Ende des 12. Jahrhunderts verfasste ein unbekannter Autor in Versform den altfranzösischen Roman ›Partonopeus de Blois‹ und verherrlichte in ihm mit einer »Mixtur aus Elementen der Antikenromane, der Matière de Bretagne, der Chansons de geste und von Feenmärchen« (Horst Brunner, in: 2VL 5 [1985], Sp. 295) das Herrscherhaus Blois-Champagne. Die Liebesgeschichte des Parthonopeus, Neffe des Chlodwig, und Melior, Tochter des Kaisers von Konstantinopel, wurde nicht nur von Konrad von Würzburg in dem Roman ›Partonopier und Meliur‹ im Auftrag des Baslers Patriziers Peter Schaler aus dem Französischen übertragen, sie wurde auch ins Mittelniederländische übersetzt und diente in dieser Form als Vorlage für eine ripuarische Übersetzung (›Parthonopeus von Blois‹), die uns in einem aus zwei Fragmenten bestehenden Discissus erhalten ist. Eines dieser Fragmente, die Berliner Hdschr. 398 (Nr. 98a.0.1.), überliefert etwa 170 Verse mit einer Illustration. In der mittelniederländischen Überlieferung ist nur das Jenaer Fragment Ms. Prov. f. 155 – ebenfalls Teil eines Discissus – mit drei kleinen, an den unteren Blattrand gesetzten kolorierten Federzeichnungen illustriert, es steht jedoch in keinerlei Zusammenhang mit der Berliner Handschrift, da die Illustrationen andere Textstellen betreffen. Die wenigen Handschriften, in denen Konrads Übertragung überliefert ist (Berlin, Ms. germ. fol. 1064, zwei Fragmente in Zürich, Zentralbibliothek, Ms. C 184, Nr. XXVI und Ms. C 184, Nr. XXVII), sind nicht illustriert. Auch die altfranzösische Überlieferung weist keine Illustrationen auf (zur Überlieferung vgl. https://www.arlima.net/mp/partonopeus_de_blois.html).