KdiH

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90a.2.2. München, Bayerische Staatsbibliothek, Cgm 451

Bearbeitet von Caroline Horch und Kristina Freienhagen-Baumgardt

KdiH-Band 9

Datierung:

1. Viertel 16. Jahrhundert (Teil 1) / 2. Hälfte 15. Jahrhundert (Teil 2).

Lokalisierung:

Bayern.

Besitzgeschichte:

Als Erstbesitzerin aus dem 16. Jahrhundert ist Susanna Gartnerin nachweisbar (Eintrag im Rückendeckel), die bis 1573 Äbtissin im Münchner Pütrich-Regelhaus war. Von dort gelangte die Handschrift in das Münchner Oratorium des hl. Filippo Neri (Exlibris im Vorderdeckel), von dort nach Polling, wie ein ebenfalls im Vorderdeckel eingeklebtes Exlibris des Propstes Franciscus (Töpsl) von Polling 1744 nachweist. Mit der Säkularisierung ist die Handschrift in die Hofbibliothek München gekommen.

Inhalt: Die Handschrift besteht aus zwei Teilen, die zusammengefügt wurden; die Grenze verläuft zwischen Bl. 66a und 66b. Am Ende beigebunden ein Druck (44 Blätter).
1. 1r–66r Ursula-Legenden und Gebete
1r–42r Legende der hl. Ursula, 42v–47v Vier Mirakel aus der Bruderschaft der hl. Ursula (42v–44r, 44r–45r, 45r–46r, 46r–47v), 48r–59r Ursula-Bruderschaft, 60r–66r Ursula-Offizium
2. 66br–157r Thomas von Kempen, ›De imitatione Christi‹, deutsch
3. 157v–222r ›Visiones Georgii‹, deutsch
Übersetzung B, vgl. Stoffgruppe 62a.
4. Beigebundener Druck ›Guldin Regeln‹
I. Kodikologische Beschreibung:

Papier, II + 223 Blätter (nach Bl. 66 zwei ungezählte leere Blätter, 66a und 66b; Zählung springt von Bl. 175 auf 178), 154 × 100 mm; Teil 1: II + 67 Blätter, Bastarda, eine Hand, einspaltig, 17–20 Zeilen, rote Überschriften; Teil II: 158 Blätter, Bastarda, eine Hand, einspaltig, 31–39 Zeilen, rot-blaue Initialen, z. T. Fleuronné-Initialen, Initialen in Drachen- (183r) und Fischform (204r, 208v), rote Lombarden, Fratzen und Schnörkel an den Rändern.

Schreibsprache:

mittelbairisch (beide Teile).

II. Bildausstattung:

Ein nachträglich eingeklebter Kupferstich (IIv, wohl aus dem 17. Jahrhundert, vgl. Schnyder [1986] S. 179, nicht bei Schreiber [1902.1910–1911]); ein eingeklebter kolorierter Holzschnitt (59v).

Format und Anordnung:

Kupferstich und Holzschnitt jeweils auf einer separaten Seite; der Kupferstich nahezu formatfüllend, der Holzschnitt deutlich kleiner (79 × 55 mm). Beide Darstellungen in einem nachvollziehbaren kodikologischen Zusammenhang: der Kupferstich am Anfang der Ursula-Legende, der Holzschnitt zwischen den Bestimmungen zur Bruderschaft (48r–59r) und dem Ursula-Offizium (60r–66r).

Bildaufbau und -ausführung, Bildthemen:

Der Kupferstich zeigt Ursula als Schutzmantelheilige. Am rechten und am linken Bildrand je ein Bischof, der eine segnend, der andere betend. Gemäß der Bedeutungsperspektive überragt die Heilige die anderen dargestellten Personen. Im Hintergrund eine Arkadenstellung, die sich in eine nur angedeutete Landschaft öffnet. Darüber eine kreisrunde Kartusche, in der Ursulas Martyrium geschildert wird: Ursula, (heraldisch) links hinter ihr ein Papst (Cyriacus) sowie ein Kardinal (Vincentius) und ihre Gefährtinnen, betend in einem Schiff; sie werden vom Ufer aus von Bewaffneten mit Speeren, Schwertern und Armbrüsten attackiert. Im Hintergrund eine Stadt. Die Kartusche wird in den beiden oberen Bildecken von zwei Putti flankiert.

Der in kräftigen Farben kolorierte Holzschnitt zeigt ebenfalls ein Schiff, darin sechs Personen: Die Heilige im Gebet, nimbiert und mit Krone, roter Mantel über blauem Kleid, vermutlich ein Papst, ein Kardinal und drei Gefährtinnen, eine wird an den Haaren von einem der beiden vom Land aus agierenden Bewaffneten aus dem Schiff gezogen, um sie mit dem Schwert zu köpfen. Der zweite Angreifer schießt mit einer Armbrust auf Ursula. Der Schnitt und dessen Kolorierung sind sorgfältig ausgeführt, die Proportionen gelungen. Das Schiff, mit dem Ursula und ihre Gefährtinnen durch Europa fahren, ist ein altes Symbol der Hoffnung, es bezieht sich auf die Fahrt ins Paradies. Darüber hinaus symbolisiert es die Kirche, die Gemeinschaft der Gläubigen.

Farben:

Holzschnitt: Gelb, kräftiges Grün, Zinnober, Karmin, Blau.

Literatur:

Schneider (1973) S. 300–302. – Schnyder (1986) S. 179f.

Weitere Materialien im Internet:

Handschriftencensus

Abb. 132: 59v. Ursula-Schifflein.

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Abb. 132.