KdiH

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11.2.1. Darmstadt, Universitäts- und Landesbibliothek, Hs 266

Bearbeitet von Ulrike Bodemann und Gisela Fischer-Heetfeld

KdiH-Band 1

Datierung:

3. Viertel 15. Jahrhundert (105r: 1454).

Besitzgeschichte:

Ende des 17. Jahrhunderts im Besitz der landgräflichen Schloßbibliothek zu Darmstadt.

Inhalt: Astrologisch-astronomisch-mantische Sammelhandschrift, nur im 1. Teil (2r-73r) illustriert; darin:
1. 2ra–10vb Von den zwölf Tierkreiszeichen
Inc.: Firmamentum celi ... Daß firmamente deß hymels ist eyn kreiß ... Aries heisset darvmb eyn wider ... Die glichniß der vorgenanten zeichen sint in dem menschen dick fanden ... Aries ist mars tegliches huß ... Aries hat eyn geissin antlitz ...
2. 11ra–19vb Von den 36 Sternbildern (nach Michael Scotus)
Inc.: Ymagnus(!) der bilde sint xxxvj ... Das nu eyn iglicher leser hab die kuntschafft ... Ursa maior der groß bere ist eyn figure oder ymago des himels ... Wer vnder dem großen beren e[n] phangen oder geborn wirt ob er stirbet so wirt er groß vnd mechtig ...
3. 19vb–23va Von den sieben Planeten
Inc.: Ob dem firmament ist der nunde himel ... Die ordenung der planeten ist also ... Der erste planete ist saturnus der vollendet sin lauff ... Wer vnder saturnus geborn wirt der gewint wenig hares ...
4. 24r Von den Kometen, Al-Kindi zugeschrieben
Inc.: Es sprach der meynster alchindus ...
5. 41vb–43ra Von den Sonnen- und Mondfinsternissen
Inc.: Ptolomeus was der behendest ...
6. 43va–56vb Von den neun Kometen und ihren Wirkungen
Inc.: Alle wysen meynster von dem lande Jndia ... Es spracht der meynster albumasar ... Der meynster genant hallij ab euragel der spricht ...
7. 57ra–61vb Von den Wirkungen der zwölf Zeichen
Inc.: In dem anbegynne geschuff got himel vnd erden ... In dem anbeginde als gott all dinge geschuff von nicht des virden tags geschuff gott sonne vnd mone vnd all stern ... Dz erst zeichen ist aries ... Aries stern furig vnd snelle ...
I. Kodikologische Beschreibung:

Papier, 289 Blätter, 295 × 216 mm, Bastarda, mehrere Hände (Teil 1 von einer Hand), zweispaltig, 37–50 Zeilen, rote Initialen, Überschriften, Unterstreichungen, Zeilenfüller, Caputzeichen, Strichelung.

Schreibsprache:

elsässisch.

II. Bildausstattung:

89 kolorierte Federzeichnungen, zwölf zu Text 1 (4rb, 5ra, 6ra, 6vb, 7rb, 7vb, 8rb, 8vb, 9ra, 9va, 10ra, 10va), 35 zu Text 2 (11va, 12va, 12vb, 13rb, 13va, 14ra, 14rb, 14va, 14vb [2], 15ra, 15rb, 15va, 15vb, 16ra [2], 16rb, 16va, 16vb, 17ra [2], 17rb, 17va, 17vb [2], 18ra, 18rb [2], 18va, 18vb, 19ra, 19rb [2], 19va [2]), sieben zu Text 3 (20vb, 21ra, 21rb, 21vb, 22ra, 22rb, 22va), eine zu Text 4 (24rr), eine zu Text 5 (41vb), 21 zu Text 6 (43v, 44r, 44v, 45r, 45v, 46r, 46v, 47r, 47v, 48r, 48v, 49r, 49v, 50r, 50v, 51r, 51va, 52r, 54r, 55v, 56rb), zwölf zu Text 7 (57va, 58ra, 58rb, 58vb, 59ra, 59va, 59vb, 60ra, 60va, 60vb, 61ra, 61rb), ein Zeichner. (Außerdem 69v die Zeichnung eines Tierkreiszeichenmannes, 23v–31v und 62v–63r astronomische Tabellen und Diagramme, darin gelegentlich Planeten in kolorierter Federzeichnung).

Format und Anordnung:

Die Tierkreiszeichen-, Stern- und Planetenbilder zu Text 1–3 in spaltenbreiten Kreisbildern (66–80 mm Dm), von doppelter, in Text 2 gelegentlich dreifacher Federlinie gerahmt, stets vor dem zugehörigen Text eingefügt, oft mehrere auf einer Seite; die Zeichnungen zu Text 4 und 5 ungerahmt, 24r ⅓seitig über beide Textspalten, 41vb die ganze Spalte vor dem Text einnehmend; zu Text 6 43v–45r Rundbilder, dreifach gerahmt, die inneren Kreislinien stoßen aneinander, durch die äußeren werden die Bilder zu einer Dreierreihe zusammengefaßt; 45v–51r ungerahmte Gelehrtenbilder, dazu Tierkreiszeichen, dreifach gerahmt, zwischen Überschrift und Text (außer 46r, wo der Text irrtümlich ohne Überschrift am Seitenkopf beginnt); 51r–56v ungerahmte Darstellungen im Text, außer 51va und 56rb über beide Spalten, die Schriftspiegelbegrenzungen dabei erheblich überschreitend; zu Text 7 Rundbilder mit doppelter Einrahmung, stets vor dem Text.

