97.2.2. Bloomington (Indiana), Indiana University, Lilly Library, Ricketts Ms. 98; Nürnberg, Germanisches Nationalmuseum, Hs 1166
Bearbeitet von Sarah Glenn DeMaris
KdiH-Band 9
1458.
Nürnberg.
Die Handschrift stammt aus dem Dominikanerinnenkloster St. Katharina (das puch gehort in das Closter tzu Sant Kathern pdiger orden in Nurnberg, Vorderspiegel). Im alten Bücherverzeichnis des Klosters hat die Handschrift die Signatur H XIV. Bis spätestens 1839 im Besitz von A. A. Smets in Georgia, USA (1r). Die Lilly Library (Indiana University) kaufte die Handschrift 1961 von C. L. Ricketts. Weitere Details bei
Bloomington | ||
1. | 1ra–116rb | Johannes Meyer, ›Das Amptbuch‹ |
2. | 116va–118ra | Augustinerregel für Laienbrüder |
3. | 118ra–125ra | Konstitutionen für Laienbrüder |
4. | 125rb–125vb | Augustinerregel und Konstitutionen für Laienschwestern |
5. | 126ra–133va | Sant Dominicus Buß (Drittordensregel) |
6. | 135ra–244vb | Johannes Meyer, ›Buch der Ersetzung‹ |
Nürnberg | ||
1. | 1ra–3vb | Johannes Meyer, ›Verzeichnis der Provinziale der Teutonia‹ |
2. | 4ra–7rb | Briefe die dominikanische Reform betreffend, lateinisch |
Papier (äußere Blätter jeder Lage und Bl. 134 Pergament), 247 + sieben Blätter (Bloomington: II + 244 + I, Nürnberg: sieben), 290 × 204 mm, Bastarda, vier Hände (I: 1r–24v, II: 25r–244v und alle Blätter in Hs 1166, III. Besitzeintrag auf dem Vorderspiegel vielleicht von Klara Keiperin, IV: Notizen von Johannes Meyer auf den Blatträndern von 160r, 161v, 163r, 182r, 190r, 196v, 199v, 205v, 212v–213r), zweispaltig, 26–40 Zeilen, rote Kopfzeilen, Überschriften, Unterstreichungen, Strichelung und Interpunktion, rote ein- bis 14-zeilige Lombarden (bei größeren Lombarden oft mit Aussparung für vegetabile oder geometrische Motive, manchmal mit cadellenartigen Ausläufern).
alemannisch.
Bloomington: eine ganzseitige Miniatur (134v) und 25 historisierte Initialen. Nürnberg: eine historisierte Initiale (1ra).
Die Miniatur zeigt einen tonsierten Bruder, der eine Predigt hält. Er steht oben links in einer erhöhten hölzernen Kanzel, von der linken Hand fließt ein Spruchband: Audi filia et vide et inclina aurem tuam quia (Ps 44,11). 13 Schwestern sitzen unten rechts unter einem Fenster mit gerundetem Bogen und grünem Glas. Unten links sitzen vier weitere Schwestern: drei Novizinnen mit weißem Schleier mit ihrer Meisterin. Eine letzte Schwester sitzt auf der Treppe, die zur Kanzel führt, und gestikuliert mit der Hand (Aufforderung zum Schweigen?). Alle tragen weiße Tuniken und braune Mäntel, der Bruder mit Kapuze, die Schwestern mit braunen Schleiern und weißen Hauben. Die Szene stellt gleichzeitig das Innere und das Äußere der Kirche dar. Obwohl die Predigt innerhalb der Kirche stattfindet, sieht man auch die roten Dachschindeln und Teile der Dachentwässerung: Einlauftrichter mit Fallrohr. Auch der blaue Himmel mit goldenen Sternen ist oben links zu sehen. Der Innenraum besteht aus Steinblöcken in rosa und grauen Farbtönen, der Boden aus roten und braunen Kacheln. Die Miniatur dient als Titelbild zum ›Buch der Ersetzung‹, das die Schwestern über ihren Orden unterrichtet.
Von den insgesamt 26 historisierten Initialen verzieren 20 die Kapitelanfänge in Meyers ›Amptbuch‹. Jedes Kapitel im ›Amptbuch‹ beschreibt die Aufgaben einer anderen Amtsschwester (z. B. Priorin oder Kantorin); die dazugehörige Initiale zeigt die Amtsschwester bei der Ausführung des Amtes oder mit einem Werkzeug ihres Amtes. Ausnahmen sind die beiden ersten Initialen, die die christologischen Figuren des Pelikans und des Phönixes zeigen (siehe
Nur eine Initiale gehört zu einem der drei Regeltexte in der Handschrift, der Augustinerregel für Laienbrüder (116va). Das Binnenfeld der D-Initiale zeigt einen stehenden Laienbruder mit Rosenkranz in der Hand. Er trägt eine weiße Tunika, Skapulier und Mantel mit Kapuze sind dunkelbraun. Der Grund ist rot mit goldenem Filigran.
Die Buchmalerin war Schülerin der Barbara Gwichtmacherin, Schwester im Nürnberger Dominikanerinnenkloster (
Die Texte und Miniaturen in dieser Handschrift sollten den Schwestern (und im Falle von 116va den Laienbrüdern) helfen, sich ihre Aufgaben im Kloster vorstellen zu können, indem diese nicht nur im Text beschrieben, sondern auch bildlich dargestellt wurden. Auch der Laienbruder durfte nicht vergessen, dass er neben körperlicher Arbeit auch Gottesdienst durch das Aufsagen der Rosenkranzgebete zu leisten hatte.
Ausführliche Beschreibung der Initialen bei
Rot, Blau, Grün, Schwarz, Braun, Rosa, Grau, Weiß.
Nürnberg: http://dlib.gnm.de/item/Hs1166/1
Catalogue Smets (1860) S. 7f.;
Bloomington: Handschriftencensus
Nürnberg: Handschriftencensus
Abb. 191: 116va. Ein Laienbruder beim Rosenkranzgebet.