KdiH

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77.4.1. München, Bayerische Staatsbibliothek, Cgm 68 (olim Cgm 98 B); Cgm 67 (olim Cgm 98 A)

Bearbeitet von Wolfgang Augustyn und Regina Cermann

KdiH-Band 8

Datierung:

Nach 1466 (Cgm 68, 2r) / um 1475/1480 (Schmidt [2006/2007]).

Lokalisierung:

Wien (Einband von Cgm 67: vgl. Holter [1977] S. 16, Gruppe D 3, Nr. 4, 5, 8, 10.).

Besitzgeschichte:

Angefertigt für Kaiser Friedrich III. (1424−1493; Cgm 68: 1v und 2r). Devise Friedrichs III. von der Hand des herzoglichen Bibliothekars Wolfgang Prommer († um 1606), im hinteren Innenspiegel von Cgm 67 in deutscher (All Erd Ist Osterreich Vnderthon), in Cgm 68 einstmals in lateinischer Lesart (Austria Extendetur In Orbem Vniversum) eingetragen − letztere wohl seit einer Restaurierung von 1960 verloren. Möglicherweise über die Tochter Kunigunde (1465−1520), die 1487 Herzog Albrecht IV. von Bayern ehelichte, in die Münchener Hofbibliothek gelangt (herzogliches Kupferstich-Exlibris von 1618 und kurfürstliches [seit 1623] jeweils vorn eingeklebt).

Inhalt: Teile eines Vollbreviers der Diözese Salzburg für Kaiser Friedrich III. Es fehlen Kalender, Psalterium feriatum, Sanktorale vom Winterteil und Commune sanctorum.
1. Cgm 68 Sommerteil
3r−159v Temporale: Pfingstsonntag bis 25. Sonntag nach Pfingsten
159v−346r Sanktorale: Petronilla (31.5.) bis Andreas (30.11.)
2. Cgm 67 Winterteil
1r−360v Temporale: Samstag vor dem 1. Advent bis Samstag vor Pfingsten
I. Kodikologische Beschreibung:

Cgm 68: Pergament, [I] + 350 (346 + vier ungezählte) Blätter, 186 × 140 mm, Bastarda, eine Hand, identisch mit Hand III (?) in Cgm 67, einspaltig, 20 Zeilen, zahlreiche ein- bis mehrzeilige Initialen, einige mit Akanthusausläufern, in mehreren Fällen mit Tieren (149v Eichhörnchen, 164r Bär, 201r Affe mit Spiegel, 221v Hirsch, 233v Pelikan, 271r Storch mit Schlange; 272r, 275r, 292v Vögel, 301r Strauß [?]), rotes Lineament, rote Strichel, Rubriken, gelegentlich blaue Caputzeichen.

Cgm 67: Pergament, [I] + 363 (360 + drei ungezählte) Blätter, 185 × 136 mm, vier Hände (Handwechsel innerhalb der Lagen; Hand I: 1r−62r Textura, 20 Zeilen, anfänglich Strichel, [Samstag vor dem 1. Advent bis Stephanus]; Hand II: 62v−83v, 302r−360v Fraktur, gelegentlich Cadellen, 20 Zeilen [Stephanus bis Circumcisio; Ostermontag bis Samstag vor Pfingsten]; Hand III: 84r−225r Bastarda, 19 Zeilen, rote Strichel, Rubriken; Hand IV: 225r−301v Bastarda, mit Ansätzen zur Fraktur, Cadellen, 19 Zeilen [Montag nach dem 3. Fastensonntag bis Ostern]), einspaltig, jeweils zwei Schriftgrößen, zahlreiche ein- bis mehrzeilige Initialen, einige mit Akanthusausläufer, in mehreren Fällen mit Tieren (9r, 225v Affen, 55r Bär, 89v Falke und Eule; 223r, 233r, 243r, 293r Vögel; 242v, 341r Störche, 303r Hase, 321v ein an einer Blattschlaufe erhängter Drache, 346r Bärenjagd), in der zweiten und dritten Lage (11r−30r) begleiten Goldrispen am Rande ein- oder zweizeilige Blattgoldinitialen mit rotem Fleuronné, ein- bis dreizeilige blaue oder Blattgoldinitialen mit rotem Fleuronné, ein- bis dreizeilige Buchmalerinitialen auf farbigem oder gemustertem Grund, Rubriken.

Schreibsprache:

südbairisch-österreichisch (Schneider [1978b]).

II. Bildausstattung:

Cgm 68: Zwei ganzseitige Miniaturen, umgeben von vierseitigen Goldrispenbordüren. Drei Randminiaturen.

Cgm 67: Eine Randillustration.

Es lassen sich drei verschiedene Hände unterscheiden, die häufig lagenweise wechseln. Eine Hand die des sogenannten ›Meisters des Friedrich-Breviers‹ (der entgegen Schmidt [2006] nicht nur für den figürlichen Buchschmuck – Cgm 68: 1v, 2r, 256v, 309v, 339r. Cgm 67: 23r, 346r –, sondern auch für einen Teil der Ranken und Initialen verantwortlich war): Cgm 68: 1v, 2r, 192r−271v, 293r−346r (außer 195v, 201r [?], 321v). Cgm 67: 11r−30v, 84r−163v, 243r−272v, 293r−311r, 342r−360r. Die zweite Hand: Cgm 68: 1r−11v, 22r−61v, 72r−121v, 142r−191v, 195v, 201r (?), 275r, 291r, 321v. Cgm 67: 1r−10v, 31r−60v, 164r−242v, 273r−292v, 315v−341r. In Cgm 68 war dieser Meister verantwortlich für die Seiten mit opulenterem Initial- und Rankenschmuck (so 3r, 29v, 50r, 159r, 195v, 321v), in Cgm 67 übernahm er nur die erste größere Initiale und Ranke (1r). Die dritte Hand: Cgm 68: 12r−21v, 62r−71v, 122r−141v, 272r−292v (außer 275r, 291r). Cgm 67: 61r−83v. In Cgm 67 Formen ins Bizarre gesteigert. Dort auch verantwortlich für drei größere Initialen (78v, 79v, 81v).

