KdiH

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62a.2.1. Darmstadt, Universitäts- und Landesbibliothek, Hs 2779

Bearbeitet von Kristina Freienhagen-Baumgardt

KdiH-Band 7

Datierung:

1472.

Lokalisierung:

Bayerisch-österreichischer Raum.

Besitzgeschichte:

Geschrieben von Seyfridum de puech (261v), ansonsten keine mittelalterlichen Provenienzhinweise. Im 18. Jahrhundert im Besitz von Johann Jacob Michael Widmann, 1775–1792 Pfarrer in Altenmünster, heute Ortsteil von Crailsheim (vgl. Beschreibung des Oberamts Crailsheim. Hrsg. von dem K. statistisch-topographischen Bureau. Stuttgart 1884 [Beschreibungen des Königreichs Württemberg 63], S. 339). Im Allgemeinen Anzeiger der Deutschen vom 22. September 1807, Nr. 255, Sp. 2653, bietet ein Anonymus W. in D. die Handschrift für 12 Thlr. Sächs. zum Kauf an.

Inhalt:
1. 1r–54v ›Visiones Georgii‹, deutsch
Übersetzung C, Langfassung der Redaktion C, Sigle C5; 1r–v Kapitelverzeichnis
2. 58r–261v Hugo von Trimberg, ›Der Renner‹
gekürzte Fassung, Sigle Da 1; mit den Strophen ›Von der Jugend und dem Alter‹
I. Kodikologische Beschreibung:

Papier, 261 Blätter (beim Neubinden der Handschrift kam es zu Blattverlusten zwischen 5/6, 17/18, 51/52, 52/53, 70/71, 171/172, 178/179, 197/198, 203/204, 207/208, 210/211, 212/213, 258/259; Textlücken in den ›Visiones‹ siehe Weitemeier [2006] S. 135; Blattvertauschungen bei 166–170, richtige Reihenfolge: 166, 168, 169, 167, 170, die jetzt gültige Blattzählung ist durchlaufend; Seiten beschnitten, zum Teil sind davon auch die Zeichnungen betroffen: 13v, 15r, 31v, 32v, 37r, 42r), 295 × 190 mm, Kursive, ein Schreiber: Scriptum per me Seyfridum de puech et finiui in vigilia natalis Christi ann° domini M° cccc° vnd in lxxij jare, einspaltig, 29–34 Zeilen, Rubrizierungen ab 6r.

Schreibsprache:

bairisch-österreichisch.

II. Bildausstattung:

Zu Text 1: 23 kolorierte Federzeichnungen: 8v, 9v, 12v, 15r, 16v, 22v, 25v, 27r, 29v, 32v, 33v, 34v, 36r, 37r, 38r, 39r, 40r, 42r, 45v, 46r, 47r, 48v, 52v. Zu Text 2: 68 kolorierte Federzeichnungen (siehe Stoffgruppe 108.). Dort unter den Bildern oder am unteren Rand Anweisungen für den Maler, z. B. 61r, 65r. Enge Verbindung bezüglich der Illustrationen zu Wien, Cod. 3086 (Nr. 62a.2.8.): Vergleich der beiden Handschriften bei Roland unter Einbeziehung der übrigen ›Visiones Georgii‹-Handschriften mit detaillierter Inhaltsangabe (MeSch V [2012], Textbd. S. 202–216, Nr. 56).

Format und Anordnung:

Halb- bis dreiviertelseitige Illustrationen, oft breiter als der Schriftspiegel und am Rand über den vorgezeichneten Raum hinausragend (33v, 37r, 38r, 39r, 48v). Die Bilder befinden sich ohne Rahmen und Titel entweder im entsprechenden Kapitel oder sind nachgestellt (33v, 39r, 40r, 48v, 52v). Nur 42r ist die Federzeichnung vorangestellt und führt in den langen Textabschnitt zur Hölle ein.

Bildaufbau und -ausführung:

Die Zeichnungen sind ungerahmt, mit brauner Tinte sind die Linien der Figuren und architektonischen Elemente sicher gezogen, perspektivische Darstellung von Räumen selten (z. B. Georgs Abstieg 8v), bei Personengruppen betonter (z. B. 15r die Reiter mit unterschiedlicher Haltung der Pferde). Die Wasserfarben sind teilweise zart (Gewänder), teilweise kräftig (Jenseitsorte) gesetzt, mit Schraffuren sind Schatten, Faltenwürfe und Wölbungen sowie Landschaften gestaltet. Unter den Zeichnungen lassen sich häufig mit Tinte ausgeführte Skizzen erkennen. Vermutlich war der Zeichner nicht derjenige, der koloriert hat, denn vorgezeichnete Blumen wurden beim Kolorieren ignoriert und übermalt (45v, der paradiesische Garten). Häufig als obere und untere Begrenzung flächig blau und grün in blassen Wasserfarben lavierter Himmel und Boden (z. B. 27r, 46v, 47v). Durch Farbaussparungen beim Auftrag werden unterschiedliche Farbintensitäten und räumliche Effekte erzeugt, die langen Gewänder im Faltenwurf sowie die Gesichter strukturiert. Das weltliche Personal trägt burgundische Mode: Männer eng anliegende Hosen, mit kurzem, z. T. über der Taille endenden Rock, Schnabelschuhe (25v). Reduzierte Darstellung des Personals (8v Prior, König und ein Mönch, 36r drei Seelen). Nackte Körper werden gezeigt (z. B. 36r, 40r). Georg im Bild immer auf der linken Seite – alleine (9r, 12v, 15r, 16v, 22v, 25v, 27r, 29v, 32r, 33v, 34v) oder mit dem Engel als Begleiter (46r, 47r, 48v, 52v) –, in der linken Hand das Kreuz des heiligen Patrizius. Die rechte Bildhälfte ist durchgängig ausgefüllt durch die intensiv farbig gestaltete Darstellung der einzelnen Stationen, die die Dynamik der Akteure betont (in den Folterszenen: erhobene Arme 39r, dynamische Fußhaltung, Mimik der Verzweiflung 37r, abwehrende Körperhaltung von Georg 37r, durchgängig Redegestus). Dies allerdings nicht immer der Situation angepasst, z. B. entspannte Mimik bei Folter 36r. Trotz der durchgängigen Positionierung von Georg in der linken Bildhälfte ist die Figur nicht schematisch dargestellt. Es variieren die Bein- und Kopfhaltung und perspektivische Darstellung (Schräg- und Frontalansicht).

