eckigen Zisterne badend (der nackte Mann anstelle des sonst üblichen Boten auf dem Weg zu Batseba). – Die Platzierung des Psalters im Anschluss an das Kapitel vom Tod Abschaloms (Merzdorf Kap. ccclxiii), die Würzburg lediglich mit der Handschrift München, Bayerische Staatsbibliothek, Cgm 206 (Nr. 59.4.12.) teilt, deutet auf textgeschichtliche Verwandtschaft; diese hinterlässt jedoch keine Spuren im Bildprogramm.

Farben:

v. a. Braun- und Ockertöne, Violettrosa bis -rot und Grün (bei Maler M kräfiger und dunkler), hinzu tritt bei Maler M leuchtendes Gelb, bei C und F häufiger als bei M durchscheinendes Blau.

Literatur:

Thurn (1990) S. 252 f. – Vollmer (1912) Nr. 48, S. 122–124; Kurth (1914) Sp. 7; Kautzsch (1926) S. 42 f.; Vollmer (1933) S. 25, Taf. IV (287v–288r); Fechter (1938) S. 125; Landolt-Wegener (1963/1964) S. 225 u. ö., Taf. 52b (458r). 52d (461v). 53c (464v); Schöndorf (1967) S. 132 f.; Traband (1982) S. 91; Universitätsbibliothek Würzburg. Kostbare Handschriften, Katalog zur Jubiläumsausstellung zur 400-Jahr-Feier der Julius-Maximilians-Universität Würzburg im Jahre 1982 von Gottfried Mälzer und Hans Thurn. Wiesbaden 1982, Nr. 60, S. 132 f.; von Bloh (1993) S. 300 f. u. ö., Abb. 91 (13r). 92 (15v); Rapp (1994); Rapp (1998) S. 75–79, Nr. 3.2.14., S. 125 f. u. ö., Abb. 20. 21 (Textseiten 435v, 400v); Spätmittelalter am Oberrhein. Teil 1: Maler und Werkstätten 1450–1525. Große Landesausstellung Baden-Württemberg [Ausst.Kat. Karlsruhe, Kunsthalle]. Stuttgart 2001, S. 367 f., Nr. 208 mit Abb. S. 367 (219v) und S. 362 (461v); Saurma-Jeltsch (2001) Bd. 1, S. 140 f. u. ö., Bd. 2, S. 126 f., Nr. 82, Abb. 156 (73r). 235 (113r). 295 (435r). 311 (509v). Taf. 28/1 (28r).

Weitere Materialien im Internet:

Handschriftencensus

Taf. Vb: 284r. David sieht Batseba im Bade.

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Taf. Vb.