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70.1. ›Debrecener Pflanzen- und Tierbuch‹

Bearbeitet von Bernhard Schnell

KdiH-Band 7

Das lateinische Herbar, das unter dem Namen des Ps.-Apuleius bekannt wurde, stellt ein wichtiges Bindeglied zwischen den antiken und mittelalterlichen Kräuterbüchern dar. Nimmt man die heute noch erhaltenen Textzeugen als Maßstab für den Erfolg des Textes, so ist das Werk, das eine Überlieferung von über tausend Jahren aufweist und sogar noch 1483/84 in Rom gedruckt wurde, das erfolgreichste Kräuterbuch des Abendlandes. Es hat maßgeblich die weitere Entwicklung der Gattung geprägt. Von entscheidender Bedeutung für diesen Erfolg dürften nicht zuletzt die Illustrationen gewesen sein, die von Anfang an ein fester Bestandteil des Textes waren. Das Werk ist daher nicht nur für die Geschichte der abendländischen Medizin ein wichtiges Dokument, sondern ihm kommt auch in der Kunstgeschichte eine besondere Bedeutung zu.

Das dem Ps.-Apuleius zugeschriebene Herbarium wird jedoch nicht allein, sondern nur im Verbund, nur im Rahmen des so genannten Herbarienkorpus überliefert. Das Korpus besteht, vereinfacht gesagt, aus vier Texten, die immer zusammen, nie einzeln überliefert werden und deren Anordnung eine feste Abfolge zugrunde liegt. In den beiden ersten Werken, Ps.-Musas ›De herba vettonica‹ und Ps.-Apuleius’ ›Herbarium‹, werden pflanzliche Arzneimittel behandelt, während die beiden folgenden Schriften, ›Liber de taxone‹ und Sextus Placidus’ ›Liber medicinae ex animalibus‹, tierische Drogen zum Gegenstand haben. Auf diese Weise entstand ein umfangreiches pharmakologisches Handbuch für die Behandlung von Krankheiten. Jeweils die erste Schrift der beiden Textblöcke ist relativ kurz und stellt nur eine Pflanze, Vettonica, bzw. ein Tier, den Dachs, vor, während die beiden Haupttexte, das Herbarium, 131 Kapitel und Sextus Placidus entweder 31 oder in der Kurzform zwölf Kapitel aufweisen. Obwohl das Herbarienkorpus schon sehr früh im deutschen Raum vorhanden war, wie die deutschen Glossen aus dem 10. /11. Jahrhundert bezeugen, hat es sehr lange gedauert, bis der Text ins Deutsche übertragen wurde. Im 15. Jahrhundert gibt es dann plötzlich im österreichisch-bairischen Sprachraum gleich drei Übertragungen, die jeweils singulär tradiert wurden; sie sind in Handschriften überliefert, die heute in Debrecen, Salzburg und Wien aufbewahrt werden. Von diesen drei eigenständigen Übertragungen ist nur die weitgehend unbekannte Debrecener Handschrift illustriert, die im Folgenden erstmals ausführlich untersucht wird.

Editionen:

Das ›Debrecener Pflanzen- und Tierbuch‹. Die illustrierte deutsche Ps.-Apuleius Handschrift Debrecen R 459. Faksimile, Edition, Übersetzung und Kommentare. Hrsg. von Arthur Groos und Bernhard Schnell. Wiesbaden 2018.