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41. ›Friedrich von Schwaben‹

Bearbeitet von Lieselotte E. Saurma-Jeltsch

KdiH-Band 4/2

Die vielfältigen Abenteuer Friedrichs von Schwaben (Henkel [1987] Sp. 358. 360; Ridder [1998] S. 167–172; Schöning [1991] S. 149. 151 f.), des Sohnes Herzog Heinrichs von Schwaben, sind in sechs reinen Texthandschriften überliefert (Frankfurt, Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg, Ms. germ. qu. 7, datiert 1500; Karlsruhe, Badische Landesbibliothek, Cod. Donaueschingen 109, datiert 1532; München, Bayerische Staatsbibliothek, Cgm 5237, spätes 15. Jahrhundert, enthält ›Friedrich von Schwaben‹ und einzelne abgeschriebene Urkunden; Stuttgart, Württembergische Landesbibliothek, HB XIII 3, datiert 1478, enthält ›Friedrich von Schwaben‹ zusammen mit ›Pontus und Sidonia‹; Wien, Österreichische Nationalbibliothek, Cod. 2984, datiert 1464, enthält neben ›Friedrich von Schwaben‹ noch Pseudo-Aristoteles, ›Secreta Secretorum‹ und eine Reihe anderer Texte; Wolfenbüttel, Herzog August Bibliothek, Cod. Guelf. 69.10. Aug. 2º, um 1480/82). Alle Manuskripte sind in schwäbischer Mundart geschrieben und wohl auch im entsprechenden Raum entstanden (Schöning [1991] S. 41–66; Ridder [1998] S. 391–394). In das Wolfenbütteler Exemplar ist auf den vorderen Spiegel ein Holzschnitt mit der Darstellung eines Ritters eingeklebt, im Münchner Codex wurde 1r der Blattrand mit Zierstempeln ausgezeichnet, die später eingefügt sein dürften. Bei nahezu allen Handschriften ist der Schreiber bekannt. Es scheint sich um Abschriften zu handeln, die von geübten Kräften hergestellt und – wie im Fall des Frankfurter Exemplars von Michael Humel von Schwenningen, der als Richter amtierte – vielleicht für den Eigenbedarf angefertigt wurden. Lediglich die Heidelberger Handschrift (Universitätsbibliothek, Cod. Pal. germ. 345) ist mit Illustrationen zum ›Friedrich von Schwaben‹ ausgestattet (Nr. 41.0.1.).

Der als eigenes Faszikel von einem anderen Schreiber als der vorangehende ›Lohengrin‹ geschriebene ›Friedrich von Schwaben‹ setzt mit einer über acht Zeilen reichenden roten Initiale ein, in die das Wappen des Hauses Savoyen eingefügt ist. Die Großbuchstaben zu Beginn der Verse sind rot gestrichelt, und die 109 Bilder dienen mit ihren roten Überschriften und den zwei Zeilen übergreifenden Lombarden zu Beginn des neuen Textes als Kapiteleinschnitte. Alle Überschriften beginnen, auf das folgende Bild hinweisend, mit Hy/Hye … (hier), nach dem Muster Hy ret fridrich mit herczog cerminolt (227r). In der Regel sind die Bilder querrechteckig in den Text eingeschoben und leiden unter Platznot. In einigen Fällen sind die Bildüberschriften, die dem Bild zugeordnet sind, zugleich aber als Kapitelüberschriften dienen, auf der vorangehenden Seite oder sogar unter dem Bild angebracht (195v). Kein einziges Bild ist – im Gegensatz zum ›Lohengrin‹ – ganz- oder auch nur halbseitig. Auffällig ist – zumal der Text offenbar recht flüchtig abgeschrieben wurde – die konsequente Beachtung des Schriftspiegels, der seitlich nie und in der Höhe nur sehr selten überschritten wird. Alle Bilder sind mit einem kräftig roten Rahmen vom Textfeld abgegrenzt. Die durchgehende atmosphärische Gestaltung der Landschaften oder Innenräume betont trotz der Beengtheit der Bilder deren Eigenständigkeit als eigenes Medium. Insbesondere die Welt der Zwergin Jerome, die einen Einblick in das Innere des Berges gewährt (240r–264v, 343r–345r, 361v–373v, 374v–377r), trägt zu einer in anderen Zyklen dieser Gruppe nicht vorhandenen märchenhaften Stimmung bei. Die gewählten Ausschnitte sind in den meisten Bildern so angelegt, daß sie Momentaufnahmen festzuhalten scheinen, die in einer eigenen Dynamik entweder zum Innehalten oder zum Weiterblättern anregen. Landschaftselemente – wie beispielsweise das den Brunnen, in dem Angelburg und ihre Gefährtinnen in der Mittagszeit ihr Bad nehmen, verbergende Felsmassiv – sind so eingesetzt, daß durch jeweils veränderte Perspektiven der Fortlauf der Geschichte verdeutlicht wird (287r–296v). Häufige Motivwiederholungen, die den Stoff in Bildsequenzen unterteilen, unterstützen den Eindruck autonomer Bilddurchblicke. Nur minimal verändert wird beispielsweise Friedrichs Jagd nach der zur Hindin verzauberten Angelburg (183r, 199v, 202r), in der Sequenz der Begegnung mit der ebenfalls zur Hirschkuh verzauberten Pragnet (282v, 284r) als Abschluß eines früheren Erzählstroms fortgeführt. Pragnet dreht sich zu Friedrich zurück, der nicht mehr nach vorne drängt, sondern stocksteif auf dem Pferd sitzt (282v). In der anschließenden Darstellung (284r) gar wird die Erzählrichtung gewechselt, steht doch nun das sich nach rechts drehende Pferd am rechten Bildrand, und Friedrich umarmt die von rechts nach links ausgerichtete Hirschkuh mit dem Rücken zur üblichen Bildrichtung.

