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97.2.1. Berlin, Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Ms. germ. quart. 1254

Bearbeitet von Sarah Glenn DeMaris

KdiH-Band 9

Datierung:

Nach 1337, aber noch in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts (Meyer [1995] S. 73, 77).

Lokalisierung:

Diessenhofen im Thurgau.

Besitzgeschichte:

Die Handschrift befand sich wahrscheinlich im Dominikanerinnenkloster St. Katharinental bei Diessenhofen bis zur endgültigen Auflösung des Klosters im Jahr 1869, wonach sie 1895 (Datum und Ankaufszahl im vorderen Spiegel von moderner Hand: acc. 1895, 158) über das Antiquariat Ludwig Rosenthal in München von der Preußischen Staatsbibliothek Berlin erworben wurde (Meyer [1995] S. 75). Die Makulatur im hinteren Spiegelblatt entstammt einer Sequenz Thomas von Aquin zu Ehren (AH 37, Nr. 311 [3a–5b] S. 269), die auch in einer zweiten Katharinentaler Handschrift nachzuweisen ist (Biblioteca Apostolica Vaticana, Cod. Vat. lat. 10769, Bl. 265–266), was die Wahrscheinlichkeit einer Katharinentaler Herkunft unterstützt. Die irreführende Signatur »ol. 120« (AH 37, S. 270, Anm.) für die vatikanische Handschrift (nicht 10769) war eine frühere Auktionsnummer und nie die Signatur (Kessler [2010] S. 10f.).

Inhalt:
1. 1ra–82vb Ps.-Hugo von St. Viktor, ›Expositio in regulam sancti Augustini‹, deutsch
2. 83va–94vb Gründungsgeschichte des Klosters St. Katharinental bei Diessenhofen
Fragment
I. Kodikologische Beschreibung:

Pergament, 94 Blätter, 192 × 142 mm, Textura, eine Hand, die Schneider (2009, Textbd., S. 69–71) in mehreren Handschriften des Klosters St. Katharinental erkennt, zweispaltig, 20–22 Zeilen, eine dreizeilige blaue Lombarde und eine rote Kapitelüberschrift (1ra), zahlreiche zweizeilige rote Lombarden zum Teil mit Ausläufern (1ra–82rb), eine vierzeilige Deckfarbeninitiale (Buchstabenkörper A in Blau und Rot, Binnenraum mit Windrädchen in Blau, Grün und Rot mit lila Verzierungen, Fleuronné-Ausläufer in Rot und Blau, 83va).

Schreibsprache:

hochalemannisch (Kramp [2009] S. 44).

II. Bildausstattung:

Eine eingeklebte Deckfarbenminiatur (83r).

Format und Anordnung, Bildaufbau und -ausführung, Bildthemen:

Aus der fast ganzseitigen eingeklebten Miniatur (155 × 85 mm) hat man vor dem Einkleben am unteren Rand ein mittig platziertes Rechteck (39 × 32 mm) ausgeschnitten. Eine S-Initiale auf Blattgoldgrund füllt den Bereich über dem Ausschnitt, die obere S-Schlinge schwarz mit blauen Punkten und Rändern, die untere mit dem gleichen Muster aus rosa Farbtönen. An der Spitze der oberen Schlinge eine Kuh-Drolerie in rosa Farbtönen, die untere Schlinge endet mit einer grünen Feder.

Der Märtyrertod des hl. Laurentius wird innerhalb der unteren S-Schlinge dargestellt. Er liegt nackt mit blauem Nimbus und tonsiertem Kopf auf einem Rost, während vier Männer mit lockigem hellbraunem Haar über ihm stehen. Von links nach rechts: der erste Mann trägt Grün mit einem roten Mantel und gestikuliert mit der rechten Hand, der zweite (lila Kleidung) und dritte (rote Kleidung) halten je einen Balg, der vierte (blaue Kleidung) gestikuliert mit der rechten Hand und hält eine Gabel in der linken. Innerhalb der oberen Schlinge bekommt der kniende, betende Laurentius (links in rot) eine Krone von einer sitzenden gekrönten Figur mit Nimbus; rechts kniet eine Ordensschwester in weißer Tunika mit Schleier und Mantel, beide schwarz. Links und rechts von dem ausgeschnittenen Rechteck je eine Drolerie: links eine Figur in Grün und Orange mit Menschenkopf, rechts eine Figur in Blau und Orange mit Drachenkopf. Von oben links reicht eine Hand bis zum Rand der S-Initiale. Ein schmaler roter Rahmen umfasst die Illustration, nach dem Einkleben erweitert um einen weiteren Rahmen, aufwendig gestaltet durch geometrische Repetitionsmuster und Blumenmotive. Der Ausschnitt enthält ein lächelndes Drolerie-Gesicht in Blau, Rot, Braun und Gelb. An den unteren, linken und rechten Rändern wird das Ganze mit einer weiteren braunen Leiste gerahmt.

Nach Meyer (1995, S. 73) stammt die eingeklebte Miniatur aus einer Pergamenthandschrift der 1. Hälfte des 14. Jahrhunderts. Wegener (1928, S. 6f.) vermutet, die Miniatur wurde erst im 17. oder 18. Jahrhundert eingeklebt, wonach die ornamentierte äußere Umrahmung mit der Drolerie im Ausschnitt gezeichnet wurde.

Auch wenn das Bild erst viel später eingeklebt worden sein mag, liegt seine Entstehung ebenso wie die der Handschrift in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts im Katharinentaler Dominikanerinnenkloster. Insofern hätten die Schwestern die kleine abgebildete Dominikanerin als eine für sie wirkende Stellvertreterin verstanden, sowohl in der heute unbekannten, ursprünglichen Handschrift als auch in Nr. 97.2.1. Rein optisch gesehen, gehört das Bild eher zum Regeltext, der auf einer Versoseite endet, worauf das Bild auf der gegenüberliegenden Rectoseite folgt. Man kann das Bild aber auch als Schwellenbild verstehen, denn die kleine Dominikanerin passt zu beiden Texten.

Farben:

Blattgold, Rot, Blau, Lila, Rosa, Grau, Gelb, Orange, Weiß.

Literatur:

Degering 2 (1926) S. 218, Nr. 1254; Wegener (1928) S. 6f. – Crous/Kirchner (1928) S. 17, 42, Taf. 14, Abb. 22 (18v); Meyer (1995) S. 73–76, Abb. 9 (83va); Schneider (2009) Textbd., S. 69–71, Tafelbd., Abb. 60 (1r).

Weitere Materialien im Internet:

Handschriftencensus

Abb. 190: 83r. Märtyrertod und Krönung des hl. Laurentius.

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Abb. 190.