KdiH

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88.0.1. Heidelberg, Universitätsbibliothek, Cod. Pal. germ. 14

Bearbeitet von Nicola Zotz

KdiH-Band 9

Datierung:

1407 (71v).

Lokalisierung:

Bayern.

Besitzgeschichte:

Wohl 1436 von Kurfürst Ludwig III. von der Pfalz erworben (Wegener [1927] S. VIf.). 1581 im Inventar der Heiliggeistbibliothek verzeichnet.

I. Kodikologische Beschreibung:

Pergament, 1 + 73 + 1 Blätter (Vor- und Nachsatzblatt Papier), 181 × 135 mm, Bastarda, eine Hand, einspaltig, 18–20 Zeilen, eine grün-rote Initiale über die ganze Seitenhöhe (Drache, 1r), zweizeilige rote, grüne oder (selten) blaue Lombarden.

Schreibsprache:

bairisch mit mitteldeutschen Merkmalen.

II. Bildausstattung:

13 kolorierte Federzeichnungen, ein Maler; eine Bildlücke.

Format und Anordnung:

Die ungerahmten Federzeichnungen nehmen ein Drittel der Seite ein (meist das untere). Sie beziehen sich auf das auf der folgenden (manchmal auch auf derselben) Seite beginnende Kapitel. Mit Ausnahme der ersten, nach links, rechts und unten ausgreifenden Darstellung bleiben die Bilder innerhalb des Schriftspiegels.

Bildaufbau und -ausführung:

Die Frauengestalten sind überwiegend sitzend auf kastenförmigen Thronen dargestellt, die manchmal unter ihren wallenden Röcken verborgen bleiben. Mit Ausnahme der Grammatik tragen sie Kronen, was von Stolz (2004a, S. 562) als »monarchische[r] Habitus« gedeutet worden ist. Eine weitere Charakterisierung des Raums, in dem sie sich befinden, gibt es nicht, vielmehr sind sie meist von roten und grünen Girlanden umgeben. Die Frauen haben einen ovalen Kopf mit fliehendem Kinn und langem Hals, ihr Oberkörper ist meist auffällig zur Seite geneigt; demgegenüber wirkt der Kaiser auf 2v, die einzige männliche Figur, leicht gedrungen. Die Gewänder erhalten Plastizität durch eine feine Zeichnung mit Schraffuren sowie farbige Schattierungen und Höhungen; ansonsten sind die satten Farben flächig aufgetragen.

Bildthemen:

Die Illustration der Handschrift folgt einem klaren Prinzip: Eine Darstellung Kaiser Karls auf seinem Thron, umgeben von den stehenden und diskutierenden zwölf künsten steht am Ende des Prologs und vor der Nennung des Titels und fungiert so als Titelbild. Es folgen zwölf Abschnitte, in denen die Künste für ihre Sache argumentieren. Zu Beginn jedes Abschnitts ist die jeweilige Kunst dargestellt. Die Figuren halten kennzeichnende Attribute in den Händen (nur die rethorica [sic] mit leeren Händen, die sie freilich im Redegestus hält, 8v), wobei sich der Maler bemerkenswert eng am Text orientiert, indem er die Attribute nach Möglichkeit aus dem Text ableitet (Ausnahmen sind Arithmetik [11v] und Astronomie [14v], deren Abakus bzw. Winkelmesser nicht im Text genannt sind). Manche der dort genannten Attribute sind eher traditionell, so gibt der Maler beispielsweise der Musik (10r) ein harph in irre hant (10v) und lässt die Geometrie (13r) ein ruth von golde rot (13v) als Maßstab tragen. Aber auch dort, wo Heinrichs Text dunkel und auslegungsbedürftig ist, versucht der Maler, die oftmals hermetischen Sprachbilder in den Darstellungen aufzugreifen. Die Grammatik, an jeder Brust ein Kind stillend (5v), ist somit als Mutter des Lateinschülers zu verstehen: Ich pin ein muter frúchterich Welch kint auz meiner bruste tich Trinket daz erkennet wol Wy es sein latein reden sol (6r). Dabei kommt dem Illustrationsprinzip zugute, dass der Text sich bisweilen wie eine Anleitung zur bildlichen Darstellung liest: Die Metaphysik (19r) hält das Brustbild einer Figur in ihrer Rechten, ganz wie es im Text heißt: Auz der selben rechten hant Sich schaúde [›Schönheit‹] der naturen want (19v); auch die Philosophie (4r) sagt über sich: Dez treit ein haus in ein [lies: mein] rechte hant Dar in man ny gebrechen bant (5v) und balanciert entsprechend in der Hand ein Gebäude. Besonders im Fall der Alchemie (17v) glückt dem Maler eine ikonografische Neuschaffung. Er greift folgende Stelle heraus: Dy varben ler ich von erst Dar nach du czu den hochsten kerst Aws swebil vnd queksilber wirt Czinober dar an nymant irt Ob erz kan malen in den top Lasure flicht den selben czop Mit salcze armoniaco Dy varben ler ich alle so (18v). Seine Alchemie hält in beiden Händen Farbfächer aus Rot, Grün und Blau.

Die Bildlücke auf 29r befindet sich vor dem Abschnitt, in dem die Natur die Krönung der Theologie durchführen soll. Es ist anzunehmen, dass hier die Natur oder der Vorgang der Krönung dargestellt werden sollte. Im zweiten Teil, in dem natura und zwölf tugende miteinander wettstreiten, waren keine Illustrationen vorgesehen.

Farben:

vorherrschend kräftiges Grün, Rot und Blau, daneben blasses Rosa, Gelb, Grau, Violett.

Literatur:

Wegener (1927) S. 5; Zimmermann (2003) S. 37f. – Jahr (1908) S. 83–87; Frühmorgen-Voss (1975c) S. 43f.; Stackmann (2003) S. XVI–XXI; Stolz (2004a) Bd. 1, S. 557f., 560–563.

Weitere Materialien im Internet:

Handschriftencensus

Abb. 112: 17v. Alchemie.

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Abb. 112.