Die Illustrationen sind von der für den Stil der Henfflin-Werkstatt charakteristischsten Hand A geprägt. Eine sichere Zeichenweise ist mit einer relativ kostbaren Farbgebung kombiniert, so werden Grün, Blau und Rot als Deckfarben verschwenderisch eingesetzt. In manchen Darstellungen lassen sich rasch gezeichnete Unterzeichnungen beobachten, die beim Kolorieren nicht genau übernommen, sondern korrigiert oder grob verändert wurden (189r, 204r, 220r, 224r, 231r, 251r, 279r, 284r, 299r, 328r, 347r, 348r, 367r, 374r). In der Kolorierung wird ebenfalls unterschiedlich vorgegangen. So werden beispielsweise in einigen Blättern den Gestalten an der Bodenfläche Schatten beigegeben (281r, 282v, 284r), die in vergleichbaren Beispielen nicht vorkommen, oder Mischtöne lavierend eingesetzt, die sonst unbekannt sind (208r–227v, 300v–303r). Manche Darstellungen, insbesondere die Schlachtensequenz (319v–326v), sind von großer zeichnerischer Versiertheit. Ebenso sind in einzelnen Bildern raffinierte Verkürzungen und Rückenansichten eingeführt (300v, 345r), während andere Darstellungen hölzern und ungelenk ausgeführt wirken (etwa 305r–316r, 328r–331r). Immer vergleichbar bleibt in allen Illustrationen der Figurentyp, wenn er sich auch in den Proportionen öfter ändert. Vor allem aber die völlig einheitlichen freundlichen, ausdruckslosen Gesichter und die gleichartigen, meist gelockten Haare scheinen zu einer Signatur dieser Werkstatt geworden zu sein. Trotz dieser Einheitlichkeit sind auf jeden Fall Unterschiede der Ausführung und wohl auch der Mitarbeiter zu beobachten, so daß sich hinter der Bezeichnung Zeichner A mehrere Leute verbergen dürften. Die stilistische Einordnung innerhalb der Gruppe dürfte übereinstimmend mit dem Wasserzeichen des Papiers in die frühe Zeit um 1470 weisen. Dem entsprechen auch die sogar gegenüber dem ›Lohengrin‹ bescheideneren Modelle der Innenraum- und Landschaftsdarstellungen, vor allem aber die relativ einfachen Kompositionen, die sich etwa im Vergleich zu den wesentlich raffinierteren Lösungen der deutlich jüngeren Illustrationen zu ›Pontus und Sidonia‹ (Cod. Pal. germ. 142) beobachten lassen.

Wie in allen Handschriften der Henfflin-Werkstatt (Backes [1992] S. 184; Wegener [1927] S. 71 f.) ist auch in diesem Faszikel Wert auf eine ausgesprochen anspruchsvolle Gestaltung gelegt. Hierzu gehört sowohl die strenge Wahrung des Schriftspiegels als auch die Betonung der Autonomie des Bildes durch Rahmen, Farbe, landschaftliche oder räumliche Geschlossenheit. Ebenso sprechen dafür die sorgfältige Ausführung – etwa die liebevolle Kolorierung des Himmels, die zart lavierten Gesichter, die Detailfreude an den Gewändern und Rüstungen – und das Anliegen, trotz unterschiedlicher Ausgestaltung den Eindruck einer einheitlichen Handschrift zu schaffen. Der flüchtig geschriebene Text, der sogar in den Bildüberschriften korrigiert werden mußte, wird durch kunstvolle Cadellen, die immer gleiche Gestaltung der Lombarden und die relative Großzügigkeit des frei gelassenen Blattrandes in seiner optischen Bedeutung angehoben. Die Wappen des Hauses Savoyen ( 182r, 190v, 300v, 311r, 338v) sowie das Wappen Savoyen und Württemberg (191v, 243r, 379r) sprechen für die These einer Auftragsarbeit durch Margarethe von Savoyen, der Gattin Ulrichs V. von Württemberg (Backes [1992] S. 177–185, v. a. 184; Wegener [1927] S. VII.).

Editionen:

Friedrich von Schwaben aus der Stuttgarter Handschrift. Hrsg. von Max Hermann Jellinek. Berlin 1904 (Deutsche Texte des Mittelalters 1). – Friedrich von Schwaben. Hrsg. und kommentiert von Sandra Linden. Konstanz/Eggingen 2005 (Bibliotheca Suevica 14).