Bildthemen:

siehe Bildthementabelle Einleitung zur Untergruppe 62a.2. Gegenüber der Wiener Handschrift Cod. 2878 (Nr. 62a.2.6.) und der Vatikanhandschrift Cod. Reg. lat. 522 (Nr. 62a.2.5.) fehlen die Darstellungen der Versuchungen durch die Kaufleute, die feuerspeienden Schlangen auf Georgs Weg und die Mönchsprozession. Nicht bebildert sind weiterhin das zweite und dritte Tormentum (das lange Haus mit den siedenden Kesseln und die tiefe Höllengrube) sowie die Fegefeuerstrafen für die gulosi. Insgesamt lässt sich feststellen, dass der Illustrator keine Szenen berücksichtigt, in denen Georg am eigenen Leib Strafen erfahren müsste. Georg geht nicht durch das Feuer, er fällt nicht in den teuflischen Pfuhl, die Teufel richten nicht das Wort an ihn. Auch das in den Versuchungsszenen geschilderte Feuer, in dem die Seelen gequält werden, ist möglicherweise aus konzeptionellen Gründen nicht illustriert. Da jedoch Blätter in der Handschrift fehlen, waren möglicherweise mehr Illustrationen ursprünglich vorhanden, so auf 17* eine Illustration der Versuchung durch die als Kaufleute verkleideten Teufel, auf 20* das Bild zu der Versuchung durch die als Mönchsprozession getarnten Teufel, auf 51* eine Federzeichnung der Offenbarung Jesu und Mariä auf den Himmelsthronen, auf 52* befand sich möglicherweise die Botschaftsübermittlung. Es existiert keine Illustration der Rückkehr Georgs, wie sie im eng verwandten Wiener Codex 3086 (167v) zu finden ist. Elemente, die die Vision Georgs als Gnadenerlebnis zeichnen, fehlen: die Begegnung Georgs mit seiner Mutter im Fegefeuer, der Trost spendende Engel, die Schau von Jesus und Maria und der Empfang Georgs bei seiner Rückkehr (evtl. auf den verlorenen Blättern 51* und 52*).

Farben:

Grün, Grau, Braun, verschiedene Rottöne (Karminrot bis Dunkelrot mit Schwarz), Blau, Schwarz.

Literatur:

Staub / Sänger (1991) S. 135 f., Nr. 85. – Heinrich Hoffmann: Altdeutsche Handschriften zu Darmstadt. Altdeutsche Blätter 1 (1836; Nachdruck Hildesheim / New York 1978), S. 380–382, hier S. 380 f., Nr. III; Der ›Renner‹ von Hugo von Trimberg. Hrsg. von Gustav Ehrismann. 4 Bde. Tübingen 1911. Wiederabdruck mit einem Nachwort und Ergänzungen von Günther Schweikle. Berlin 1970, hier Bd. IV, S. 43, Nr. 12, 334; Voigt (1924) S. 215; Palmer (1982) S. 419; Müller (1989); Rudolf Kilian Weigand: Der ›Renner‹ des Hugo von Trimberg. Überlieferung, Quellenabhängigkeit und Struktur einer spätmittelalterlichen Lehrdichtung. Wiesbaden 2000 (Wissensliteratur im Mittelalter 35), S. 62 f.; Theben (2001) S. 17 f., 47–54; Weitemeier (2006) S. 135, 656, Abb. 40; Ursula Peters: Das Ich im Bild. Die Figur des Autors in volkssprachigen Bilderhandschriften des 13. bis 16. Jahrhunderts. Köln / Weimar / Wien 2008 (pictura et poesis 22), S. 70; MeSch V (2012), Textbd. S. 202–216, Nr. 56, Tafel- und Registerbd., Farbabb. 27, Abb. 286–298.

Anmerkungen:

Zu Teil 2 siehe Stoffgruppe 108. Hugo von Trimberg, ›Der Renner‹.

Weitere Materialien im Internet:

Handschriftencensus

Taf. XIa: 36r. Bestrafung der Hoffärtigen.

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Taf. XIa.