KdiH

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72.1.1. Heidelberg, Universitätsbibliothek, Cod. Pal. germ. 371

Bearbeitet von Kristina Domanski

KdiH-Band 8

Datierung:

1420.

Lokalisierung:

Elsass, Elsässische Werkstatt von 1418.

Besitzgeschichte:

Eventuell schon von Kurfürst Ludwig III. von der Pfalz erworben (Wegener [1927] S. 112), Handschrift der älteren Schlossbibliothek, verzeichnet 1556/1559, 1581 im Inventar der Heiliggeistbibliothek aufgeführt.

Inhalt:
1v–177v Ulrich von Zatzikhoven, ›Lanzelet‹
Handschrift P
I. Kodikologische Beschreibung:

Papier, 182 Blätter (III + 177 + II), nach Bl. 27 und 40 je ein Blatt herausgeschnitten, Bl. 1*–3*, 178*–179* modern mit Bleistift bezeichnet, Bl. 1–177 Foliierung oben rechts mit schwarzer Tinte, 245 × 182 mm, das Doppelblatt 1–2 (245 × 384 mm) mit den Illustrationen war eventuell für eine Foliohandschrift vorgesehen, Schriftraum: 185–195 × 85–115 mm, mit Metallstift eingetragen, Bastarda, zwei Hände, erste Hand 2r–82r, Z. 10, eventuell identisch mit dem Schreiber von Cod. Pal. germ. 365, zweite Hand 82r, Z. 11 – 177v, eventuell identisch mit dem Schreiber II von Cod. Pal. germ. 144 (Saurma-Jeltsch [2001] Bd. 2, S. 69), Kolophon 177v Finitus est iste liber in vigilia purificationis marie virginis Anno domini Mo cccco xx Jor Laus tibi sit criste Quia Liber explicit iste, einspaltig, 22–28 Zeilen, Verse abgesetzt, 2r sechszeilige rot-blaue Initiale zu Beginn des Textes mit Binnenfeldornamentik, rote Lombarden über zwei bis drei Zeilen, Rubrizierung der Versalien, rote Überschriften.

Schreibsprache:

niederalemannisch (Hannink [1914] S. 21–28; Kragl [2006] Bd. 2, S. 879–889).

II. Bildausstattung:

Zwei kolorierte Federzeichnungen (1v, 2r), nach Wegener (1927) dem Zeichner B der Werkstatt, mit Saurma-Jeltsch (2001) der Gruppe II zuzuordnen.

Format und Anordnung, Bildaufbau und -ausführung:

Die beiden Federzeichnungen, 1v ganzseitig, 2r etwa ein Drittel der Höhe einnehmend, befinden sich auf einem separaten Doppelblatt größeren Formats (245 × 384 mm), das dem Buchblock vorgebunden wurde. Daher die Vermutung einer von der übrigen Handschrift unabhängige Entstehung des Initiums (Saurma-Jeltsch [2001] Bd. 2, S. 69). Saurma-Jeltsch (2001, Bd. 1, S. 25) hebt die starke stilistische Ähnlichkeit der Reitergruppe zu Arbeiten der Malergruppe I hervor, insbesondere die ungelenken Tiere, während die Gesichter mit prägnanten Zügen, insbesondere das Autorenbild, eher den Malern der zweiten Gruppe zuzuordnen seien. Möglicherweise hat eine korrigierende Überarbeitung (z. B. beim Federhut des Anführers) stattgefunden, um die Illustration als Eröffnungsbild des ›Lanzelet‹ umzugestalten.

Bildthemen:

1v zeigt einen aus dem Tor einer Burg ausreitenden Jüngling in Begleitung von insgesamt fünf Rittern, zwei von ihnen nur am Helm zu erkennen. Der durch die Kontextualisierung als Lanzelet zu identifizierende Anführer der Gruppe trägt elegante Kleidung, einen grünen, kurzen Mantel, einen breiten, mit Feder geschmückten Hut; sein Pferd ist mit einer roten gezaddelten Satteldecke ausgestattet. Seine Begleiter, unter denen der vorderste an seiner Lanze ein Banner mit Straßburger Wappen als gezielte Bildaktualisierung führt (Saurma-Jeltsch [2001] Bd. 1, S. 45), tragen Rüstungen und Waffenröcke unterschiedlicher Machart. 2r zeigt ein Autorbild, ist also als Darstellung Ulrichs von Zatzikhoven zu interpretieren, der hier mit Brille beim Schreiben an einem mit einem Tuch verhängten Pult zu sehen ist. Beide Bildthemen, der ausfahrende oder in den Kampf ziehende Ritter wie auch das Autorbild, gehören zu den geläufigen ikonografischen Motiven, die häufiger als Entree eines literarischen Textes verwendet werden. Vergleiche für beide Bildthemen sind auch unter den Handschriften der Werkstatt von 1418 zu finden. Autorporträts, bzw. das Bild des Schreibers, bieten etwa die Handschriften mit Rudolfs von Ems ›Wilhelm von Orlens‹ und ›Lucidarius‹ (Heidelberg, Cod. Pal. germ. 323, 3r und Cod. Pal. germ. 359, 66r [Nr. 81.0.4.]), während z. B. die Eingangsillustration zu ›Ortnit‹ (Frankfurt, Ms. Carm. 2, 1r) einen Gewappneten mit gesenkter Lanze im Anritt zeigt.

Farben:

Grün, Rot, Grau.

Literatur:

Miller/Zimmermann (2007) S. 256–258. – Bartsch (1887) Nr. 198; Hannink (1914) S. 15–21; Kautzsch (1896b) S. 293; Wegener (1927) S. 11f., 18f.; Saurma-Jeltsch (2001) Bd. 1, S. 12f., 25, 45, 54, 223; Saurma-Jeltsch (2001) Bd. 2, S. 69f.; Deutscher (2002) S. 12–14; Kragl (2006) Bd. 2, S. 838–845, 879–889; La Légende du Roi Arthur (2009) Kat.-Nr. 107, S. 223.

Weitere Materialien im Internet:

Handschriftencensus

Abb. 1: 1v. Ausritt Lanzelets.

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Abb. 1.