KdiH

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90a.1.2. München, Bayerische Staatsbibliothek, Cgm 1824

Bearbeitet von Caroline Horch und Kristina Freienhagen-Baumgardt

KdiH-Band 9

Datierung:

1512 (Nachträge ab 1526 und 1601).

Besitzgeschichte:

Die Handschrift wird seit 1803 in der Münchner Hofbibliothek aufbewahrt.

Inhalt:
1. 1r–21r Begräbnisbuch von Raitenhaslach
2. 22av ›Vita Chunradi archiepiscopi Salisburgensis‹
Gründung des Klosters, unvollständig (MGH SS XI, 1854, S. 75)
3. 22br–25r Illustrierte Liste von Raitenhaslacher Äbten
4. 25v Gründungsgeschichte und Wiederaufbau, Bericht der Weihe 1275, lateinisch
an 2. angelehnt; Wiederaufbau nach der nahezu völligen Zerstörung durch einen Brand 1267
5. 26r–36r Grabsteininschriften von Raitenhaslach
bis zum Anfang des 17. Jahrhunderts
I. Kodikologische Beschreibung:

Papier, 43 Blätter (ältere Paginierung wird ersetzt durch neue Blattzählung 1–40, Bl. 22 doppelt gezählt, je ein leeres Blatt übersprungen nach Bl. 2 und 21), 325 × 215 mm, späte Bastarda, mehrere Hände (I: 1r–21r [Fr. Wolfgang Dorfner, 1512], II: 22av–25r, III: 25v, IV: 26r–36r [P. Johann Konrad Tachler, nach 1601], Nachträge des 16. Jahrhunderts bei I und II), bis zu 23 Zeilen, Rubrizierungen.

Schreibsprache:

südbairisch (Schneider [1991] S. 310).

II. Bildausstattung:

183 kolorierte Federzeichnungen, verschiedene Hände.

Format und Anordnung:

Eingeleitet wird die Handschrift mit dem ganzseitigen herzoglich bayerischen Wappen, es folgen 140 Wappen von in Raitenhaslach Begrabenen, in unterschiedlicher Größe mit Beischriften versehen (1r–2r, 4r–11r,13v–21r). Eingebettet in diese Wappenabbildungen sind Brustbilder der Raitenhaslacher Stifter, die im Kloster beigesetzt worden sind, dargestellt in rundbogigen, jeweils durch Wände abgeteilte Nischen (11v–13r). Unter jedem Stifter befindet sich eine Inschrift mit Angaben zu den Verdiensten. Eingeleitet wird dieser Abschnitt von der ganzseitigen Illustration des ersten Stifterpaares, Wolfger von Tegernbach und Hemma (11v). Im Anschluss an die lateinische Gründungsgeschichte des Klosters (22av) sind Brustbilder der Raitenhaslacher Äbte gezeigt, ebenfalls in Nischen (22br–25r).

Bildaufbau und -ausführung:

Die am häufigsten (neun Mal) vorkommende Kopfhaltung ist das Dreiviertelprofil, in drei Fällen wurde die Frontalansicht gewählt, zwei Stifter erscheinen im Profil. Fast alle halten ein Schwert, von dem teilweise nur der Griff zu sehen ist, fünf Stifter halten ihre Wappen, die auf die Brüstung gelegt sind. Durch die seitlichen Begrenzungen der Nischen ist zwar perspektivisch eine gewisse Raumtiefe angedeutet, der Hintergrund ist jedoch einheitlich schwarz. Die Reihung der einzelnen Nischen und die rahmende Einfassung aller Nischen auf einem Blatt erwecken den Eindruck eines Triforiums in einer Kirche. Nur das Stifterpaar Wolfger und Hemma hat eine eigene Seite erhalten (11v). Sämtliche Nischen sind von grünen Mauern umgeben. Die unter den Stiftern befindlichen Inschriften sind ohne Hintergrundkolorierung in rechteckige Flächen geschrieben; Nägel deuten an, dass es sich um festgenagelte Tafeln oder Schriftbögen handelt (mitunter fehlen die Nägel). Die Kleidung ist zwar farblich akzentuiert, aber im Allgemeinen ohne Muster; Falten werden durch schwarze Linien gezeichnet. Die Gesten, zumeist mit einer Hand, sind zurückhaltend und überschreiten die Architektur nur selten (12v, 13r). Die Gesichter mit mandelförmigen bis schmalen Augen und durch Striche angedeutete, rot markierte Lippen zeigen im Ansatz den Versuch einer individualisierenden Darstellung.