Format und Anordnung:

Ganzseitige Miniaturen eröffnen das Brevier. Drei Randminiaturen in Cgm 68 sind am unteren Blattrand platziert. In Cgm 67 erstreckt sich die Randminiatur bis auf den äußeren Seitenrand. In beiden Bänden findet sich fast auf jeder Seite Ranken- und Initialschmuck. Die gleichmäßige Dichte der Ausstattung und das Fehlen einer klaren Hierarchie bei den einzelnen Gestaltungselementen verhindert eine rasche Orientierung in den Bänden.

Bildaufbau und -ausführung:

Die Eröffnungsminiaturen sind zweizonig angelegt, wobei die oberen Felder nochmals vertikal unterteilt sind. In den unteren verharren die männlichen und weiblichen Mitglieder der kaiserlichen Familie im Gebet, in den oberen erscheinen ihnen Christus als Salvator mundi und Maria als ›der gute Acker‹ neben Christophorus mit dem Christkind auf den Schultern und Augustinus. Bei der Verkündigung (Cgm 67, 23r) sind an der äußeren Längsseite des Blattes Gottvater und Maria in zwei Medaillons wiedergegeben, die durch einen Lichtstrahl miteinander verbunden sind. Auf diesem fahren die Taube des Heiligen Geistes und das Christkind zu Maria nieder. Der Engel kniet abseits am unteren Bildrand mit einer langen Schriftrolle. Bei den übrigen Randminiaturen beschränkte man sich auf Halbfiguren in Rankenwerk.

Bildthemen:

Cgm 68: Ganzseitige Miniaturen: 1r Christophorus, Salvator mundi; unten: Kaiser Friedrich III. mit den Söhnen Christoph (1455−1456), Maximilian (1459−1519) und Johannes (1466−1467); im Rahmen drei Wappen: Reichsadler, Österreich, Altösterreich. 2r Ährenkleidmadonna, Augustinus; unten: Kaiserin Eleonore von Portugal (1434−1467) mit den Töchtern Helena (1460−1461) und Kunigunde (1465−1520); im Rahmen zwei Wappen: Reichsadler, Portugal. – Randminiaturen: 256v Stephan zu Inventio Stephani, 3.8.; 309v Koloman zum 13.10.; 339r Katharina zum 25.11.

Cgm 67: 23r Verkündigung.

Auf den Eingangsminiaturen werden die engsten Familienmitglieder Friedrichs III. vollzählig versammelt, auch die bereits verstorbenen. Im eigentlichen Brevier werden nur Koloman als Patron Österreichs und Stephan als derjenige des Wiener Doms sowie Katharina besonders hervorgehoben. Die Verkündigung steht nicht zum Fest (25.3.), sondern dient als Illustration eines Responsoriums zur zweiten Lesung am dritten Advent (Nym auf das wort Junkfraw maria das dir von got durch den engel gesant ist). Wichtige Festtage (Weihnachten, Ostern, Pfingsten; Rupert) blieben ohne besonderen Schmuck.

Farben:

Blau, Weiß, Rosa, Grau, Hellgrün, Gelb, Orangerot, Ocker, Braun, Pinselgold, hochpoliertes Blattgold, Rot, Grün, Bordeaux und Violett.

Literatur:

Petzet (1920) S. 110−112, 380. – Hartig (1917) S. 113, 123, 152f.; Walther (1916) S. 185f., Nr. 2; Bayerns Kirche im Mittelalter (1960) S. 56, Nr. 280; Friedrich III. (1966) S. 359, Nr. 155; Schmidt (1967) S. 173f., 177, Nr. 119; Geldner (1975) S. 118f.; Wien im Mittelalter (1976) S. 132, Nr. 327; Holter (1977) S. 16; Schneider (1978b); Schramm/Fillitz/Mütherich (1978) S. 83f., Nr. 109; Thesaurus librorum (1983) Nr. 55; Sieveking (1986) S. 145, Anm. 163, 608, 755; Schmidt (1994) S. 348; Stephan (1998) S. 23−27; Häussling (2004) Sp. 295; Haidinger (1998); Roland (2003); Schmidt (2006); Schmidt (2006/2007) S. 49; Kulturkosmos der Renaissance (2008) S. 58, Nr. 9 [Karl-Georg Pfändtner].

Weitere Materialien im Internet:

Handschriftencensus: Cgm 68; Cgm 67.

Abb. 129: Cgm 68, 1r: Christophorus, Salvator mundi; unten: Kaiser Friedrich III. mit den Söhnen.

Abb. 130: Cgm 68, 201r: Rankenschmuck, Affe mit Spiegel.

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Abb. 129.
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Abb. 130.