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62a.2.10. Zug, Pfarrbibliothek St. Michael, Cod. 22 (Inv. 563)

Bearbeitet von Kristina Freienhagen-Baumgardt

KdiH-Band 7

Datierung:

Um 1580.

Lokalisierung:

Rheinfelden.

Besitzgeschichte:

Zueignung von 1580 Dem Edlen Herren Lvdwig Eggsen v. ü. Raht vnd Ambtmann zu Rhinfelden und Wehr von H. A. vnd J. L. Verehrt im Jahr 1580 [] Jst hue anfahen das Buech ewelliges man nennett die weyzen oder das fegfeur des heylligen Herrn Sant Patrizen So er aus göttlicher offenbarung erfunden hatt und wirdt in 40 cap. Ausgetailt wie hernach folgt (nicht foliiertes Vorsatzblatt, recto). Ludwig Eggs stammte aus einer Familie aus Exheim oder Egisheim aus dem Elsass, kam Mitte des 16. Jahrhunderts nach Rheinfelden und machte sich dort in der Verwaltung verdient. 1577 bekam die Familie das Satzbürgerrecht, in den Adelsstand wurde Ludwig Eggs 1592 erhoben. 1593 verstarb er. Auf dem Nachsatzblatt (recto) ein weiterer Eintrag (eingeklebt): Haec Valentinus Richterus Saxo in perpetuam sui memoriam .F. Anno 1582. M. Iulio, darüber die Nennung Io Leonardus Egs I.V.D. Die Handschrift verblieb also in der Familie, worauf auch der zeitlich letzte Besitzeintrag hinweist (Vorsatzblatt, recto): sum Caspari Eggs domini in Mettberg 1620. Schloss Megsberg war eine Schenkung des Erzherzogs Leopold an Friedrich Eggs (1572–1638), den Sohn des Ludwig Eggs. Die Identität der Donatoren ist ungeklärt.

Inhalt:
1r–64v ›Visiones Georgii‹, deutsch
Übersetzung C, Langfassung der Redaktion C, Sigle C13
I. Kodikologische Beschreibung:

Papier, I + 68 + I Blätter (Vorsatz- und Nachsatzblatt unfoliiert), 306 × 210 mm, Kurrentschrift, eine Haupthand (von ihr die Widmung sowie die Initialen der Donatoren H. A. und J. L. IIr), mehrere spätere Hände (65r), einspaltig, 15–27 Zeilen, Anfänge von Abschnitten sowie Eigennamen mit rötlicher Tinte geschrieben.

Schreibsprache:

bairisch-österreichisch.

II. Bildausstattung:

30 kolorierte Federzeichnungen.

Format und Anordnung:

Zeichnungen in Schriftspiegelbreite 160 mm, in der Höhe etwa 100 mm mit geringen Schwankungen, also etwa ein Drittel eines Blattes. Raum für die Bilder mit Bleistift vorgezeichnet. Jedes Bild eingepasst in einen gelben, perspektivisch gemalten Rahmen (Bilderrahmen). Die Illustrationen sind in den Text eingebettet. Die Bildkomposition wie in der übrigen Überlieferung: Georg befindet sich auf der linken Seite des Bildes, die einzelnen Stationen sind auf der rechten Seite zum Teil mit kräftigen Farben ausgeführt.

Bildaufbau und -ausführung:

An vielen Stellen sind die Illustrationen mit Pinselgold gehöht, Kronen, Kruzifixe, Geäst, Flammen, Haare sind sehr präzise und sorgfältig ausgeführt. Faltenwurf ist detailliert, Schattenwurf ebenfalls, Gesichter genau mit Falten gezeichnet, individuelle Physiognomien, Georg auch in Frontalansicht (32r), Haare der Tiere durch feine Strichel detailgenau, ebenso Fellkragen (18v). Die Figuren sind dynamisch dargestellt, ausdrucksstarke Mimik und Gestik, variierende Körperhaltungen, Anzeichen intensiver Kommunikation durch einander zugewandte Gesichter, Pferde mit erhobenen Hufen (15v), Ritter mit parallel auf Georg gerichteten Lanzen (15v). Der vom Wind umtoste Berg auf 38r wird durch die aktive Körperhaltung der gequälten Seelen einerseits und die allegorische Darstellung des Windes in Form von pustenden Köpfen in den vier Bildecken andererseits verdeutlicht. In architektonischen Details (Stadtansicht 18v, Verzicht auf Landschaftsdetails, der Bretterzaun um den Garten 54r) können Parallelen zu den frühen illustrierten Inkunabeln von Johann Bämler und Anton Sorg gezogen werden.

