KdiH

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26B.3.1. München, Bayerische Staatsbibliothek, Cgm 1598

Bearbeitet von Ulrike Bodemann

KdiH-Band 3

Datierung:

Erstes Viertel 16. Jahrhundert (nach 1505).

Lokalisierung:

Ingolstadt.

Besitzgeschichte:

Besitzereinträge im vorderen und hinteren Einbanddeckel (ausführlich Schneider [1993] S. 283) führen nach Ingolstadt: Demnach übernahm der Hofratsvizekanzler Wolfgang Reichmair († 1695) die Handschrift vermutlich aus der Sammlung des Ingolstädter Oberrichters Sebald Müllner († 1643) und lieh sie 1644 dem Ingolstädter Stadtschreiber Balthasar Hupfauer aus. Im frühen 19. Jahrhundert befand sie sich im Bestand der Ingolstädter Ratsbibliothek, aus der sie Christoph Freiherr von Aretin († 1824) übernahm; danach im Besitz der Gebrüder Löwenfeld; über den Buchhändler Finke, Berlin, 1832 durch die Bayerische Hofbibliothek erworben.

Inhalt:
Ira–clxxjv Andreas Zainer, ›Chronik des Landshuter Erbfolgekriegs‹

unvollständig: das im Register für cclxxv–cclxxxxj angekündigte Kapitel Handlung auff dem koniglichen tag zu Coln fehlt

Ira–VIra Register (des vollständigen Textes)

iijr–vijv Prolog

viijr–cclxxjv Chronik von 1. Dezember 1503 bis 19. August 1505

I. Kodikologische Beschreibung:

Papier, 270 Blätter, dazu vier neuere Blätter zu Anfang, 86 am Schluß (gezählt 1–4 [leer], I–VI, 5–8 [leer], j–clxxiiij [alt, fehlerhaft: springt von lxxv auf lxxviij, von cxxxiij auf cxxxv, zählt cxxv doppelt] + 86 ungezählte Blätter, leer; ferner unbeschrieben: VIv, jr, ijv, vijv, lviiijv–lxijv, lxxxijv, xciiijr–xcvv, ciiijv, cxviiijv–cxxv, cxxvr, cxxvav, cxxvjv–cxxvijr, cxxxvijr, cxxxviijv, cljr–cliiijv, clvv, clviiijv, clxiiijr–v, clxxijr–clxxiiijv. Am Schluß 12 Blätter herausgerissen), 403 × 270 mm, Ir–VIr zweispaltig, iijr–clxxjv einspaltig, 38–44 Zeilen, xv–xjr quer beschrieben; Kanzleibastarda, ein Schreiber, kalligraphische Initialen nur iijr ausgeführt, sonst Freiräume über vier bis sieben Zeilen, nicht rubriziert. Mehrere Benutzernotizen (16./17. Jahrhundert), darunter cxxijr–v und cxxiiijr im Text kleine Zeichnungen Gehenkter am Galgen

Schreibsprache:

bairisch.

II. Bildausstattung:

Vier lavierte Federzeichnungen: jv, ijr, cxxvv–cxxvar, cxxxvijv–cxxxviijr. – Ein Zeichner.

Format und Anordnung:

Die beiden ersten Zeichnungen ganzseitig (ca. 294 × 182 mm), dann zwei doppelseitige Zeichnungen (ca. 290 × 400 mm); auf zusätzlich – in der Nähe der jeweiligen Bezugstelle im Text – in die Lagen eingefügten Doppelblättern, deren Rückseiten frei blieben.

Bildaufbau und -ausführung:

Umrißzeichnung mit schwarzer Feder, mit grauer Wasserfarbe in Grisailletechnik laviert, darüber hinaus lediglich sehr durchscheinendes Rot (jv), Blau (für Himmelsstreifen), Olivgrün (Bodenstreifen cxxvv–cxxvar). Im Wappenbild jv ist der österreichische Bindenschild als Ersatz für einen zuvor sauber ausgeschnittenen anderen (wohl pfälzischen) Schild eingefügt. Die Darstellung des Kölner Spruchs (ijr Maximilian im Zentrum perspektivisch überhöht thronend, mit Vertretern der beiden gegnerischen Parteien) entspricht anderen populären Darstellungen des Ereignisses (vergleichbar etwa: München, Bayerischem Hauptstaatsarchiv, Fürstensachen 215/II fol. 263–279 und ebd., Reichskammergericht 11371 I; vgl. Von Gottes Gnaden [2005] S. 110 f., Kat.-Nr. 4.3.), ebenso wie das Schlachtenbild (cxxxvijv–cxxxviijr Panoramasicht auf die kaiserlichen und böhmischen Truppen vor Schloß Schönberg, von überhöhtem Augenpunkt aus, vergleichbar v. a. der Holzschnitt Hans Burgkmairs von 1504 [München, Staatsbibliothek, Einbl. I,13]; Von Kaisers Gnaden [2005] Kat.-Nr. 3.3.; vgl. auch Kat.-Nr. 3.4.3.6.). Bei der Darstellung des Ingolstädter Rats dürfte der Zeichner auf eine ähnliche Miniatur im Andreas Zainers Privilegienbuch der Stadt Ingolstadt von 1493 zurückgegriffen haben: Auch sie zeigt in zwei Registern die je zwölf Mitglieder des inneren und äußeren Rates der Stadt mit ihren Wappen. Im Privilegienbuch ist das Porträt des Stadtschreibers selbst zusätzlich in die obere Reihe aufgenommen worden; in der Chronik sind die Ratsreihen auf die in der Mitte thronenden Herzöge (Albrecht IV. und Wolfgang von Bayern) hin orientiert, die unter den Herzogsthron plazierte Schrifttafel blieb ohne Inschrift.

