KdiH

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38.9.12. Wien, Österreichische Nationalbibliothek, Cod. 5278

Bearbeitet von Rainer Leng

KdiH-Band 4/2

Datierung:

Erster Teil der Handschrift ca. 1420–1430, 12r Nachtrag mit historischen Begebenheiten aus dem Jahr 1428 von Juckher Hainrich von Ramstein, zweiter Teil eventuell geringfügig älter (Wasserzeichen ähnlich Piccard IX,2, VII,420 und 455: Nürnberg 1416, 1417, Innsbruck 1418).

Lokalisierung:

Süddeutschland.

Besitzgeschichte:

Vorbesitzer 1r Liber maigistri nicolay de eywenstock, weitere Besitzereinträge (?) 201v Johannes / Ast / Rauensperg, 204v Dem strengen vnd vesten herrn her Sigmund von pronow yetz zu lantzhuͦt … Ich mayster Jorg Brayttnower bek., im Ambraser Verlassenschaftsinventar Erzherzog Ferdinands unter den Kriegs- und Fechtbüchern nicht eindeutig zu identifizieren (Boeheim [1888] S. CCLXXXIX), demnach wohl erst nach 1596 auf Schloß Ambras gelangt, nach dem Tod des Erzherzogs Sigismund Franz von Tirol am 25.6.1665 mit den anderen Ambraser Kunstschätzen in die Sammlungen des Kaiserhauses bzw. die Hofbibliothek nach Wien verbracht, Ambraser Signatur von der Hand Lambecks 1r Ms. Ambras. 228.

Inhalt:
1. 1r–173v Konrad Kyeser, ›Bellifortis‹, lat. 10-Kapitel-Fassung mit mehreren dt.-lat. Zusätzen und Rezepten (Menhardt [1960–1961] II, S. 1119 f.)
2. 174r–203r Fiore Furlan dei Liberi da Premariacco, ›Flos duellatorum‹, Bearbeitung, textlos

174r–176r Kampf Ungewappneter zu Pferd mit dem langen Schwert und der Lanze

177r–178r Kampf Ungewappneter zu Fuß mit der Lanze

178r–179r Kampf Ungewappneter zu Fuß mit Streitkolben und Mordaxt

179r–185r Kampf Ungewappneter zu Fuß mit dem langen Schwert

186r Kampf im Harnisch zu Fuß mit dem langen Schwert

187r–189r Kampf Ungewappneter zu Fuß mit dem Dolch

189r–196r Ringen

196r–203r Kampf Ungewappneter zu Fuß mit dem langen Schwert und Dolch

I. Kodikologische Beschreibung:

Papier, I + 204 + I Blätter (ältere Tintenfoliierung), 310 × 215 mm, Bastarda von einer Hand 1r–163r; dazu 129r, 162v, 163v, 199v, 201v, 202v, 203v Bastarda mit deutsch-hebräischen Nachträgen medizinischer, alchimistischer und mantischer Anleitungen; 173v angefangene Abschrift eines Schuldbriefs von einer weiteren Hand, 203v Besitzeintrag oder angefangene Urkundenabschrift einer weiteren Hand (Jorg Brayttnower?), zu den Schreibern kleinerer Nachträge siehe Menhardt (1960–1961) II, S. 1120; einspaltig, meist nur kurze Beischriften, bei ganzseitigen Texten höchstens 38 Zeilen, einfache Initialen mit kleineren Verschlingungen, nicht rubriziert.

II. Bildausstattung:

Teil 1 1r–173v 215 kolorierte Federzeichnungen und 2 nicht kolorierte Federvorzeichnungen (105v, 157v) von einem Zeichner, Teil 2 174r–203r insgesamt 148 nicht kolorierte Federzeichnungen von einem weiteren Zeichner (evtl. ein weiterer Zeichner noch auf den beiden oberen Dritteln von 189r), nach 181 zwei nicht gezählte herausgetrennte Blätter ebenfalls mit Illustrationen; 190v, 191v, 200v auf die Versoseite mit Feder und Rötelstift durchgepauste Illustrationen sowie zahlreiche weitere Kreidespuren und durchgedrückte Illustrationen, evtl. Verwendung als Musterbuch.

Format und Anordnung:

Teil 1 selten unter dem Text, meist ganzseitig mit nur kurzen Beischriften; Teil 2 Illustrationen nur auf den Rectoseiten, Seitenaufbau gedrittelt, gelegentlich durch horizontale durchgezogene Linien abgeteilt, 174r, 176r–178r,182r und 197r in jedem Seitendrittel nur ein Kämpferpaar, sonst meist zwei Paare je Drittel, also sechs Paare je Seite.

Bildaufbau und -ausführung:

Einfache umrißhafte Wiedergabe der ca. 90 mm hohen und frei im Raum stehenden Kämpferpaare mit nicht immer korrekten Proportionen, stereotype detaillose Kleidung und Physiognomie, keinerlei Hintergründe, gelegentlich leichte Schraffuren.

Bildthemen:

Bei ca. einem Drittel aller Zeichnungen gute, bei zahlreichen weiteren weitläufige Übereinstimmungen mit dem Pisani-Dossi-Codex des ›Flos duellatorum‹ (Aufenthaltsort unbekannt, ca. 1410, Edition von Novati [1902]) und mit anderen Varianten in Los Angeles, J. Paul Getty Museum, Ms. Ludwig XV 13 (wohl Venedig oder Padua, um 1410) und New York, Pierpont Morgan Library, M 383 (Venedig?, Anfang 15. Jahrhundert); für die weiteren Darstellungen sind keine unmittelbaren Vorlagen auszumachen, evtl. ebenfalls italienische Vorlagen.

Farben:

Teil 1 Gelb, Grün, Schmutziges Grün, Braun, Graublau, Blau, Rot.

Literatur:

Tabulae (1864–1893) IV S. 85; Menhardt (1960–1961) II S. 1119 f.; Unterkircher (1957–1959) I S. 105 – Ambraser Kunst- und Wunderkammer. Die Bibliothek. Katalog der Ausstellung im Prunksaal 28. Mai – 30. September 1965. Wien 1965, S. 37; Götz Quarg: Konrad Kyeser aus Eichstätt. Bellifortis. Kommentar und Faksimile. Düsseldorf 1967, S. XXV. XXX; Raphael Loewe: A Medical Latin-German Magical Text in Hebrew Characters. In: Ada Rapoport-Albert (Hrsg.): Jewish History. Essays in Honor of Chimen Abramsky. London 1988, S. 345–366; Leng (2002) II, S. 439 f.

Weitere Materialien im Internet:

Handschriftencensus

Abb. 55: 174r. Fiore Furlan dei Liberi da Premariacco, ›Flos duellatorum‹: Kampf Ungewappneter zu Pferd mit Lanze und langem Schwert.

Abb. 56: 196r. Fiore Furlan dei Liberi da Premariacco, ›Flos duellatorum‹: Ringen und Kampf Ungewappneter zu Fuß mit dem langen Schwert.

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Abb. 55.
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Abb. 56.