Die 28 Darstellungen von Äbten Raitenhaslachs ähneln denjenigen der Stifter nur konzeptionell, insofern als sich auch hier die Personen in Nischen befinden. Zwischen den Nischen sind Pfeiler, die Textfelder darunter sind durch verzierte Säulen unterteilt. Alle Äbte halten den Abtstab mit Pannisellus, die meisten ein Buch, zwei einen Rosenkranz. Die Illustrationen sind mit arabischen Ziffern, die auf der Brüstung der Nischen stehen, nummeriert; gezählt wird beginnend oben links über unten links, oben rechts und unten rechts. Eine andere als die Hand, die die Inschriften verfasste, hat die Zählung der Äbte zusätzlich neben die Inschriften gesetzt. Die Beischriften sind überwiegend knapper gehalten als bei den Stiftern, auch fehlt mitunter das Todesdatum (vgl. Krausen [1977] S. 5f.). Trotz der auf den ersten Blick aufwendiger gestalteten Architektur (Pfeiler und Säulen mit verzierten Elementen) ist bei den Nischen kein Ansatz von Raumtiefe erkennbar, abgesehen von einer leicht perspektivischen Erfassung der Brüstungen. Der Hintergrund der Nischen ist farblich in unterschiedlichen Abstufungen von Rot oder Ocker oder ganz ohne Farbe, beim letzten gezeigten Abt in Blau gestaltet. Augen, Nasen und Münder sind äußerst reduziert durch schwarze Striche angedeutet. Alle Äbte tragen ein einheitliches Habit: dunkelbraune Kutten und bei Nr. 1 bis Nr. 16 (22br–23v) ebenfalls braune Kopfbedeckungen. Ab Abt Johann III. Zipfler (Nr. 17, 24r) tragen die Äbte die bischöfliche Mitra, ein Recht, das ihnen Papst Bonifatius IX. am 27.9.1397 verliehen hatte. Zusätzlich führten die Äbte von diesem Zeitpunkt an auch Wappen (Krausen [1977] S. 59). Ausnahmen bilden zwei Äbte: Egidius Stainer (Nr. 22, 24v), der aufgrund der »Entfremdung von Klosterbesitz« durch Intervention Herzog Ludwigs von Bayern-Landshut resignieren musste (3.8.1474) und vermutlich eine Zeitlang im Kloster gefangen gehalten wurde (Krausen [1977] S. 283–285). Die Mitra liegt vor ihm auf der Brüstung. Auch Georg III. Wankhauser (Nr. 27, 25r), der sein 1507 angetretenes Amt am 25.1.1526 niederlegen musste, weil er Misswirtschaft betrieben hatte (vgl. Krausen [1977] S. 291–293), wird die Mitra (nicht aber der Abtstab) auf dem Bild versagt.

Bildthemen:

Bildnisse des ersten Stifters Wolfger von Tegernbach mit seiner Gemahlin Hemma (11v) und von 14 weiteren in Raitenhaslach beigesetzten Stiftern (11v–13r) sowie von 28 Raitenhaslacher Äbten (22br–25r), beginnend mit dem ersten Abt, Gero, 1146 zum Abt geweiht (nicht, wie die Beischrift sagt, 1156) und gestorben wahrscheinlich am 3.6.1177 oder 1179 (zu ihm vgl. Krausen [1977] S. 256f.), und endend mit Christoph Fürlauff (1526–1553). Auf den Inschriften sind die Orte im Kloster genannt, an denen die Stifter und Äbte beigesetzt worden waren. Ferner zahlreiche Wappendarstellungen (Wappen des Herzogs von Bayern, ganzseitig, 1r, 140 Wappen der in Raitenhaslach bestatteten Personen, bis zu elf Wappen auf einem Blatt, 1v–2r, 4r–11r, 13v–21r).

Farben:

Schwarz, Rosa, Grün, Grünblau, Dunkelgrün, Rot, Violett, Blau, Ocker, Gelb, Braun, Hellbraun, Gold, Weiß, Grau, Inkarnat.

Literatur:

Schneider (1991) S. 310f. – Weitere Literatur siehe Nr. 90a.1.1.

Weitere Materialien im Internet:

Handschriftencensus

Abb. 128: 11v. Stifterpaar Wolfger von Tegernbach und Hemma.

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Abb. 128.