Die Annahme, Andreas Zainer könnte, wie es auch für die Ratsdarstellung im Privilegienbuch diskutiert wird (vgl. Hartmut Boockmann: Die Stadt im späten Mittelalter. München 1986, S. 144, Nr. 225a,b mit Abb.), selbst der Zeichner der Illustrationen sein, ist für den Cgm 1598 wohl auszuschließen: Es muß sich um einen professionellen Künstler aus Oberbayern handeln, der in der Grisailletechnik sehr plastisch zu modellieren verstand, die perspektivische Zeichnung beherrschte und dem die Bildmuster der politischen Ikonographie vertraut waren.

Bildthemen:

jv Reichswappen mit bayerischem, österreichischem und Ingolstädter Wappen; ijr Kölner Spruch: König Maximilian thronend, mit Vertretern der bayerischen und pfälzischen Herzogshäuser; cxxvv–cxxvar Gehorsamseid des Ingolstädter Rats: die beiden Herzöge Albrecht und Wolfgang von Bayern thronend, flankiert von den je zwölf Mitgliedern des inneren und äußeren Ingolstädter Rates mit ihren Wappen; cxxxvijv–cxxxviijr Schlacht vor Schloss Schönberg bei Wenzenbach; die Niederlage der von den Rheinpfälzern hinzugezogenen Böhmen wird im Sinne der Machtinteressen Maximilians I. pointiert (vgl. Tresp [2004]: am Boden liegender Hussitenschild als Zeichen des Erfolgs gegen die böhmischen Ketzer; die von den böhmischen Söldnern praktizierte, hier aber ineffektive Verteidigungstechnik ist exakt dargestellt (Pavesenwand), auf vorderster Bildebene sieht man die Rettung Maximilians I. durch Erich von Braunschweig (Braunschweiger Wappen auf der Pferdedecke), der sich einem angreifenden Söldner in den Weg stellt.

Farben:

wässriges Grau, Rot (für Blut im Schlachtenbild), Blau, Olivgrün.

Literatur:

Schneider (1993) S. 282–284. – Adolf Stempfle: Andreas Zainers Buch über den Bayernkrieg von 1503–1505. In: Programm zum Jahresbericht der Realschule Rosenheim 1887/88, S. 3–21, hier S. 7–9. Karl Leinfelder: Der bayerische Landtag in der Stadt Aichach Anno 1504. Aichacher Heimatblätter 2 (1954), S. 20 (cxxvv/cxxvar); Uwe Tresp: Söldner aus Böhmen. Im Dienst deutscher Fürsten: Kriegsgeschäft und Heeresorganisation im 15. Jahrhundert. Paderborn 2004 (Krieg in der Geschichte 19), S. 87 u. ö., mit Abb. (cxxxvijv/cxxxviijr); ders.: Trabanten und Kriegsunternehmer: Das böhmische Söldnerwesen im ausgehenden Mittelalter. In: Der Landshuter Erbfolgekrieg. An der Wende vom Mittelalter zur Neuzeit. Hrsg. von Rudolf Ebneth / Peter Schmid. Regensburg 2004, S. 99–122, mit Abb. (cxxxvijv/cxxxviijr); Armin Gugau: Die Schlacht bei Schönberg. Ebd., S.153–158, hier S.139.; Von Kaisers Gnaden (2005), S. 103 f. 110 f., Kat.-Nr. 3.37 mit 2 Abb. (cxxxvijv/cxxxviijr); Ritterwelten im Spätmittelalter. Höfisch-ritterliche Kultur der Reichen Herzöge von Bayern-Landshut [Ausstellungskatalog Landshut, Spitalkirche Heiliggeist, 26. Juni bis 27. September 2009]. Landshut 2009, Kat.-Nr. 16, S. 191–194 mit drei Abb. (cxxvar, cxxxviiv–cxxxviiir, cxxiir).

Weitere Materialien im Internet:

Handschriftencensus

Abb. 203: ijr. Kölner Spruch (Maximilian I. schlichtet den Landshuter Erbfolgestreit).

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Abb. 203.