KdiH

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4.0.26. Karlsruhe, Badische Landesbibliothek, Cod. St. Georgen 64

Bearbeitet von Norbert H. Ott

KdiH-Band 1

Datierung:

1383.

Lokalisierung:

Oberrhein (Freiburg i. Br.?).

Besitzgeschichte:

226r am unteren Rand rechts: H v Rottenstain 1561; im 16. oder 17. Jahrhundert im Besitz des Benediktinerinnenklosters Amtenhausen/Konstanz (Filialkloster von St. Georgen), 1807 nach Karlsruhe. Korrekturen von einer Hand des 16. Jahrhunderts, wohl nach einem Druck.

Inhalt:
1. 1ra–225vb Otto von Passau, ›Die vierundzwanzig Alten‹
24 Reden, Register
(Vorrede und Beginn der Rede des 1. Alten befanden sich auf den ersten beiden fehlenden Blättern)
2. 226rb Mariengruß
I. Kodikologische Beschreibung:

Papier, 230 Blätter, 295 × 210 mm, Bastarda, drei Hände (I: 1–37. 39–46, II: 47–226 [erassimus hemelig von rotwil genant,226r], III: 38 [später eingefügt]), zweispaltig; Hand I: 32–38, Hand II: 27–33, Hand III: 35–36 Zeilen; rote Initialen, Überschriften und Autoritätennamen, Rubrizierung.

Schreibsprache:

ostalemannisch.

II. Bildausstattung:

24 kolorierte Federzeichnungen (2vb, 5va, 9vb, 16rb, 20ra, 24ra, 30ra, 34rb, 38rb, 52ra, zwischen 93 und 94 eingebunden, 102vb, 114va, 124ra, 134ra, 141va, 150va, 157va, 182ra, 191ra, 201rb, 213ra, 226ra+b), zwei Zeichner, 226r von anderer Hand.

Format und Anordnung:

1/4–1/3 Spalte hohe, spaltenbreite Miniaturen (80–120 × 60–75 mm) zu Beginn der Reden, davor rote Kapitelüberschrift, danach Initiale, am Kopf oder am Fuß der Spalte, auch zwischen dem Text. Zeichnung des 11. Alten (38rb) aus dem ursprünglichen, wohl von Hand I geschriebenen Blatt ausgeschnitten und auf das von Hand III geschriebene neue, nachträglich (wohl wegen Schreiberversehen der I. Hand) eingefügte Blatt geklebt. Zeichnung des 13. Alten zwischen 93 und 94 eingebunden, da der dafür auf 94ra vorgesehene Leerraum durch die rote Kapitelüberschrift vollständig ausgefüllt wurde. Auch für die Zeichnung des 14. Alten (102vb) ist der vorgesehene Platz wegen der Kapitelüberschrift zu klein berechnet, die Miniatur reicht daher unten bis an den Blattrand. Bild des 1. Alten fehlt wegen Blattverlusts.

Bildaufbau und -ausführung:

Vor quadratischem bis hochrechteckigem, einfarbigem Hintergrund (rot, blau, oliv) mit unregelmäßigen, welligen Rändern ohne Rahmung, jedoch gelegentlich durch eine Federlinie gefaßt, steht der jeweilige Alte, kein Bodenstück. Der bärtige Alte steht meist nach rechts, seltener nach links gewendet mit leicht nach hinten gebeugtem Oberkörper, trägt eine dreiblättrige Krone und ein langes, die Füße verdeckendes Gewand; die Hände sind in der Regel in wechselnden Darstellungsmodi vor der Brust gefaltet, kaum Zeige- oder Redegebärden. Die Gestalten sind als Silhouetten vor dem starkfarbigen Hintergrund gleichsam ausgespart; die Komposition ist völlig auf das graphische Gerüst kräftiger Umrißlinien gestellt, was an einen der Glasmalerei ähnlichen Stil erinnert. Lediglich Haar und Krone sind farbig laviert, bei Gewändern, Gesichtern und Händen steht das lineare Gefüge auf dem nackten Papierton, flächige Wirkung. Große Köpfe und Hände, schlanke Körper, Faltenführung aus einfachen Parallelbahnen und Wellenlinien am Saum. 226ra unten kniet auf olivem, mit Federlinien scharf umrandetem, hügeligem, von lanzettförmigen Gräsern bewachsenem Bodenstück ein Herr in kurzem Mäntelchen, engen Hosen und spitzen Schuhen, die Hände zum Gebet gefaltet (Typ des Stifterbilds). (Der obere Teil der Figur mit den Händen ist in linearer Federzeichnung neben dem Besitzereintrag 226rb unten als Kopie wiederholt.) Der Herr betet Maria mit dem Kind im Arm an, die 226rb oben auf einem steinernen Kastensitz thront. Unter Maria (und neben dem knienden Beter) ein Mariengruß (Text 2) in Rot. Marias Gewand zeigt bewegtes Faltenspiel aus Ösenfalten (Umsetzung eines böhmischen Vorbilds?); ausgesparte Lichter, Schattenpartien durch dunklere Farbtönungen und parallele farbige Striche wiedergegeben; weichere Gesichtszüge als bei den Bildern der Alten, dünnere Umrißlinien.

Der Zeichner der Einzelbilder der vierundzwanzig Alten steht in direkter Nachbarschaft zur Freiburger Rüdiger-Schopf-Werkstatt: wohl kein Mitglied der Werkstatt selbst, aber sicher ein direkter Vorläufer (Stamm). Die Stiftergruppe 226r weist geringere Verwandtschaftsmerkmale auf. Weitere stilistische Verwandtschaft mit den Wandmalereien der Basler Münsterkrypta und in der Pfarrkirche Bischoffingen.

Bildthemen:

Einzelbilder der vierundzwanzig Alten, gänzlich ohne Attribute (2vb–213ra); Maria mit Kind, vom Auftraggeber oder Schreiber der Handschrift (?) angebetet (226r).

Farben:

Leicht deckendes, etwas schmieriges Oliv, Rot und Blau, laviertes Gelb und Grau.

Literatur:

Längin (1894/1974) S. 16f. 142. – Jerchel (1932a) S. 19f. 24f. 71. 77; Stange 2 (1936) S. 195; Schmidt (1938) Nr. 33; von Heusinger (1953) S. 39. 53f.; Besch (1967) S. 33–35; Stamm (1981) S. 210. 228. 292. 332 Anm. 8, Abb. 127 (20ra). 128 (226r); Ott (1987) S. 109, Abb. 1 (12v).

Weitere Materialien im Internet:

Handschriftencensus

Abb. 90: 24r. Der sechste Alte.

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Abb. 90.