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90a.2. Ursula-Bruderschaften

Bearbeitet von Caroline Horch und Kristina Freienhagen-Baumgardt

KdiH-Band 9

Das Spektrum der (mittelalterlichen) Ursula-Bruderschaften, zu denen häufig auch Frauen Zutritt hatten, ist groß, es gab sie im gesamten mitteleuropäischen Raum (ausführlich hierzu Zehnder [1985]). Eines der Zentren war erwartungsgemäß Köln mit seinem großen Reliquienschatz der hl. Ursula. Die Legende der hl. Ursula (vgl. hierzu Untergruppe 51.33.) war prädestiniert dafür, einen großen Kreis religiösen Halt suchender Menschen anzusprechen (Levison [1927]). So gab es in Köln allein fünf Bruderschaften der hl. Ursula, von denen die sogenannte Patrizierbruderschaft das älteste erhaltene Bruderschaftsbuch hinterlassen hat (Köln, Diözesan- und Dombibliothek, Cod. 1364, vgl. Militzer [1998]), dessen erster Teil keine Bilder enthält (Heusgen [1938]; Schnyder [1986]; Militzer [1995] S. 42–45). Der Fortsetzungsteil (Nr. 90a.2.1.) ist mit einer Illustration eingeleitet und bildet zusammen mit dem Münchner Cgm 451 (Nr. 90a.2.2.) sowie zwei Drucken (Nr. 90a.2.a. und Nr. 90a.2.b.) eine Untergruppe. Es lässt sich feststellen, dass es hier zwei ikonografische Haupttypen gibt: Ursula als Schutzmantelheilige und Ursula umgeben von den elftausend Jungfrauen auf einem Schiff. Nach Letzterem benannte sich die jung vnd geistlich pruederschaft genant sant vrsula schiflein (Nr. 90a.2.2., 48r), gegründet in Straßburg und 1489 erstmalig in Köln bezeugt. Sie war überregional, hatte keine den lokalen Bruderschaften vergleichbare Binnenorganisation und erwartete von ihren Mitgliedern elftausend Gebete, analog zur Anzahl der Gefährtinnen der hl. Ursula (Schnyder [1986]; Militzer [1995] S. 44f.; Militzer [2000] S. 241).

Nach Maria ist Ursula die häufigste Schutzmantelheilige. Ein Mantel als Symbol des Schutzes kam auch im Rechtsleben vor: bei Eheschließungen und bei der Anerkennung unehelich geborener Kinder (Sussmann [1929]; Oppitz [2016]). Das Ursula-Schifflein rekurriert auf die Rettung von Menschen und Tieren in der Arche Noah (Gn 6–9). Sowohl der Mantel als auch das Schiff waren also hervorragend geeignet, um der Hoffnung einer Gemeinschaft auf Schutz Ausdruck zu geben. Betonte das Schiff den Faktor Gemeinschaft, so verwies der Mantel auf die Protektion der Heiligen und auf Fürsprache vor Gott. Beides entsprach einem Bedürfnis nach Geborgenheit in unsicheren Zeiten. Der eingeklebte Kupferstich in Cgm 451 (Nr. 90a.2.2.) vereint sogar beide Motive.

Ursula als Schutzmantelheilige (so in Nr. 90a.2.1. und Nr. 90a.2.2.) war in zweierlei Hinsicht sehr geeignet für eine Darstellung im Bruderschaftsbuch. Konnte man sich bei ihr einerseits auf die Legende beziehen, indem man eine Anzahl von Frauen, stellvertretend für ihre elftausend Gefährtinnen, unter dem Mantel barg (Nr. 90a.2.1.), so gab es auch die Option, Bruderschaftsmitgliedern diesen Schutz zu gewähren. Die Tatsache, dass sowohl Männer wie auch Frauen auf dem Bild in der Krakauer Handschrift (Nr. 90a.2.1.) zu sehen sind, lässt darauf schließen, dass es sich hier um die Mitglieder der Bruderschaft handelte.