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44.14.5. Einsiedeln, Stiftsbibliothek, Cod. 752 (746)

Bearbeitet von Christine Stöllinger-Löser

KdiH-Band 6

Datierung:

1483. Geschrieben von Dorothea von Hof in ihrem 25. Lebensjahr (357r, mit weiteren Daten zu ihrer Person; vgl. auch Kurt Ruh: Dorothea von Hof.

Lokalisierung:

In: 2VL 2 [1980], Sp. 216 f.).

Besitzgeschichte:

Aus dem Besitz der Margarete Ehingerin, geb. Neidhart (gest. 1513), seit 1482 verheiratet mit dem Konstanzer Patrizier Hans Ehinger (1456–1505), dem Sohn des Heinrich Ehinger und der Margarete von Kappel; vgl. das Allianzwappen Ehinger/Neidhart 2r und den Besitzeintrag 357r: Das buͦch ist min margreth ehingerjn am mergstat. Entgegen früherer Meinung war demnach nicht die ältere Margarete Ehinger, geb. von Kappel (gest.1490?), sondern deren Schwiegertochter die Besitzerin dieser Handschrift (vgl. Gebauer [2010] S. 37 f. [mit Stammtafel]); diese war somit wohl auch die Schwägerin der Schreiberin, Dorothea von Hof, geb. Ehingerin. Zu drei weiteren Handschriften aus dem Besitz der älteren Ehinger-Generation vgl. Nr. 36.0.2. (Einsiedeln Stiftsbibliothek, Cod. 710), Nr. 43.1.55. (Einsiedeln, Stiftsbibliothek, Cod. 283) und Nr. 59.2.5. (St. Gallen, Kantonsbibliothek, VadSlg. Ms. 343 c–d).

Die Handschrift war später im Bestand der 1862 aufgehobenen Benediktinerabtei Rheinau, von dort ist sie 1863 als Depositum nach Einsiedeln gelangt.

Inhalt: Geistliche Sammelhandschrift mit einer Kompilation mystischer und aszetisch-katechetischer Schriften
1. 2r – 356r ›Das Buch von der göttlichen Liebe‹

2r–10r Vorrede und Inhaltsverzeichnis; Ir–CCCXLIIr u. a. Exzerpte aus Heinrich Seuse, ›Büchlein der ewigen Weisheit‹, ›Briefbüchlein‹ und ›Vita‹; Otto von Passau, ›Die vierundzwanzig Alten‹; Johannes Nider, ›Vierundzwanzig goldene Harfen‹; außerdem Lehrtexte über den Glauben, über Beichte, Reue und Buße, Jüngstes Gericht und Hölle, Altarsakrament, Todsünden und Tugenden; ›Ein Disput zwischen der minnenden Seele und unserem Herrn‹; 342r–356r Auszug aus ›Schwester Katrei‹

2. 357r–358r Familiennotizen und medizinische Rezepte
I. Kodikologische Beschreibung:

Papier, 382 (richtig 383) Blätter (gezählt 1–11 [3 doppelt], dann teilweise fehlerhafte alte Foliierung in Tinte I–CCCXLII, im 19. Jahrhundert mit Bleistift ergänzt in arabischen Zahlen 342–361), ein Papiervorsatzblatt und zwei Pergamentblätter vorne, 200–205 × 140–145 mm, einspaltig, 27 Zeilen, eine Hand (Dorathe von Hof, vgl. Kolophon 357r), schwarze Tinte, Bastarda, Überschriften in roter, blauer und violetter Tinte, Initialen rot, blau oder blau-rot verziert, eine violett, Bl. CCLIVv und CCCXXXVIr mit Drolerieren (Gesichter mit blasenden Mündern; Blumen als Randleiste).

Schreibsprache:

alemannisch-schwäbisch (Schweitzer, S. 306).

