KdiH

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90a.3.1. Berlin, Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Hdschr. 391

Bearbeitet von Caroline Horch und Kristina Freienhagen-Baumgardt

KdiH-Band 9

Datierung:

1487–1731 (letzter Eintrag).

Lokalisierung:

Mittelrhein.

Besitzgeschichte:

Die Handschrift war im 15. Jahrhundert im Besitz von dem ansonsten nicht nachgewiesenen Conradus boyß 1487 (1r). 1918 (Bleistifteintrag auf dem Exlibris) befand sie sich noch im Besitz des Schweizer Unternehmers und Kunstsammlers Arnold Mettler (1867–1945). 1993 wurde sie aus der Sammlung Dr. Jörn Günther, Hamburg (Exlibris mit Signatur Ms. 10) für die Staatsbibliothek zu Berlin erworben.

Inhalt:
1. 2r–v Bibel, lateinisch
1 Sm 18,6–14, 16 (bricht ab, 2r), 1 Sm 18,17–24 (2v)
2. 3r–43r Bruderschaftsbuch von Gebroth bei Kreuznach
geführt von 1487 bis 1731; datierte Einträge 1509, 1529, 1614, 1666, 1731 zur Stiftung, Satzungen, Mitglieder, Notierung der Todestage; Ausführungen zu verschiedenen adligen Familien, Schwerpunkt der späteren Einträge bei den Grafen Spanheim (Sponheim)
3. 44r–44v Bibel, lateinisch
1 Sm 18,25–30, 19,1f. (44r), 19,2–10 (44v)
I. Kodikologische Beschreibung:

Pergament (1–35, 44) und Papier (36–43, 45), 45 Blätter (Bl. 2 und 44 eingeheftet, Bl. 44 auf dem Kopf stehend, zahlreiche unbeschriebene Blätter für mögliche Nachträge, Durchstreichungen), 210 × 150 mm, Textura (Bl. 2 und 44), Bastarda und Kurrentschrift, verschiedene Hände, einspaltig, 18–27 Zeilen, wenig einfaches Fleuronné (3r, 5r).

Schreibsprache:

moselfränkisch.

II. Bildausstattung:

̕Eine kolorierte Federzeichnung (1v).

Format und Anordnung:

Die ganzseitige, mit einem schmalen Rand versehene Federzeichnung befindet sich vor dem zusätzlich eingehefteten Pergamentblatt mit Bibelauszügen, steht aber in inhaltlichem Bezug zum Bruderschaftsbuch.

Bildaufbau und -ausführung:

Die Federzeichnung ist von einer dünnen schwarzen Umrisslinie umgeben, unten rechts greift die Zeichnung über diese Linie hinaus. Die Bildfläche ist dicht gefüllt mit Jesus (betend zum Kelch in Händen eines auf dem Berg stehenden Engels aufblickend) und den schlafenden Aposteln Jacobus, Johannes und Petrus, die um Jesus gruppiert sind. Petrus ist ikonografisch eindeutig definiert durch die Stirnglatze und das Schwert. Alle Personen tragen einen Nimbus, derjenige von Jesus ist mit einem Vierpass gestaltet. Lavierung in Braun- und Grüntönen, beim Gewand Christi ist das Pergament als Farbton einbezogen. Faltenwurf und Schattierung der Kleidung ist mit wenigen Schraffuren und verschieden deckender Farbe plastisch herausgearbeitet. Die Gesichter, vor allem das des Blut schwitzenden Jesus, sind mit wenigen Strichen ausdrucksstark gezeichnet.

Bildthemen:

Gebet am Ölberg (Mt 26,36–46; Mc 14,32–42; Lc 22,49–46), hier nach Lukas, dem einzigen Evangelisten, der den Engel erwähnt (22,43) und Jesu Schweiß als Blut beschreibt (Lc 22,44). Engelsfigur und identifizierbare Jünger seit dem 15. Jahrhundert mit im Bild. Im 15. Jahrhundert war dieser Typus des Themas geläufig und diente als Andachtsbild; es verweist auf die reale und menschliche Todesangst wie auch auf die Erlösung von allem irdischen Leiden. Auf diese Aspekte nimmt die Einleitung des Bruderschaftsbuches (3r) Bezug: ...Nach dem wir hie keyn stait des verblibens hain vnd vns noit ist zu suchen die zu konfftige stait der ewigen selikait vnd jnn dissem Jamerdaile nust gewissers hain dan den doit vnd nust vngewissers dan die stunde des doits Haim wir disse hernachgeschrieben bedracht vnd angesehen geistlich vnd wertlich vnd haben eyn bruderschafft angefangen...

Farben:

Dunkelbraun, Hellbraun, Goldbraun, Ocker, Grün, Karmin, Rosa, schwaches Blau, Braunschwarz, Inkarnat.

Literatur:

Brandis (2002) S. 314 (Nr. 24).

Weitere Materialien im Internet:

Handschriftencensus

Abb. 135: 1v. Gebet am Ölberg.

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Abb. 135.