KdiH

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28.0.1. Kraków, Biblioteka Jagiellońska, Ms. Berol. germ. quart. 1340

Bearbeitet von Norbert H. Ott

KdiH-Band 4/1

Datierung:

Erstes Viertel des 15. Jahrhunderts (Wegener) mit nachgetragenen Zeichnungen aus den siebziger Jahren (1474: 209v).

Lokalisierung:

Mittelrhein.

Besitzgeschichte:

Im 15. Jahrhundert im Besitz der Grafen von Manderscheid-Blankenheim (Wappen nach dem Textschluß 209v, Standarten mit Wappen in den Illustrationen 100v, 154r, 196r, 197v). Im 19. Jahrhundert befand sich die Handschrift in Köln (Eintrag Iv: Cöln den 2. April 1868), laut Degering danach im Besitz von K. von Rosycki in München-Pasing; 1903 von der Berliner Bibliothek erworben: acc. ms. 1903. 184 (IIr). 1941 von der Preußischen Staatsbibliothek mit anderen Beständen nach Grüssau (Krzeszów) ausgelagert, seit dem Ende des 2. Weltkriegs in Krakau verwahrt.

Inhalt:
1. 1r–48v ›Gesta Treverorum‹, lateinisch

Bricht ab in Kap. LXVI

2. 49r–209v Der Stricker, ›Daniel von dem blühenden Tal‹
I. Kodikologische Beschreibung:

Papier, III + 210 + I Blätter (Bl. 52 doppelt gezählt), 205 × 150 mm, Bastarda, zwei Hände (I: 1r–48v, II: 49r–209v); Text 1: 22 Zeilen; Text 2: 27 Zeilen, Verse abgesetzt; Rubrizierung (Text 1: zweizeilige rote Lombarden und Strichelung bis 9v, Text 2: durchgehende Strichelung der Anfangsbuchstaben, zweizeilige rote Lombarden, zum Textbeginn fünfzeilige D-Initiale mit ausgesparten Ranken im Buchstabenkörper). Irv Notizen vom 2. 4. 1868 zum Inhalt der Handschrift.

Schreibsprache:

ober- und mitteldeutsch mit vereinzelten rheinfränkischen Wendungen.

II. Bildausstattung:

52 teilweise kolorierte Federzeichnungen (52bv, 54v, 62r, 66v, 76v, 85r, 91v, 97r, 98v, 100v, 102r, 103r, 106r, 109r, 117v, 122v, 124v, 135r, 144v, 146v, 150v, 152v, 154r, 157r, 161v, 164v, 167v, 168v, 170r, 176v, 179r, 181r, 182r, 184v, 185v, 186v, 188v, 192v, 194r, 196r, 197v, 199r, 199v, 200v, 201r, 202v, 203v, 204v, 206v, 207r, 208v, 209v [Wappen]); neun Leerräume (103v, 104r, 105v, 152r, 169r, 175r, 176r, 196v, 205r). Mehrere Hände.

Format und Anordnung:

Ungerahmte Federzeichnungen in der Höhe von 12 bis 45 des Schriftraums, häufig auf die Blattränder ausgreifend, nie am Kopf oder am Fuß der Seite, sondern stets zwischen dem Text nahe an der illustrierten Textpassage, ohne Beischriften.

Bildaufbau und -ausführung:

An der Ausstattung der Handschrift, die sich über einen längeren Zeitraum hinzog, sind mehrere Zeichner von sehr unterschiedlicher Qualität beteiligt. Die Kolorierung wurde vermutlich erst von der letzten Hand vorgenommen und auch nicht gleichmäßig ausgeführt; fünf Zeichnungen blieben gänzlich unkoloriert (54v, 98v, 150v, 204v, 206v), bei anderen wurden nur Details wie Gürtel, Rocksäume, Zaumzeug der Pferde, Haare, Kronen oder Beinkleider ausgewählter Personen in einer oder höchstens zwei Farben dünn laviert. Für die auf zeichnerische Wirkung angelegten Illustrationen 52bv und 54v war die nachträgliche, wenn auch sparsame Lavierung ersichtlich nicht intendiert. Wegener unterscheidet sechs professionelle Hände: Zeichner A (52bv, 54v), Zeichner B (62r, 66v, 76v, 85r, 91v, 97r), Zeichner C (100v, 106r, 135r, 154r, 157r, 161v, 164v, 167v, 168v, 184v, 188v, 196r, 197v, 200v, 202v, 207v, 208v, 209v), Zeichner D (109r, 117v, 122v, 144v, 152v, 176v, 179r, 181r, 182r, 185v, 186v, 194r, 199r, 199v, 201r, 203v, 204v, 206v, 207r), Zeichner E (146v), Zeichner F (170r), dazu kommen sechs Illustrationen von Dilettantenhand (98v, 102r, 103r, 124v, 150v, 192v).