Bildthemen:

siehe Bildthementabelle der Einleitung zur Untergruppe 62a.2. Die Handschrift ist zwar nicht die »einzig bekannte vollständig illustrierte Fassung« (so Frigg/Schleich [siehe unten Literatur] S. 93), denn nicht alle Bildthemen sind illustriert. Sie enthält jedoch in der Gruppe der Handschriften, die die Langfassung der Redaktion C überliefern, die meisten Illustrationen. Die Jahreszahl 1479 (10r, rechts unten) weist eventuell auf eine ältere Vorlage hin. Auffällig sind die beinahe durchgängig formulierten Anweisungen für den Illustrator (siehe Frigg/Schleich S. 99–103, hier auch die Abbildungen in Schwarz-Weiß), die Textkenntnis voraussetzen. So fordert die Angabe zu Bild 6: Da sol sten di stat (18v) vom Illustrator das Wissen, dass die stat nur Kulisse ist für die Darstellung der Teufel als Kaufleute. Nur für die Illustration, die zeigt, wie den gemarterten Seelen Getränke eingeflößt werden (39r), fehlt die Beischrift. Die Einordnung dieser Darstellung ist schwierig, befindet sie sich doch im Text vor dem Kapitel, in dem Michael erscheint (er ist auch dargestellt, aber dies auch bereits vorher), nimmt aber das Motiv auf, das im Wiener Codex 2878 und der römischen Handschrift Reg. lat. 522 nur für die Bestrafung der Geizigen gewählt wird. Da in der Zuger Handschrift diese Episode (43r) ähnlich umgesetzt wird, entsteht eine motivische Doppelung. Nur hier wird Georg zusammen mit dem Erzengel Michael an der Jenseitsbrücke gezeigt, der Anweisung für den Illustrator entsprechend: Da soll sten die höllische pfyzen / mit der simbeln prückhen / und ain engel vor Georgium. Ähnlich die Kapitelüberschrift in der nicht-illustrierten Handschrift Budapest, Országos Széchényi Könyvtár, Cod. Germ. 52, 50v: …sagt wie Georius cham zw der hellischen pruck vnd wie Im da ain engel erschain der sand michael was vnd trug ain chrevczt jn der hanntt. Ebenfalls nur in Zug, Cod. 22 steht Georg alleine an der Jenseitsbrücke, die als Teil des teuflischen Pfuhls betrachtet wird (36v Malanweisung: Da oben sol sten ein pfizen / da durch gett ein weg), in den beiden Handschriften mit ausgeführten Illustrationen wird dagegen gezeigt, wie Georg in den Pfuhl stürzt (Nr. 62a.2.6.: 34r, Nr. 62a.2.5.: 242r). Möglicherweise hatte der Illustrator des Zuger Codex keine Vorlage mit einer Illustration dieser Szene und hat die Malanweisung daher nicht korrekt umgesetzt. Die Illustrierung des teuflischen Pfuhls bereitet auch im verwandten Codex Wien, Cod. 3086, 159v Probleme (vgl. MeSch V [2012], Textbd. S. 211).

Farben:

Violett, Dunkelrot, Hellrot, Orange, Ocker, Blau, Beige, Braun, verschiedene Grüntöne (Olivgrün, Flaschengrün, Blaugrün), Blaugrau, Schwarz.

Literatur:

Michele C. Ferrari: Verzeichnis der Handschriften und der Inkunabeln der Pfarrbibliothek St. Michael in Zug. In: Vil guote Buecher zuo Sant Oswalden. Die Pfarrbibliothek in Zug im 15. und 16. Jahrhundert. Hrsg. von Michele C. Ferrari. Zürich 2003, S. 119–133, hier S. 123. – Silvio Frigg und Frank Schleich: Ein Ritter in der Unterwelt. In: Vil guote Buecher zuo Sant Oswalden. Die Pfarrbibliothek in Zug im 15. und 16. Jahrhundert. Hrsg. von Michele C. Ferrari. Zürich 2003, S. 93–103; SchriftRäume (2008), S. 322 f.; MeSch V (2012), Textbd. S. 212 f.

Weitere Materialien im Internet:

Handschriftencensus

Taf. XIIb: Zug, Pfarrbibliothek St. Michael, Cod. 22, 13r. Die Teufel als Tiere.

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Taf. XIIb.