KdiH

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99.0.4. München, Bayerische Staatsbibliothek, Cgm 18

Bearbeitet von Gabriel Viehhauser

KdiH-Band 9

Datierung:

Letztes Viertel des 13. Jahrhundert.

Lokalisierung:

Bairischer Sprachraum.

Besitzgeschichte:

Um 1500 im Besitz des Bernhardin Puttrich (laut Namenseintrag im vorderen Einbandspiegel). Danach in der Bibliothek des Johann Jakob Fugger in Augsburg (Signatur auf dem Vorderdeckel). 1571 geht die Handschrift mit dem Verkauf der Fugger-Bibliothek an Herzog Albrecht V. von Bayern an die Münchner Hofbibliothek über (vgl. Klemm [1998] S. 55).

Inhalt:
1r–107v Wolfram von Eschenbach, ›Parzival‹
Handschrift O; Text nur bis V. 555,20 erhalten
I. Kodikologische Beschreibung:

Pergament, 107 Blätter, 312,5 × 220 mm, gotische Gebrauchsschrift, eine Hand, zweispaltig, 39–46 Zeilen, Aussparungen für zweizeilige Initialen, die aber (bis auf das Fleuronné für die Eingangsinitiale) nicht ausgeführt wurden.

Schreibsprache:

bairisch.

II. Bildausstattung:

Ca. 103 spaltenübergreifende Aussparungen für Illustrationen am oberen oder unteren Seitenrand, die den Text damit fast laufend begleitet hätten. Davon nur ein Bildstreifen (1v) ausgeführt, eine weitere Illustration im 15. Jahrhundert nachgetragen (2v).

Format und Anordnung:

Im einzig erhaltenen zeitgenössischen Bildstreifen sind im unteren Viertel der Seite zwei gerahmte, mit Doppelleiste voneinander abgetrennte Bilder in Deckfarbenmalerei ausgeführt. Die erste Figur linksaußen überragt den Bildrahmen. Nach Ott (1992, S. 113) folgt die Anordnung damit einem Typ, der sich insbesondere in der Weltchronik-Ikonografie durchgesetzt hat.

Die (wohl unfertige) nachgetragene Federzeichnung auf 2v erstreckt sich über den linken Teil des Bildstreifens. Die erste der beiden Figuren ist ebenfalls über den linken Rand der Spalte hinaus positioniert.

Bildaufbau und -ausführung:

Beide Bildhälften des erhaltenen zeitgenössischen Bildstreifens zeigen dicht gedrängte Personengruppen, zum Teil in unrealistischen, nach Bedeutung angeordneten Größenverhältnissen. Die sich aus der Nebeneinanderstellung der sitzenden oder stehenden Personen ergebende starke Betonung vertikaler Achsen wird in beiden Fällen durch diagonale Achsen sich bewegender Figuren durchbrochen, in der linken Bildhälfte zudem durch den waagrecht über die komplette Horizontale der Bildmitte liegenden Leichnam und die aus dem Rahmen gerückte, leicht schräg gestellte Figur linksaußen.

Bildthemen:

Der Bildstreifen auf 1v zeigt links vermutlich die Aufbahrung von Gahmurets Vater Gandin und rechts die Herrschaftsübernahme von Gahmurets Bruder Galoes.

Die nachgetragene Illustration auf 2v zeigt einen Mann mit Lanze und einen sitzenden Mann mit Krone.

Farben:

Rot, Blau, Gelb, Rosa, Grün

Literatur:

Petzet (1920) S. 33; Klemm (1998) Textbd. S. 55f. – Nock (1935); Becker (1977) S. 85; Schirok (1985) S. 5; Schneider (1987) Textbd. S. 224–226; Ott (1992c) S. 113–115; Stephan-Chlustin (2004) S. 38–40; Klein (2011) S. 944; Schirok (2011) S. 341; Stolz (2013) S. 43, 51–53.

Abb. 208: 1v. Gandins Aufbahrung und Galoes’ Herrschaftsübernahme.

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Abb. 208.