II. Bildausstattung:

1r ganzseitige Eingangsminiatur von Johannes Sat(t)ler (Hensli), die mit einem Pergamentblatt in den im Übrigen nicht illustrierten Codex eingeklebt ist: Violetter, weiß getönter rechteckiger Rahmen, der Hintergrund rot-rosa gestrichelt, darin rundbogenförmig abgeteilter Raum mit Goldgrund, in diesem oben in der Mitte thronender Christus in rotem Mantel mit Goldborten und blauem Kleid, auf dreifachem Regenbogen sitzend, die Rechte segnend, in der Linken die Weltkugel, darunter eine Landschaft mit steinigem Weg, Felsen und grünem Berg und angedeuteten Häusern, in der Mitte an einem Pult der Schreiber (Autor?) in rotviolettem Gewand und blauer Spitzhaube auf blondem Haar. In den Ecken außerhalb des Goldgrundes vier hohe schlanke Heiligenfiguren mit ihren Attributen in Grisaille, auf Podesten stehend: oben links Paulus, oben rechts Jakobus der Jüngere, unten links Georg mit dem Drachen, unten rechts Dorothea mit Rosenkörbchen (letztere offenbar die Namensheiligen der Schreiberin und ihres Ehemannes Georg). Am unteren Rand Datierung und Künstlernennung: Anno Salutis 1483 Hensli me fecit. Im violetten Rahmen unten: Beati mundo corde quoniam ipsi deum videbunt. – Von dem Weltgeistlichen Johannes Sattler, der vielleicht Chorherr und Pleban der Konstanzer Hauptpfarrkirche St. Stephan war, stammen auch die Miniaturen in der Handschrift Einsiedeln, Stiftsbibliothek, Cod. 283 (1105); vgl. Nr. 43.1.55. (dort weitere Literatur).

2r unten Doppelwappen der Familien Ehinger (goldener, mit drei roten Rosen besetzter Schrägbalken in silbernem Feld) und Neidhart (schwebender schwarzer Dreiberg mit schwarzem Kleeblatt auf silbernem Feld; vgl. Wegmann 1 [1933] Nrn. 1679–1680). Die beiden Wappen als Zeichnung auch in Einsiedeln, Cod. 283 (1105), S. 601; dort außerdem auf S. 603 als Farbminiatur das Doppelwappen der Elterngeneration Ehinger/Kappel, aus deren Besitz diese Handschrift ursprünglich stammte.

Farben:

Gold, Rot, Grün Blau, Rosa, Violett, Grau, Ockergelb, Schwarz.

Literatur:

Lang (2009) S. 322 f., 792 Abb. 14 (1r). – Gabriel Meier: Handschriftliche Archivbeschreibung [1908/09], 38 Bll., vgl. Handschriftenarchiv der BBAW online; Otto Simon: Überlieferung und Handschriftenverhältnis des Traktates »Schwester Katrei«. Ein Beitrag zur Geschichte der deutschen Mystik. Diss. Halle a. d. Saale 1906, S. 31–33; Lehmann-Haupt (1929) S. 145 Anm.; Franz-Josef Schweitzer: Der Freiheitsbegriff der deutschen Mystik. Seine Beziehung zur Ketzerei der »Brüder und Schwestern vom Freien Geist«, mit besonderer Rücksicht auf den pseudoeckartischen Traktat »Schwester Katrei« (Edition). Frankfurt a. M./Bern 1981 (Arbeiten zur mittleren deutschen Literatur und Sprache 10), S. 306; Konrad (1997) S. 310, Kat.-Nr. KO 71 mit Abb. (1r); Gebauer (2010) S. 38; Abel (2011) S. 60–63, 613 f., 668.

Weitere Materialien im Internet:

Handschriftencensus

Taf. 44.XVI: 1r. ›Das Buch von der göttlichen Liebe‹: Thronender Christus, darunter der Autor/Schreiber an Pult, im Rahmen vier Heiligenfiguren.

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Taf. 44.XVI.