45.7.1. Stuttgart, Hauptstaatsarchiv, A 266 U 1
Bearbeitet von Peter Schmidt
KdiH-Band 6
Vor 1474.
Vermutlich Urach.
Aus der Uracher Hofbibliothek Eberhards im Bart (der für deren Erstbestand typische Wahlspruch ATTEMPTO zusammen mit der Jahreszahl 1474 auf S. 2).
S. 3–13 | ›Mömpelgarder Genealogie‹ |
Pergament, 8 Blätter, 295 × 210 mm, sehr gleichmäßige Textualis durchgehend von einer Hand, einspaltig, 27 Zeilen; rote Strichelung, auf S. 3 Initiale A, ca. 70 mm hoch, mit Cadellen in sehr breiter Feder und Fleuronné.
alemannisch.
Der Bildschmuck besteht aus Wappenpaaren sowie einer Dreiergruppe zu einzelnen in der genealogischen Liste erwähnten Personen (S. 5, 6, 7, 8) sowie einem fast ganzseitigen (S. 10) und einem ganzseitigen (S. 13) Tableau mit der Ahnenprobe Eberhards im Bart, das letzte mit einer Darstellung des gerüsteten Fürsten. Deckfarbenmalerei von einer Hand (Zuschreibung an Stephan Schriber).
Die Wappen sind dort, wo sie Ehepaare bezeichnen und paarweise angeordnet sind (S. 5, 6, 7, 8), ca. 60 mm hoch, die Dreiergruppe von Wappen dreier Geschwister auf S. 6 ca. 45 mm. Die Gruppen füllen jeweils die Spaltenbreite aus. Die Tafel der weiblichen Vorfahren Eberhards auf S. 10 fast ganzseitig – oben noch fünf Zeilen Text, deshalb die acht Wappen im Rankenwerk etwas gestaucht gegenüber der Tafel der männlichen Vorfahren auf S. 13, wo eine ganze Seite zur Verfügung stand.
Die Wappen in kräftigen Deckfarben mit Gold- und Silberauflagen, die Konturen mit schwarzer Feder gezogen. Auf den ganzseitigen Tafeln unter den Wappen und dem Rankenwerk Vorzeichnung mit dünner bräunlicher Feder zu erkennen. Als besonderer Effekt sind auf S. 10 die Vögel, die die Ranken bewohnen, in diesen feinen Strichen belassen, während die floralen Elemente mit kräftigerer schwarzer Tinte nachgezogen wurden. Die Ranken sind mit Pinsel grau schattierend laviert, mit derselben Farbe sind die leichten Schatten angegeben, die die Wappen nach rechts werfen. Auf S. 13 die Blüten der Pflanze am Boden blau gestrichelt.
Den Buchmaler konnte
Mit Wappen versehen wurden besonders wichtige Personen der genealogischen Reihe. Die ersten (S. 5) gehören zum Ehepaar Heinrich I. von Montfaucon († 1367) und Agnes von Mömpelgard († 1367), auf der folgenden Seite erhalten auch drei männlichen Nachkommen von Stephan von Mömpelgard († 1393) und seiner Gattin Margarethe von Chalon-Arlay († 1392) eigene Wappen. Bei deren Beschriftung ist dem Schreiber ein Missverständnis unterlaufen (korrigiert in der jüngeren Kopie G 400 Bü 14): Die Wappen sollten die Brüder Johann Philipp, Ludwig und Heinrich bezeichnen; der Name Heinrichs fehlt über dem dritten Wappen, dafür erscheint Ludwig einmal als Loys ertzbischof und einmal als Loys erwelt zuͦ basel. Das letzte Wappenpaar (S. 8) ist das der Eheleute Eberhard IV. von Württemberg († 1419) und Henriette von Mömpelgard († 1444). Dann folgt auf S. 10 das aufwändig gemalte Tableau mit den acht von Rankenwerk umgebenen Wappen der weiblichen Ahnen Eberhards im Bart – von den Urgroßmüttern Maria von Châtillon und Katharina von Genf bis zum Wappenpaar seiner Eltern Ludwig I. von Württemberg und Mechthild von der Pfalz. Die Ranken haben dabei rein ornamentale Funktion und geben keine Blutslinien an. Das Tableau auf S. 13 ist chronologisch entgegengesetzt aufgebaut: Eberhard im Bart steht als jugendlicher Ritter in Rüstung im Mittelpunkt zweier Reihen von jeweils fünf Wappen, er berührt die von Engeln gereichten Wappenschilde seines Vaters zu seiner Rechten und seiner Mutter zur Linken. Aufsteigend darüber die Wappen seiner Großeltern väterlicherseits, bis zu Heinrich I. von Mömpelgard und Agnes von Burgund.
Rot, Blau, Schwarz, Grau, Braun, Gold, Silber.
Württemberg im Spätmittelalter (1985) S. 9f. Nr. 3;
Abb. 45.3: S. 13. Eberhard im Bart als Ritter, Wappenschilde.