KdiH

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11.2.5. Salzburg, Universitätsbibliothek, M II 180

Bearbeitet von Ulrike Bodemann und Gisela Fischer-Heetfeld

KdiH-Band 1

Datierung:

2. Viertel 15. Jahrhundert (1438 [132rb]. 1440 [47vb]).

Lokalisierung:

Elsaß (Frisch: Werkstatt des Diebold Lauber).

Besitzgeschichte:

Aus der ehemaligen Erzbischöflichen Hofbibliothek.

Inhalt: Sammelhandschrift mit pharmazeutischen und astronomisch-astrologischen Texten, deutsch und lateinisch; darunter:
1. 1r–47vb Nicolaus Salernitanus, ›Antidotarium Nicolai‹
2. 50ra–68rb Kräuterbuch, deutsch
3. 108ra–116vb Von den zwölf Tierkreiszeichen
Inc.: Firmamentum Celi ... Das firmament des himels ist ein kreisse ... Aries heisset darvmbe ein wider ... Die glichnisse der vorgenannten zeichen sint in dem menschen dicke fünden ... Aries ist mars teglichs hus ... Aries hat ein geissen antlicz ...
4. 117ra–128ra Von den 36 Sternbildern (nach Michael Scotus)
Inc.: Ymaginis der bilde sint 36 ... Das nun ein yeglicher leser habe die kvntschafft ... Ursa maior der grosse ber ist ein figure oder ymago des himels ... Wer vnder dem grossen beren geborn oder enpfangen wirt obe er stirpt so wirt eer groz vnd mechtig ...
5. 128rb–132rb Von den sieben Planeten
Inc.: SVpra firmamentum etc. Obe dem firmamente ist der Nunde hiemele ... Die ordenunge der planeten ist also ... DEr Erste planete ist Saturnus vnd der vollendet sinen louffe ... WEr vnder Saturnus geborn wirt der gewynnet wenig hares ...
6. 145ra–b Von den Kometen, Al-Kindi zugeschrieben
Inc.: Es sprach der meister Alchindus ...
7. 157va–159rb Von den Sonnen- und Mondfinsternissen
Inc.: Ptolomeus waz der behendeste ...
8. 159rb–174vb Von den neun Kometen und ihren Wirkungen
Inc.: Alle wysen meister von dem lande Jndya ... ES sprichet der Meister Albuͦmasar ... DEr meister genant haly Abenragel sprichet ...
I. Kodikologische Beschreibung:

Papier, 215 Blätter (verbindlich ist die Foliierung am unteren Blattrand), 284 × 214 mm, Bastarda von mehreren Händen (Zinner vermutet für die Blätter 108–207 als Schreiber Melchior Humel von Villingen), ein- und zweispaltig, wechselnde Zeilenzahl, rote Initialen, Überschriften, Caputzeichen, Strichelung.

Schreibsprache:

elsässisch.

II. Bildausstattung:

79 kolorierte Federzeichnungen, eine zu Text 1 (1v), eine zu Text 2 (49v), zwölf zu Text 3 (109vb, 110va, 111rb, 112rb, 112vb, 113rb, 114ra, 114va, 114vb, 115va, 116ra, 116va), 35 zu Text 4 (117va, 118vb, 119ra, 119rb, 119va, 120ra, 120rb, 120va, 120vb, 121ra, 121va, 121vb, 122ra, 122rb, 122va, 122vb, 123ra, 123rb, 123vb, 124ra, 124rb, 124va, 124vb, 125ra, 125rb, 125va, 125vb, 126ra, 126rb, 126va, 127ra, 127rb, 127va, 127vb, 128ra), sieben zu Text 5 (129rb, 129va, 130ra, 130rb, 130vb, 131ra, 131rb), eine zu Text 6 (145r), eine zu Text 7 (157rb), 21 zu Text 8 (159r, 159v, 160r, 160v, 161r, 162r, 162v, 163r, 163v, 164r, 164v, 165r, 165v, 166r, 166v, 167r, 167v, 168v, 172r, 173r, 174r), ein Zeichner. Ferner zahlreiche astronomische Diagramme und Tabellen, darunter 135r Kreisdiagramm mit Federzeichnung: Mondekliptik, bezogen auf die Erde, die am unteren Seitenrand dargestellt ist durch eine Wiesenlandschaft, die rechts und links zu einem Baum ansteigt; 175r–176r astronomische Instrumente.

Format und Anordnung:

Text 3 und 4 Rundbilder, doppelt gerahmt (66 mm Dm), unregelmäßig jeweils vor dem zugehörigen Text in eine Spalte des zweispaltig angelegten Textes eingefügt, in doppelten Federlinien gerahmt; Text 5 Rundbilder (86 mm Dm), in dreifachen Federlinien gerahmt; Text 6 halbseitige, ungerahmte Illustration, Text 7 ungerahmt, über die gesamte Spalte, Text 8 159r–160v viermal halbseitig je drei Rundbilder (56 mm Dm), in doppelten, farbig ausgefüllten Federlinien gerahmt, darüber ungerahmte Kometendarstellungen, 161r–167r zwölfmal halbseitig zwischen Überschrift und zugehörigem Text jeweils in einer Spalte ein Rundbild (56 mm Dm), in doppelten, farbig ausgefüllten Federlinien gerahmt, darüber ungerahmt Darstellung eines Kometen, in der anderen Spalte daneben Astronomenbildnis, ungerahmt, 167v–174r halb- bis dreiviertelseitig, ungerahmt, stets dem zugehörigen Text vorangehend.

