45.3.1. Kleve, Stadtarchiv, Hs. 17
Bearbeitet von Peter Schmidt
KdiH-Band 6
1480/1481?
Vermutlich Kleve.
Alter Archivbestand, ursprüngliche Herkunft nicht ermittelt. Einband des 19. Jahrhunderts mit Titelprägung GENEALOGIE des Clevischen Hauses XV. Jh. und Aufkleber Stadtarchiv Cleve / S. Handschriften / Nr. 17, im Innendeckel Aufkleber mit alter Signatur Nr. 130 I.
2r–9r |
Genealogie der Grafen von Kleve
Vom sagenhaften Schwanenritter Elias bis zu Herzog Johann I. (1448–1481, sein Tod hier noch nicht verzeichnet) |
Pergament, 215 × 145 mm, neun Blätter (teils lose im Einband liegend, auf modernem Papierdoppelblatt Notiz zur Faksimilierung von 1966 in der Chemographischen Kunstanstalt, Düsseldorf, 1r/v unbeschrieben), einspaltig, 36 Zeilen, schleifenlose Bastarda, ein Schreiber, 2r sechszeilige Initiale I in roter Tinte mit ausgespartem Ornament im Buchstabenkörper, zahlreiche zwei- bis dreizeilige rote Lombarden, Überschrift 2r und Jahreszahlen über den Einträgen zu den einzelnen Fürsten rubriziert, sehr zurückhaltende rote Strichelung.
ostniederfränkisch.
62 Wappen (jeweils ca. 27–28 × 23–24 mm) in schwarzer Feder und kräftigen Deckfarben von einer Hand.
Links neben der Titelrubrik auf 2r ein einzelner Wappenschild mit Rose, der als Wappen des Grafen Elias, des legendären Schwanenritters und Begründers des klevischen Geschlechts, 2v nochmals erscheint. Von dort an werden alle Wappen als Paare präsentiert – vorangestellt immer der Klever Schild mit der gelben Lilienhaspel auf rotem Grund bzw. später der Kleve-Mark’sche Schild, gefolgt vom Allianzwappen des jeweils behandelten Herrscherpaars (fehlt 4v beim unverheirateten Graf Ludwig). Bis auf 2v, wo sie übereinander stehen, sind die Schildpaare immer nebeneinander angeordnet. Jeder Absatz zur Person eines Grafen wird von den Wappen am linken Rand eingeleitet, gefolgt von einer Lombarde; über dem Absatz in roter Tinte die Jahreszahl des Regierungsantritts (fehlt bei dem sagenhaften Stammvater Elias). Die Inkunabel hat nur die Allianzwappen, diese mit abweichender Blasonierung bei Reynoldus I. und Loef I. Die Struktur ist dort dem Anordnungsprinzip angeglichen, das im ersten Teil des Drucks durch den ›Fasciculus temporum‹ vorgegeben war. Das erschien in der Handschrift bei der Ablösung der Klevischen Genealogie von diesem standardisierten und nicht immer übersichtlichen Schema nicht mehr nötig, so dass man sich zu einer engeren Verbindung zwischen Wappenpaar und dem Textabschnitt zu dem jeweiligen Herrscher entschloss.
Die Wappen sind mit kräftigen Deckfarben gemalt, wobei zuerst die großflächigen Partien aufgetragen wurden, darauf die kleineren Elemente (Lilien, Adler etc.) und kleinen Flächen. Die Farben sind oft übereinander gesetzt, vor allem Gelb und Weiß auf Rot und Blau, Gold ist durch leuchtendes pastoses Gelb ersetzt. Die tiefschwarzen Konturlinien sind erst zum Schluss mit Pinsel aufgesetzt, wodurch sie sehr klar und ohne versehentliche Übermalungen hervortreten. Bemerkenswert sind die grauen Schatten, die die Wappenschilde nach rechts unten werfen und die ihnen räumliche Präsenz geben.
Rot, Blau, Gelb, Schwarz, Weiß, Grau.
Handschriftencensus Rheinland (1993) Bd. 1, S. 571 Nr. 960. – 150 Jahre Landkreis Kleve. Beiträge zu der geschichtlichen Entwicklung von
Abb. 45.2: 4v. Wappenschilde.