Bildaufbau und -ausführung, Bildthemen:

Zu Text 1 Tierkreiszeichen, anfangend mit Widder, z. T. mit lateinischer Bezeichnung, die Sterne rot eingezeichnet; 6ra Zwillinge: nackter Knabe mit Pedum und nacktes Mädchen mit Lyra; 7vb Jungfrau: mit nacktem Oberkörper und Flügeln, Ähren und Kerykeion in den Händen; 8rb Waage: von nacktem Knaben gehalten; 9ra Schütze: geflügelter Centaur mit Pfeil und Bogen, über Pfeil; 9va Steinbock als Ziegenfisch; 10ra Wassermann: nackter Jüngling mit Krempenhut, einen Krug Wasser ausschüttend.

Text 2: Sternbilder mit lateinisch-deutschen Bei- bzw. Umschriften, zuweilen mit deutschen Reimpaarversen als Umschrift; die antiken Figuren meist nackt oder mit umgeschlungenem Tuch; 11va Großer und Kleiner Bär mit Schlange; 12va Drache; 12vb Herkules: mit Löwe über der Schulter und erhobenem Schwert, außerhalb des Bildes Apfelbaum mit Schlange; 13rb Krone; 13va Serpentarius: Schlange um den Leib und um ein Bein gewunden, auf Skorpion stehend; 14ra Boetes: mit Hut, Lanze und Sichel in den Händen; 14rb Agitator: im Wagen sitzend, Stab in der Linken, nach rechts zwei Pferde in Zügeln, dahinter ohne Zügel zwei Ochsen; 14va Cepheus: Jüngling in knielangem Kleid, mit erhobenen Händen, Schwert am Schulterriemen; 14vb Cassiopeia: in langem Kleid, auf Thron sitzend, Hände an die Pfosten der Rückenlehne gebunden, aus der linken Ecke der Rückenlehne regnet es; Pegasus: Hinterleib abgeschnitten; 15ra Andromeda: Jüngling in knielangem gegürteten Kleid und Umhang, Hände an die Stämme zweier Bäume rechts und links gebunden; 15rb Perseus: mit Tuch an der Schulter und Mütze, mit Medusenhaupt und erhobenem Schwert; 15va Triangel; 15vb Pleiaden: sieben Hüftbilder, in zwei Reihen angeordnet, oben Jüngling mit drei Mädchen, unten Jüngling mit zwei Mädchen; 16ra Lyra; Schwan; 16rb Vultur volans: Adler mit zurückgewandtem Kopf über Pfeil; 16va Vultur cadens: Adler mit vorausgewandtem Kopf über Pfeil und Kordelschlinge, dahinter Jupiter, bekleidet, beim Aufsteigen; 16vb Eridanus und Walfisch: Eridanus fast senkrecht im Flußbett, über ihm Walfisch; 17ra Joculator: Jüngling in langem Gewand, auf einer Bank sitzend, an einem T-förmigen Saiteninstrument vor der Brust zupfend; Delphin; 17rb Orion: gewappneter Krieger mit erhobenem Schwert und großem rankenverzierten Schild, von seinen Schultern wehen Bänder; 17va Großer Hund; 17vb Hase; Schiff Argo: Ruderschiff, Mastbaum mit gehißtem Segel in der Mitte, links sitzt ein Mann; 18ra Astronothus: bekleidetes Centaurenweibchen mit erhobenen Händen; 18rb Daemon meridianus: sternenbesetzte Mandorla von stehender Frau gehalten, daneben links Mann mit Hand an der Wange; Großer und Kleiner Fisch; 18va Puteus: Feuerbecken auf einem Sockel, zwei Teufel oben über dem Becken, vier Teufel (paarweise) unten vor dem Becken; 18vb Centaurus: bekleideter Pferdemensch mit Flügeln, am Gürtel Schwert und Krug, in der Rechten Lanze mit aufgespießtem Hasen, auf der Linken auf dem Rücken liegender Hase; 19ra Schlange: um Baum gewunden, Rabe außerhalb des Bildrahmens auf dem Schlangenende sitzend, an der Bauchwindung Krug; 19rb Kleiner Hund; Equus secundus: an Füßen und Schultern geflügeltes Pferd, ganzleibig; 19va Tarabellum; Vexillum.

