KdiH

KdiH

_ (der Unterstrich) ist Platzhalter für genau ein Zeichen.
% (das Prozentzeichen) ist Platzhalter für kein, ein oder mehr als ein Zeichen.

Ganz am Anfang und ganz am Ende der Sucheingabe sind die Platzhalterzeichen überflüssig.

ß · © ª º « » × æ œ Ç ç č š Ł ł ́ ̀ ̃ ̈ ̄ ̊ ̇ ̋ ͣ ͤ ͥ ͦ ͧ ͮ Α Β Γ Δ Ε Ζ Η Θ Ι Κ Λ Μ Ν Ξ Ο Π Ρ Σ Τ Υ Φ Χ Ψ Ω α β γ δ ε ζ η θ ι κ λ μ ν ξ ο π ρ σ ς τ υ φ χ ψ ω ͅ ̕ ̔

28. Stricker, ›Daniel von dem blühenden Tal‹

Bearbeitet von Norbert H. Ott

KdiH-Band 4/1

Nur eine der fünf sämtlich aus dem 15. Jahrhundert stammenden Handschriften des ›Daniel von dem Blühenden Tal‹ ist illustriert. Der dem alten Pergamenteinband nach schon früh aus zwei Teilen zusammengebundene Codex enthält nach den lateinischen ›Gesta Treverorum‹ den nachklassischen Artusroman des Stricker, der mit 52 Federzeichnungen von verschiedenen Händen ausgestattet ist. Der Entstehungsprozeß der Illustrationen scheint sich über einen längeren Zeitraum hingezogen zu haben. Nach kunsthistorischen Kriterien entstand ein Teil der Illustrationen im ersten Drittel des 15. Jahrhunderts – womit die Handschrift die älteste der erhaltenen ›Daniel‹-Manuskripte wäre – und ist stilistisch nach Südwestdeutschland, möglicherweise ins Mittelrheingebiet, zu lokalisieren. Der größere Rest datiert, vor allem nach der Kleidung des dargestellten Personals, in die siebziger Jahre, wozu sich die Jahreszahl 1474 in dem einer Illustratorenhand zuzuweisenden Manderscheid-Blankenburgschen Wappen am Textschluß fügt. Niederländische Mode-Merkmale legen die Vermutung nahe, daß das Manuskript während seines Illustrationsprozesses rheinabwärts gewandert ist.

Ähnlich divergent ist der Qualitätsanspruch der Illustrationen, die von (wenigen) vorzüglichen, die Plastizität der Darstellung aus der Struktur paralleler und gekreuzter Strichlagen entwickelnder Zeichnungen, die auf die Unterstützung der Farbe verzichten, über zwar professionelle, doch biedere, zuweilen auch unbeholfene Handwerksarbeiten reichen bis hin zu Nachträgen von Dilettantenhand. Der Illustrationsprozeß der Handschrift wurde nicht abgeschlossen: Neun der für Illustrationen vorgesehenen Bildräume blieben leer.

Der das Strukturmodell des Artusromans in Frage stellende und das gattungsspezifische Thema der Minne zugunsten von erbärmde und triuwe zurückdrängende sowie mit der in wîsheit gründenden list das klassische Ideologiekonzept kritisierende ›Daniel‹ wurde um die Mitte des 13. Jahrhunderts von dem Pleier mit seinem ›Garel von dem Blühenden Tal‹ wieder der traditionellen Verbindlichkeit der Gattungsvorgaben angeglichen. Es ist bezeichnend, daß die Südtiroler Aufsteiger-Familie der Vintler, als sie um 1400 das neuerworbene Schloß Runkelstein bei Bozen ausmalen ließ, nicht des Strickers ›Daniel‹ als Bildthema wählte, sondern seinen »reaktionären« Gegenentwurf, den ›Garel‹ des Pleier.

Editionen:

Der Stricker, Daniel von dem Blühenden Tal. 2., neubearb. Aufl. Hrsg. von Michael Resler. Tübingen 1995 (ATB 92).