KdiH

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62a.3.1. Wien, Österreichische Nationalbibliothek, Cod. 2880

Bearbeitet von Ulrike Bodemann und Kristina Freienhagen-Baumgardt

KdiH-Band 7

Datierung:

Um 1470.

Lokalisierung:

Ostfränkisch-rheinfränkisches Sprachgrenzgebiet (Raum Untermain?).

Besitzgeschichte:

Aus dem Besitz Johann Joachim Enzmilners, Freiherr und Reichsgraf von Windhag (1600–1678), dessen gräfliches Wappen von 1651 auf dem Vorderdeckel; Altsignatur: 509 (1r).

Inhalt:
1. 1r–118v Heinrich der Teichner, Gedichte
darin: 2v Lied von bösen Weibern, Anfang (bricht ab); 11r–12r Vaterunser-Auslegung, Versdichtung; 12r–v Ave Maria-Auslegung, Versdichtung; 13r–14v ›Viel anders‹
2. 119r–128v ›Visio Philiberti‹, deutsch (›Der Seele Klage‹), mit Gebetsanhang Ich bit dich got durch einen tott … Maria pluende rosse rot …, Hie endt sich der selle clag Maria vns an dem tag …
3. 129v–130v ›Ain gemaine lere‹ (Anleitung für ein christliches Leben, Versdichtung)
4. 130v–141r ›Meister Reuauß‹ (Von den sieben Todsünden, Versdichtung)
5. 141r–150v Heinrich der Teichner, Gedichte
darin: 146r Priamel von der Vergänglichkeit des Lebens; 146r Der Stricker, ›Von Eseln, Gäuchen und Affen‹; 146r–147v Lied vom himmlischen und irdischen Leben; 148r–149r Marienhymnus
6. 151r–159v ›Cato‹, deutsch
Rumpfübersetzung, Hs. R-Wie1
7. 159v–166v Jansen Enikel, Weltchronik, Auszug über Darius und Alexander
8. 167r–174r Schondoch, ›Die Königin von Frankreich‹, unvollständig
I. Kodikologische Beschreibung:

Papier (Wasserzeichen siehe manuscripta.at 11937), III + 174 + III Blätter (moderne Foliierung, es fehlen mit Textverlust zwei Blätter nach 1, sieben bis zehn Blätter nach 5, fünf Blätter nach 174; Bl. 126 zu drei Vierteln ausgerissen; unbeschrieben: 3r–v, 174v), 280 × 200 mm, Bastarda, ein Schreiber, dazu ein Nachtragsschreiber des 16./17. Jahrhunderts (173r–174r sowie Randnotizen vor allem auf 11r, 76v–77r, 92v–93r, 98r, 122r, 144r), einspaltig, 29–32 Zeilen (173r–174r: 26–27 Zeilen), Verse abgesetzt (alternierend sind jeweils Reimpaare oder Versikel eingerückt), mit Ausnahme des Nachtrags 173r–174r Versanfänge rot gestrichelt, rote Lombarden über zwei Zeilen, rote Caput-Zeichen und Überschriften (Überschriften ab 96r nicht mehr ausgeführt), 118v am Ende der ersten Teichner-Sequenz die Teichner-Signatur.

Schreibsprache:

ost-/rheinfränkisch (Menhardt 1 [1960] S. 514).

II. Bildausstattung:

Zu Text 2 drei kolorierte Federzeichnungen: 118v, 126v [defekt], 128v, über die übrigen Versdichtungen verstreut weitere fünf Federzeichnungen. Ein Zeichner.

Format und Anordnung:

Die Anlage der Handschrift ist aus einem Guss, Bildbeigaben gehörten mit Ausnahme des Weltchronik-Auszugs (151r und 162r Zeichnungen in dafür vorbereiteten Freiräumen vor bzw. im Text, vor Beginn eines neuen Kapitels) nicht zum Konzept der Textabschrift, sie sind vielmehr zeichnerische Zusätze, die auf frei gebliebenen Räumen vor Beginn eines neuen Textes auf einer neuen Seite oder neben den Bezugstexten auf den breiten Randstegen der großzügig bemessenen Handschrift Platz fanden.

Bildaufbau und -ausführung:

Sorgfältige und (abgesehen vom missglückten Versuch auf 118v, eine komplexe Körperhaltung nachzubilden) gekonnte Figurenzeichnung in kräftigen, festen Konturlinien, die mehrfach nachgeführt werden und deshalb fast kreidig wirken; zeichnerisch modelliert mit ausführlichen Parallel- und Kreuzschraffen; szenische Ausstattung, v. a. Landschaftshintergrund 118v, dagegen sehr unruhig und mit unfestem Strich. Koloriert wird in sehr wenigen Farben, meist zeichnerisch und mit trockenem Pinsel ebenfalls kreidig aufgetragen. Bis auf den kräftigeren Ockerton, der für Bodenflächen und Baumkronen gleichermaßen verwendet wird, blasse, fast durchsichtige Töne.

Bildthemen:

Vermutlich ohne Vorlage werden Schlüsselstellen ins Bild gesetzt: 118v im Freiraum nach Ende des vorausgehenden Textes und vor Beginn der ›Visio Philiberti‹ (119r): auf einem Buch gestützt einschlafender Gelehrter (Einsiedler/Erzähler) sieht Leichnam und zurückkehrende Seele (Vision, Vers 7 ff.), 126v fragmentarisch, auf dem Randsteg neben dem Text: Teufel, unten vielleicht Höllenrachen (Teufel zerren Seele zum Höllenschlund, Vers 470 ff.), 128v im Freiraum nach Textende: Betender (allgemein zum Gebetsanhang).

Farben:

Ocker, Altrosa, Blau, Rot.

Literatur:

Menhardt 1 (1960) S. 498–515; Unterkircher (1957) S. 87. – David J. A. Ross: Illustrated Medieval Alexander-Books in Germany and the Netherlands. A Study in Comparative Iconography. Cambridge 1971 (Publications of the Modern Humanities Research Association 3), S. 80, 98, 100 u. ö., Abb. 134 (151r), 135 (162r).

Weitere Materialien im Internet:

Handschriftencensus

Taf. XIIIa: Wien, Cod. 2880, 118v. Gelehrter sieht Leichnam und Seele.

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Taf. XIIIa.