Text 3: Planetengötter mit nacktem Oberkörper, in Mantel oder Tuch gehüllt, stehend bis auf Sol, alle nach links gewandt; als Bildüber- und umschriften in Rot Planeten- und Planetenkinderverse; 20vb Saturn: mit erhobenem Schwert, ein weiteres am Gürtel hängend; 21ra Jupiter: drei Pfeile in der Rechten, ein weiterer in der Linken; 21rb Mars: mit Lanze und Fratzenschild; 21vb Sol: in Quadriga sitzend, je zwei Pferde nach rechts und links, um das Haupt ein halber Flammennimbus, in den Händen Fackel und Sonnenkugel mit aufgesetztem Kreuz; 22ra Venus: mit Blume und Feder, zu ihren Füßen geflügelter Amor; 22rb Merkur: mit Flügelhut, Beutel und Kerykeion; 22va Luna: mit Fackel und Füllhorn, Mondsicheln auf dem Kopf und hinter dem Nacken. – Zu Text 4 Gelehrter, frontal auf einer Bank sitzend, rechts Lesepult mit geöffnetem Buch (hie in findest du die ix Cometen), die Rechte weisend erhoben, rechts und links zwei Kometen. – Zu Text 5 Magister mit Schriftband (hie vindestu die gestalt des Eclipsis Solis Et Lune nach forme), auf Sonne und Mondsichel über seinem Kopf weisend.

Text 6: in den Rundbildern 43v, 44r, 44v, 45r die Triplizitäten von Feuer (Widder, Löwe, Schütze), Erde (Stier, Jungfrau, Steinbock), Luft (Zwillinge, Waage, Wassermann) und Wasser (Krebs, Skorpion, Fische), darüber Darstellung eines Kometen mit rot eingezeichneten Sternen; 45v–51r Bedeutung der Kometen in den zwölf Tierkreiszeichen: jeweils über der rechten Spalte dozierender Astronom, meist auf grün laviertem Bodenstück stehend (nur 45v freistehend, 46r sitzend), 47r Krieger mit Schwert statt des Gelehrten, 47v Jüngling in kurzem gegürteten Rock, 50r mit aufgeschlagenem Buch (von dem Capricorno), 50v mit Schriftband (hie nach findestu was eyn iglicher Comet betudet Wan er gesehen wirt in der 12 zeichen eyn), dazu jeweils über der linken Spalte Kreisbild mit Tierkreiszeichen wie 43v–45r, in wechselnden Positionen dazwischen Kometendarstellung; 51va–56rb Astronomen im Gespräch, mit Bildbeischriften in Rot: 51va zwei Gelehrte, der linke mit Buch, rechts (auf Anhöhe) und links Stadt- oder Burgarchitektur; 52r vier Gelehrte, zwischen dem rechts und den drei links stehenden oben zwei Kometen und zwei Sterne, der erste der Dreiergruppe links mit aufgeschlagenem Buch (Von den Cometen Sagen die meynster); 54r rechts zwei Astronomen, links Landschaft mit zwei Bäumen, springendem Hirsch und drei Vögeln, zwischen den Bäumen ein Wasserlauf mit vier Fischen; 55v drei Gelehrte, zwischen dem linken und den beiden rechten in Kopfhöhe stilisierte Erde: Kreisbild mit Wasser unten, Erhebung mit Baum in der Mitte, Himmel mit vier Sternen im Halbrund darüber; 56rb vier Gelehrte paarweise, der linke innere trägt Buch und Schriftband (wie die heydenschen sternenseher sich vnderrette hont), in der Mitte über ihnen drei Sterne.

Text 7: Tierkreiszeichen, ganz ähnlich wie zu Text 1, jedoch Jungfrau, Schütze und Wassermann bekleidet, Zwillinge und Jungfrau ohne Attribute, Waage ohne Trägerfigur.

Zeichnungen von geübter Hand, hell laviert; Modellierung durch Pinsel- und Federschraffen in Strich- und Kreuzlagen, Häkchen, Konturen mit breiter Feder nachgezogen, gute Proportionen; die Sternzeichen ohne Hintergrundangabe, die Gelehrten auf grünen Bodenstücken, die meist über die Schriftspiegelbreite bis zum Blattrand ausgedehnt sind. V. a. die Gelehrtenfiguren sind in faltenreichen Gewändern, Haartrachten, Hüten und Gestik geschickt und individuell abgewandelt.

Farben:

Olivgrün, Karmin, Kobalt, Ocker, Grau.

Literatur:

Bauer (1983) S. 10 und passim; Blume/Haffner/Metzger (2016) Bd. II.II, S. 803–813 (Kat.-Nr. 126).

Anmerkungen:

Unmittelbar verwandt, wenn auch wohl keine Kopie, ist die Vatikan-Handschrift Cod. Pal. lat. 1370, die auf den Blättern 79r–153v mit nur geringen Abweichungen die gleiche Textzusammenstellung wie die Darmstädter Handschrift (2r–73r) bietet.

Weitere Materialien im Internet:

Handschriftencensus

Abb. 180: 22r. Venus und Merkur.

Abb. 181: 44r. Die Triplizitäten der Erde (Stier, Jungfrau, Steinbock), darüber Komet.

Abb. 182: 50v. Astronom und Wassermann.

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Abb. 180.
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Abb. 181.
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Abb. 182.