74.2.1. München, Bayerische Staatsbibliothek, Cgm 7369
Bearbeitet von Kristina Freienhagen-Baumgardt
KdiH-Band 8
1. Viertel 14. Jahrhundert.
Südliches ostmitteldeutsches Grenzgebiet zwischen dem Hessisch-Thüringischen, dem Böhmischen und dem Ostfränkisch-Bayerischen.
Im 16. Jahrhundert laut Eintrag im Besitz des Cristoff Weinberger vonn Gurkc (Kärnten). Dieser ist nicht der Schreiber, auch wenn nach dem Namenseintrag Manu propria verzeichnet ist, dies aber von deutlich späterer Hand (gegen
S. 2–422 | ›Passional‹ |
Pergament, 422 Seiten (zwischen S. 14 und 15 ein Blatt herausgeschnitten), 245 × 170–175 mm, Textualis, eine Hand, zweispaltig, 45–52 Zeilen, Verse abgesetzt, Rubrizierungen in Rot und Blau, rote Seitenüberschriften, in der Regel über zwei Seiten, abwechselnd rote und blaue Abschnittsinitialen, rote Kapitelüberschriften.
südliches Ostmitteldeutsch.
Im vorderen und hinteren Spiegel zwei ganzseitige, leicht lavierte Federzeichnungen auf Papier eingeklebt. Beide Federzeichnungen erstes Viertel 15. Jahrhundert, wobei vermutlich die Zeichnung im hinteren Spiegel ein wenig früher entstanden ist. Wohl von verschiedenen Künstlern.
Das vordere Bild nimmt den ganzen Spiegel ein, während das Blatt auf dem hinteren Spiegel kleiner geschnitten so eingesetzt ist, dass der Rand des roten Ledereinbands noch sichtbar bleibt.
Das vordere Bild zeigt Maria, das hintere den Kopf eines Mannes, wohl Johannes der Täufer. Maria im Typ der ›Schönen Madonna‹ steht mittig auf einem Wiesenstück, das Kind auf dem Arm, den Fuß auf die getötete Schlange gesetzt. Gekonnte Farbmodellierungen sind vor allem beim Faltenwurf des Kleides und der Schlange festzustellen. Konturen werden durch Farbsetzung erzeugt, nicht durch harte Linien, so ist der Strauch links neben Maria gepunktet und die Zähne der Schlange durch weiße aufgesetzte Punkte markiert. Marias Gesicht ist fein gezeichnet, hingegen der runde Kopf des Jesuskindes ein wenig plump, die Zeichnung der Hände misslungen. Der Textbezug ist evident, da das erste Buch des ›Passionals‹ sich thematisch mit dem Marienleben befasst. Die Ähnlichkeit mit weiteren mittelalterlichen Johannes-Darstellungen legt nahe, dass die hintere Zeichnung Johannes den Täufer zeigt, nicht einen nicht identifizierbaren Märtyrer (so
Rot, Grün, Grau in verschiedenen Schattierungen, Rotbraun bis Rosé.
Abb. 66: Hinterer Spiegel. Johannes der Täufer.