KdiH

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19.0.1. München, Bayerische Staatsbibliothek, Cgm 1

Bearbeitet von Ulrike Bodemann

KdiH-Band 2

Datierung:

Zwischen 1487 und ca. 1500.

Lokalisierung:

Bayern.

Besitzgeschichte:

Aus dem Besitz Herzog Albrechts IV. von Bayern (1465–1508), sicher auch für ihn angefertigt – nach seiner Heirat mit Kunigunde von Österreich im Jahr 1487 (vgl. das Allianzwappen Iv). Die Handschrift blieb in der Wittelsbacher Hofbibliothek (Herzogliches Exlibris von 1618, darüber das spätere kurfürstliche Exlibris, im Vorderdeckel innen; ebd. alte Signatur: Nr. 1).

Inhalt:
1. 1ra–74vb ›Buch der Abenteuer‹, 1. Buch: ›Anfang der edeln templeysen‹ – ›Trojanerkrieg‹ – ›Merlin‹ – ›Gaudin und Gamoreth‹ – ›Tschionatolander und Sigune‹ – ›Parcival und Gaban‹ – ›Lohengrin‹
75ra–149ra ›Buch der Abenteuer‹, 2. Buch: ›Floreis und Wigoleis‹ – ›Seifrid de Ardemont‹ – ›Meleranz‹ – ›Iban‹ – ›Persibein‹ – ›Poytislier‹ – ›Flordimar‹
2. 150va–348vb ›Lanntzilet vom Lack‹

Hs. A

I. Kodikologische Beschreibung:

Pergament, II + 348 Blätter (hinter Blatt 213 und 282 kleine Pergamentblättchen mit Textergänzungen eingeschoben), 545 × 360 mm (beschnitten), zweispaltig, 48–68 Zeilen, Bastardaschriften, sieben(?) Schreiber, I: 1ra–16vb, II: 17ra–149ra, III (wohl identisch mit dem Schreiber des Cgm 43 [›Bayerische Chronik‹]; fragwürdig ist hingegen die ebenfalls von Nyholm angenommene Identität mit Schreiber II des Wiener Cod. 3037 [s. u. Nr. 19.0.2.]): 150va–213ra, 215ra–231vb, 238ra–254vb, IV: 213rb–214vb, V (ähnlich dem Schreiber des Cgm 225 [›Bayerische Chronik‹]): 232ra–237vb, 307vb–348vb, VI (ähnlich Schreiber IV des Wiener Cod. 3037–38 [s. u. Nr. 19.0.2.]): 255ra–271rb, 283ra–307va, VII (= VI?): 271va–282vb, dazu drei(?) Korrekturhände; Verse fortlaufend geschrieben, Strophen abgesetzt, Stropheninitialen nicht ganz regelmäßig alternierend rot und blau, ausnahmsweise auch zweifarbig rot-blau (80rb), am Beginn der einzelnen ›Aventiuren‹ über zwei bis sechs Zeilen, sonst nur Majuskeln, rote Unterstreichungen (Namen), Zeilenfüllstriche, Überschriften; Rubrizierung läßt schon nach Blatt 8r wesentlich nach.

Schreibsprache:

mittelbairisch.

II. Bildausstattung:

Vorsatzblatt Iv: Bayerisch-österreichisches Allianzwappen Herzog Albrechts IV. von Bayern-Landshut und seiner Frau Kunigunde von Österreich. Text 1: 11 Deckfarbeninitialen, z. T. mit Rankenwerk: 1ra(2), 35rb, 64va, 75ra, 83rb, 97ra, 104va, 112va, 127vb, 139ra, eine Hand(?) (nach Nyholm vielleicht identisch mit dem Miniator des Cgm 43). Text 2: Deckfarbeninitiale 150vb von anderer Hand.

Format und Anordnung:

Wappentafel Iv 440 × 307 mm (das Wappenblatt bildet mit dem Vorsatzblatt II einen Binio, der zusätzlich in die erste Lage der Handschrift eingefügt wurde); Initialen zu Text 1: 1ra(1) (Prolog) über 13 Zeilen, 80 × 80 mm; 1ra(2) (›Anfang der edeln templeysen‹) über zehn Zeilen, 63 × 60 mm; 35rb (›Parcival und Gaban‹) über vier Zeilen, 27 × 29 mm; 64va (›Lohengrin‹) über vier Zeilen, 33 × 33 mm; 75ra (›Floreis‹) über neun Zeilen, 57 × 60 mm; 83rb (›Seifrid‹) über neun Zeilen, 57 × 60 mm; 97ra (›Meleranz‹) über sechs Zeilen, 45 × 47 mm; 104va (›Iban‹) über sieben Zeilen, 47 × 50 mm; 112va (›Persibein‹) über sieben Zeilen, 50 × 47 mm; 127vb (›Poytislier‹) über zehn Zeilen, 70 × 70 mm; 139ra (›Flordimar‹) über acht Zeilen, 45 × 55 mm.