Die beiden mit einem Liniengewebe aus Parallel- und Kreuzschraffen alle Möglichkeiten einer rein graphischen Technik nutzenden, die Bilderfolge einleitenden Arbeiten des Zeichners A mit ihren vorzüglich proportionierten Figuren in der Tracht des ersten Drittels des 15. Jahrhunderts gehören zum ältesten Bestand der Handschrift und stehen qualitativ weit über den Illustrationen der übrigen Zeichner. Nach der Kleidung zu schließen, entstanden die unschraffierten Zeichnungen der Hand B ebenfalls etwa im zweiten Jahrzehnt des 15. Jahrhunderts: Ohne Andeutung eines Bodenstücks stehen die großen, raumgreifenden Figuren in steifer Körperhaltung und ungeschickt proportioniert vor nacktem Papiergrund. Die Zeichnungen der einander sehr ähnlichen Hände C und D wurden, der niederländische Merkmale aufweisenden Tracht der Personen nach zu schließen, um 1470 am Niederrhein eingefügt. Die eher kleinen, schlanken Figuren der mit straffen Umrißlinien angelegten, unschraffierten Zeichnungen der Hand C stehen ohne Tiefengruppierung nebeneinander meist auf einem unbewachsenen, hintergrundlosen Bodenstück; Architekturen und Innenräume könnten von späterer Hand stammen. Vier Illustrationen enthalten das Wappen der Grafen von Manderscheid-Blankenheim. Die Zeichnungen der Hand D unterscheiden sich von den im Bildaufbau identischen Illustrationen des Zeichners C durch eine eher zittrige Linienführung, leichte Schraffierung und mit Gräsern und Blumen bewachsenen Bodenstücken. Die Turnierszene 146v der von Wegener einer weiteren Hand (E) zugewiesenen Zeichnung könnte auch vom Illustrator D stammen, während die räumlich geschickt komponierte, gut proportionierte und mit lockeren Parallel- und Kreuzschraffen modellierte Zeichnung der Hand F (170r) Ähnlichkeiten mit denen des Zeichners A aufweist, von dem sie aber eine kräftigere Linienführung unterscheidet.

Bildthemen:

Außer zahlreichen Kämpfen, Turnieren, Ausritten und Begegnungen sind die textspezifischen Handlungsszenen – selbst auf den dilettantischen Nachtragszeichnungen – sehr detailreich und mit dem Bemühen um enge Textentsprechung dargestellt, so z. B. der durch seinen Anblick tötende Kopf in der Aventiure vom Liehten Brunnen (35r), ein Pfeilschuß ins Auge (106r), Daniel im Netz gefangen (124v), Daniel erschlägt den siechen, während dieser das Blut seines Opfers, das er am Haarschopf packt und ersticht, in eine Bütte laufen läßt (135r), der Riesenvater trägt Artus auf den Schultern davon (176v), Sandinôses Zaubernetz (185v, 186v, 188v).

Farben:

Zarte Kolorierung in blassen Tönen, leicht bräunliches Gelb, helles Grün, Grau, Violettbraun; Blaugrün, Zinnober und Karmin zuweilen auch deckend vermalt. Die Kolorierung wurde vermutlich nachgetragen, bei zahlreichen Illustrationen wurden nur wenige Bildelemente (Kronen, Gürtel, einige Kleidungsstücke) laviert, meist in bräunlichem Gelb und Grauviolett.

Literatur:

Degering 2 (1926) S. 230. – Wegener (1928) S. 27–30, Abb. 24 (52bv). 25 (54v). 26 (161v); Fechter (1935) S. 47; Stammler (1967) Sp. 829; Ingeborg Henderson: Stricker’s ›Daniel‹ in the Recently Found Ms. Germ. 1340. JEGP 86 (1987) S. 348–357; Der Stricker, Daniel von dem Blühenden Tal. Aus dem Mittelhochdeutschen übertragen, mit einer Einleitung und Anmerkungen versehen von Helmut Birkhan. Essen 1992 (Erzählungen des Mittelalters 5); Ott (2002) S. 156 u. Anm. 19.

Weitere Materialien im Internet:

Handschriftencensus

Taf. III: 194r. Der Stricker, ›Daniel von dem blühenden Tal‹: Der Riesenvater trägt Artus vom Felsen hinab; auf dem Felsen sitzt Parzival.

Abb. 6: 170r. Der Stricker, ›Daniel von dem blühenden Tal‹: Daniel glänzt im Ritterturnier; Damen schauen zu.

Abb. 7: 52bv. Der Stricker, ›Daniel von dem blühenden Tal‹: Der Riese kommt zu König Artus.

Abb. 8: 62r. Der Stricker, ›Daniel von dem blühenden Tal‹: König Artus berät sich mit seinen Rittern.

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Taf. III.
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Abb. 6.
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Abb. 7.
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Abb. 8.