KdiH

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40.1.2. Heidelberg, Universitätsbibliothek, Cod. Pal. germ. 362

Bearbeitet von Christine Putzo

KdiH-Band 4/2

Datierung:

Um 1442/44.

Besitzgeschichte:

4*r Eintrag der Devise Johanns von Mosbach-Neumarkt (1443–1486), Dii ceptis as[pirate], darunter leeres Spruchband. Aus der Lauber-Produktion vielleicht erworben durch seinen Vater, Pfalzgraf Otto I. (so Wegener [1927] S. VI f.); erwogen auch die Provenienz über Kurfürst Ludwig IV. (Werner Fechter: Das Publikum der mittelhochdeutschen Dichtung. Frankfurt am Main 1935, S. 47 Anm. 464) oder Mitglieder der Familien der Grafen und Herren zu Castell oder der Herren von Lampertheim (Saurma-Jeltsch [2001] Bd. 1, S. 160 f.), deren Wappen in den Illustrationen der Handschrift erscheinen. Um 1556/59 in der Älteren Heidelberger Schloßbibliothek nachweisbar; um 1581 im Bestand der Bibliothek in der Heiliggeistkirche.

Inhalt:
1v–207v Konrad Fleck, ›Flore und Blanscheflur‹

Hs. H

I. Kodikologische Beschreibung:

Papier, 228 Blätter (erstes und letztes Blatt unfoliiert, als Spiegel), 282 × 210 mm, Bastarda, eine Hand, einspaltig, 20–23 Zeilen, rote Kapitelüberschriften bzw. Bildbeischriften, rote Lombarden über 4–7 Zeilen, Rubrizierungen.

Schreibsprache:

elsässisch.

II. Bildausstattung:

36 mit Wasser- und Deckfarben kolorierte Federzeichnungen (1v, 6r, 12r, 18r, 26r, 35r, 40r, 48r, 54r, 60r, 68r, 73v, 79v, 83v, 89r, 94v, 99r, 105r, 114r, 122r, 130r, 133v, 135r, 137r, 141v, 145v, 147r, 164r, 166v, 168v, 173v, 178r, 185v, 189v, 201v, 204v), Zeichner(gruppe) A der Lauber-Produktion. Zeitgenössische Zählung (rot) in römischen Ziffern, überspringt die erste Zeichnung 1v und numeriert die letzte 204v fälschlich xxv.

2r blau-rot ausgeführte Zierinitiale mit Blattapplik, Rankenausläufern und Drolerie (Wildmann mit Keule) über neun Zeilen.

Format und Anordnung:

In der Regel ganzseitige (68r 12seitig, 201v 23seitig), das jeweilige Kapitel einleitende Miniaturen. An den Seiten gewöhnlich, am Fuß gelegentlich über den Textspiegel bis an den Blattrand reichend; über den Illustrationen (außer 1v) Numerierungen und Bildbeischriften auf Höhe des Textspiegels.

Bildaufbau und -ausführung:

Ungerahmt; einfaches, gelegentlich geschwungenes Bodenstück, nach unten von Federlinie begrenzt; kein Hintergrund. Figurenpaare und -gruppen; handlungsbedingt Möbel, Transportmittel, Architekturen und Landschaften in unproportionalem Verhältnis zu den Figuren; florale Zierelemente. Figuren typisiert, betonte Gestik. Ausdruckslose Züge, vereinzelt auffallend durchbrochen durch Versuch mimischer Schmerzdarstellung (Protagonisten). Markierung der Protagonisten durch Haartracht, Kleidung und Insignien. Variierende detailstarke Ausführung der Textilien, vielfach variierende Kopfbedeckungen. In die Darstellungen integrierte Banner (12r, 48r, 54r, 79v, 89r, 99r), identifizierbar als Wappen elsässischer Adelsfamilien.

Bildthemen:

Überwiegend Dialogszenen sich gegenüberstehender Einzelfiguren oder kleiner Gruppen mit betonter, stereotyper Gestik (Hände oft überproportional); Reiseszenen; Versuche der Emotionsdarstellung durch Pointierung ausgewählter Handlungsmomente (Ohnmacht Blanscheflurs 35r, Ohnmacht Flores 60r, »umarmende« Vermessung des Turmes, in dem Blanscheflur gefangengehalten wird, durch Flore 130r). Daneben typisierte Szenen aus dem Mustervorrat der Lauber-Produktion der 1440er Jahre, stark ähnlich in anderen Handschriften dieser Phase nachweisbar, dem jeweiligen Handlungskontext nur durch Detailveränderungen eingepaßt. Textbezug stets eng.

Farben:

Braunrot, Hellrot, Grün, Blau, Ockergelb, Braun, Weiß, Schwarzbraun.

Literatur:

Bartsch (1887) S. 107 f.; Miller/Zimmermann (2007) S. 238–240. – Wegener (1927) S. 34 f. und 112; Handschriftenarchiv der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften: Heidelberg, Universitätsbibliothek, Cod. Pal. germ. 362. Beschrieben von Günther Jungbluth. Heidelberg 1937, 13 Bll. (online über http://www.bbaw.de/forschung/dtm/HSA/Heidelberg_700357160000.html/; letzter Zugriff 27. 10. 2009); Gero von Wilpert: Deutsche Literatur in Bildern. Stuttgart 21965 (zuerst 1957), S. 36 mit Abb. 80; Stammler (1962) S. 144; Schäfer (1984) S. 14–40 (Angaben teilweise fehlerhaft) und S. 192; Lieselotte E. Stamm-Saurma: Zuht und wicze. Zum Bildgehalt spätmittelalterlicher Epenhandschriften. Zeitschrift des Deutschen Vereins für Kunstwissenschaft 41 (1987), S. 42–70, bes. S. 62–64; Jahreszeiten der Gefühle. Das Gothaer Liebespaar und die Minne im Spätmittelalter. Hrsg. von Allmuth Schuttwolf. Ostfildern-Ruit 1998, Nr. 22, S. 67 f.; Kostbarkeiten gesammelter Geschichte. Heidelberg und die Pfalz in Zeugnissen der Universitätsbibliothek. Hrsg. von Armin Schlechter. Heidelberg 1999 (Schriften der Universitätsbibliothek Heidelberg 1), Nr. A29, S. 156; Saurma-Jeltsch (2001) Bd. 2, S. 67–69 (Kat. I.45); Rehm (2003) Sp. 1298 f.

Weitere Materialien im Internet:

Handschriftencensus

Abb. 197: 26r. ›Flore und Blanscheflur‹: Flores Eltern; Flore und Blanscheflur auf der Minneburg.

Abb. 198: 35r. ›Flore und Blanscheflur‹: Blanscheflur fällt in Flores Schoß in Ohnmacht.

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Abb. 197.
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Abb. 198.