Bildaufbau und -ausführung, Bildthemen:

Die Wappentafel zeigt in weinrotem, ungemustertem Binnenfeld links das gevierte wittelsbachische Wappen (silberne und blaue Rauten sowie goldener Löwe auf schwarzem Grund), rechts das Habsburger Wappen (silbern rautierter Balken auf rotem Camaieugrund); als Helmzier auf dem Wittelsbach-Wappen silbern-blaue Rauten und goldener Löwe über goldener Krone, auf dem Habsburg-Wappen grünes Pfauenfederbüschel, die Augen bläulich abgetönt, Modellierung in Gelb, Weiß, Schwarz und Rot, über goldener Krone und goldenem Visier; beide umgeben von weiß-blauen bzw. weiß-roten Ranken. Unter Albrechts Wappen ruhender Löwe, unter Kunigundes Wappen Hund, sehr detailliert gezeichnet, das braune Fell durch weiße und heller bzw. dunkler abgetönte Strichel modelliert. Breite Umrahmung, innen und außen eingefaßt durch Streifen in milchigem Hellviolett mit weißen und dunkler abgetönten Konturlinien; im Rahmen 14 Wappen weiterer Länder, bis auf die vier Wappen in der oberen Rahmenleiste (Bayern, Pfalz, Österreich, Steiermark) alle mit Überschriften: links Braunschweig, Mailand, Görz, Sizilien, rechts Portugal, Mark Brandenburg, Mailand, Aragon, unten Holland, Burgund. Die Wappen der linken Hälfte vertreten die Abstammung mütterlicherseits der Wittelsbacher: Anna von Braunschweig, Elisabeth von Mailand, Katharina von Görz, Elisabeth von Sizilien, Margarethe von Holland, die Wappen der rechten Hälfte aus der direkten Abstammung der Habsburger: Eleonore von Portugal, Viridis von Mailand, Elisabeth von Burgund (Brandenburg und Aragon waren dem Haus Habsburg nur auf Seitenlinien verbunden). Zwischen den Wappen des Rahmens weinrote bzw. hellgrüne Felder mit weiß-schwarzen bzw. gelb-schwarzen Ranken. Vom Mittelpunkt der linken und unteren Rahmenleiste gehen nach außen symmetrisch angelegte Akanthusranken aus, die Blätter in Grün und sehr blassem Rosa, beides durch dunkler abgetönte Striche, Punktlinien und Schraffen modelliert, dazu Federranken in Rot und Gelbgrün; unten in der Mitte tulpenartige Blüte. In Anlage und Ausführung ähnelt die Tafel der wittelsbachischen Wappentafel im Cgm 43. Die Initialen stets auf rechteckigem, andersfarbig eingefaßtem Grund, Buchstabenkörper oder Grund gelegentlich in Camaieu-Musterung, in der Eingangsinitiale 1ra oben Rahmung und Buchstabenkörper mit goldenen Ranken; die Buchstabenkörper oft schwarz und gelb gerandet. Eingangsinitiale 1ra mit zusätzlichem Winkelstab: goldener Balken, in Dreipaß bzw. Knauf mit Blüte und violettroten Federranken endend, umwunden von violettrot-blauen bzw. violettrot-grünen Akanthusranken. 1ra an unterem Blattrand Akanthusranke, darin drei Blüten mit Blattgoldauflage. Das Rankenwerk der übrigen Initialen ist meist bescheidener, Blüten nur noch in der auffallend ausladenden Ranke 104va sowie 112va; 35rb neben der Ranke ein Randstab mit runden Knäufen vorgezeichnet, nicht ausgeführt. 83rb Initialrandschmuck anderen Typs: mit dünnem Pinsel gezeichnete violette oder grüne Rankenbündel und violette Kugeln im Wechsel aneinander gereiht, sehr schematisch; ähnlich auch 127vb und 139ra. Dies und die Kluft zwischen sehr fein gearbeiteter Ausmalung (v. a. 64va) und z. T. auffallend grober Kolorierung (v. a. 75ra, hier auch Korrektur einer Vorzeichnung sichtbar) könnte die Beteiligung mehrerer Hände nahelegen.

Farben:

Violettrot in dunklen und blassen Abtönungen, Grün in Ausmischungen mit Tönen von Weiß bis Oliv, leuchtendes Kobaltblau, Rot, Gelb für Modellierungen und Randungen, Braun, Schwarz, Deckweiß, Pinselsilber, Pinsel- und Blattgold.

Literatur:

Petzet (1920) S. 1–6. – Paul Hamburger: Untersuchungen über Ulrich Füetrers Dichtung von dem Gral und der Tafelrunde. Diss. Straßburg 1882, S. 1f.; Alice Carlson: Ulrich Füetrer und sein ›Iban‹. Diss. München 1925. Riga 1927, Abb. S. 8 (Iv), S. 76 (104v); 400 Jahre Bayerische Staatsbibliothek. [Ausstellungskatalog]. München 1958, S. 25, Nr. 54; Nyholm (1964) S. XXXVI–LXII; Zwölf Jahrhunderte Literatur in Bayern. Ausstellung der Bayerischen Staatsbibliothek. März bis Mai 1975. München 1975, S. 79, Nr. 58, Abb. 24 (1r); Alfen/Fochler/Lienert (1990) S. 46; Ulrich Füetrer, Flordimar. Aus dem Buch der Abenteuer. Hrsg. v. Heinz Thoelen. Amsterdam/Atlanta 1994 (Amsterdamer Publikationen zur Sprache und Literatur 106), Abb. S. XXIV (139ra).

Weitere Materialien im Internet:

Handschriftencensus

Abb. 177: 112va.

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Abb. 177.