Bildaufbau und -ausführung, Bildthemen:

Das Bildprogramm läuft mit geringen Abweichungen parallel zu dem der Darmstädter Hs. 266 und dem Cod. Pal. lat. 1370 (Nr. 11.2.1. und Nr. 11.2.4.). Zu Text 3 Tierkreiszeichen, beginnend mit dem Widder, Sterne durch rote Punkte markiert, ohne Boden und Hintergrund, lateinische Inschriften; die Attribute ragen häufig über den inneren, gelegentlich auch über den äußeren Kreisrahmen hinaus; 112ra falsch eingefügte Vorzeichnung eines Rundbildes, überschrieben. Zu Text 4 Sternbilder, Ausführung wie Tierkreiszeichenbilder, In- oder Beischriften gelegentlich deutsch; abweichend von den Parallelhandschriften bei Herkules (119ra) die um einen Baum gewundene Schlange innerhalb des Kreisrahmens; Cassiopeia (120vb) mit Wolkenband, aus dem es regnet, links neben der Rückenlehne; Orion (124va) ohne Bänder; am Puteus (126rb) die zwei Teufelpaare jeweils aus einem großen (der linke mit Flügeln) und einem kleinen Teufel bestehend; Centaurus (126va) ohne Schwert. Text 5 Darstellungen der Planetengötter mit Attributen, außer Sol nackt, nur von Chlamys oder Toga umschlungen, alle nach links gewandt; abweichend von den Parallelhandschriften Saturn (129rb) mit Helm und Krummschwertern; Sol (130rb) mit tiaraartiger Krone. In den Darstellungen zu Text 6, 7 und 8 weichen vor allem die Inschriften von denen der Parallelhandschriften ab: 145r Astronom, das geöffnete Buch ohne Inschrift; 157rb Astronomen, das Schriftband mit abweichender Inschrift (waz die heidenschen meister von den Eclipsis betüten); 161r–167r Tierkreiszeichen mit Kometen und dozierenden Astronomen: hier weniger individualisiert (ein Astronom [162r] mit Brille, kein Krieger), stets mit leerem Schriftband in der linken Hand; 167v–174r Astronomen im Gespräch: in der paarweise gegenüberstehenden Gruppe der vier Astronomen (168v) hält der linke innere ein Buch (ohne Inschrift!), der rechte innere ein Schriftband (was die heidenschen meister an den gesternen sohen), von den beiden Astronomen vor der Waldkulisse (172r) hält der rechte ein Schriftband (wie sich die heidenschen meister vnderret hant, der Text ist am oberen Blattrand vornotiert), dafür die vier Astronomen des Schlußbildes (174r) ohne Schriftband.

Gekonnte, weiche konturierende Figurenzeichnung, kaum Strichelung, Modellierung durch schattierenden Farbauftrag. Die Figuren schlank und trotz gedrungener Unterkörper gut proportioniert, in Blicken, Gesten und Körperhaltung aufeinander bezogen; mit kindlichen Gesichtern, spitzen Nasen, großen Augen, charakteristisch der sehr kurze Brauenstrich. Vorliebe für lange, tief gegürtete, in reichem Faltenwurf am Boden auslaufende Gewänder. Große Ähnlichkeit zu Zeichner A der Lauber-Werkstatt, jedoch ohne dessen feiste Gesichter mit Doppelkinn.

Zu den Illustrationen der Texte 1 und 2 siehe Nr. 87.2.17.

Literatur:

Jungreitmayr (1988) S. 166–173, Abb. 37 (171r). – Werner Fechter: Noch einmal Diebold Lauber. ZfB 55 (1938) S. 650–653; Frisch (1949) S. 60, Abb. 47 (174r). 55 (1v). 56 (49v); Ernst Zinner: Deutsche und Niederländische Astronomische Instrumente des 11.–18. Jahrhunderts. München 1956, S. 61; Götter, Heroen, Herrscher in Lykien. [Ausst. Kat.] Wien-München 1990, Abb. 39j (121vb); Blume/Haffner/Metzger (2016) Bd. II.II, S. 782–791 (Kat.-Nr. 124).

Weitere Materialien im Internet:

Handschriftencensus

Farbabbildungen (Salzburg, Universtitätsbibliothek): http://www.ubs.sbg.ac.at/sosa/handschriften/mII180.htm, http://www.ubs.sbg.ac.at/sosa/bdm/bdm1107.htm

Abb. 185: 163r. Astronom und Krebs.

Abb. 186: 115v. Steinbock.

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Abb. 185.
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Abb. 186.