KdiH

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80.1.1. Admont, Stiftsbibliothek, Cod. 504/a (ehem. Cod. 504)

Bearbeitet von Franziska Stephan

KdiH-Band 8

Datierung:

2. Hälfte 14. Jahrhundert (Text), 4. Viertel 14. Jahrhundert (Illustrationen).

Lokalisierung:

Ostmitteldeutschland, wohl preußisches Ordensgebiet.

Besitzgeschichte:

Die Handschrift ist erstmals 1777 im Catalogus Manuscriptorum der Klosterbibliothek des Benediktinerstifts in Admont nachweisbar (nicht in den früheren Inventaren von 1376, 1380 und 1728 aufgeführt, MBK III [1961] S. 15–64).

Inhalt: Das Losbuch war ehemals Teil der aus drei Texten bestehenden Sammelhandschrift Cod. 504, die nach einer Restaurierung im Jahr 1957 getrennt wurde: Cod. 504: ›Marco Polo‹ in thüringisch-mitteldeutscher Übersetzung (1r–59v); Cod. 504/b: Gottfried von Franken, ›Pelzbuch‹ (60r–79v); Cod. 504/a: Losbuch, ›Salomonis Los‹ (81r–119r).
81r–119r ›Salomonis Los‹
81r Gebrauchsanweisung mit Verweis auf rituelle Vorbereitungen, die Handhabung mit drei Würfeln sowie lateinischem Gebet; 81v–83r vier Könige mit je 18 Fragen; 83v–119r 72 Losrichter mit je 18 Lossprüchen, gegliedert in vier ›Tabulae‹. Für eine ausführliche Auflistung der Fragen, Losrichter und Antworten siehe die Transliteration bei Aufreiter (2005) S. 41–117.
I. Kodikologische Beschreibung:

Pergament, 39 Blätter (unfoliiert), 185 × 140 mm, Textualis, ein Schreiber, zweispaltig (81r, 83v–119r) und dreispaltig (81v–83r), 18 Zeilen (81r 25 und 29 Zeilen), zweizeilige Initialen in Rot, Rubrizierung.

Schreibsprache:

ostmitteldeutsch.

II. Bildausstattung:

76 kolorierte Federzeichnungen in variationsreichen und kräftigen Deckfarben, ein Zeichner.

Format und Anordnung:

Nach dem Prolog (81r) befindet sich auf 81v–119r im oberen Viertel jeder Seite eine figürliche Darstellung ohne Rahmung. In den unteren drei Vierteln der Seiten sind in 18 durch Querlinien getrennten Zeilen die Fragen und Lossprüche des Losbuchs verteilt. Der Text im Fragenteil (81v–83r) ist in drei Spalten organisiert: die erste Spalte mit den Fragen ist breiter und durch eine rote, über die gesamte Blatthöhe führende Linie von den anderen beiden, schmaleren Spalten getrennt, die systematische Informationen beinhalten (Zeilennummerierung von eins bis 18, rubrizierte Namen der Losrichter). Die Illustrationen befinden sich hier jeweils mittig über der ersten Spalte und stehen damit optisch in engem Bezug zu den Fragen. Im Antwortenteil (83v–119r) ist der Text in zwei Spalten organisiert, eine schmale Spalte für die Zeilennummerierung, eine breitere für die Lossprüche. Die Illustrationen sind hier jeweils mittig über dem gesamten Textblock platziert.

Bildaufbau und -ausführung:

Figuren mit leicht überlängten Körperproportionen, starrer Mimik, jedoch expressiver und abwechslungsreicher Zeigegestik. Ausgestattet mit bodenlangen, fließenden Gewändern in kräftigen Deckfarben und ausgeprägtem Faltenwurf im Beinbereich. Die Körperkontur und das Inkarnat sind durch schwarze Umrisslinien, dunklere Farbtöne und Weißhöhungen fein modelliert. Ebenso erzeugt der Versuch der dreidimensionalen Wiedergabe der einfachen Sitzgelegenheiten den Eindruck geringer Tiefenräumlichkeit bei den ansonsten ohne Bodenstücke, Hintergrundgestaltung und Rahmung auf die Seiten platzierten Darstellungen.

Bildthemen:

81v–83r Fragen: vier namentlich unbezeichnete Figuren, durch ihre Ausstattung mit goldgelben Kronen und Zeptern als Könige zu identifizieren, auf truhenartigen länglichen Kästen bzw. miniaturartigen Häusern sitzend. Die Könige sind mit mehrfarbigen, bodenlangen Tuniken und Mänteln bekleidet und haben braunes (mittel-)langes Haar und Vollbärte. Die Figuren einer Doppelseite sind einander zugewandt. 83v–119r Losrichter: 72 alttestamentliche Weise, Könige oder Philosophen. Diese setzen stilistisch die Reihe der Könige bezüglich Positur und Gestik fort, sind aber in einfachere bodenlange Gewänder ohne Mäntel gekleidet und stärker in ihrer Alterskennzeichnung, Haartracht und sonstigen Ausstattung variiert. Es finden sich braunes, blondes und graues Haar in verschiedenen Längen, Halbglatzen, kurze und lange Vollbärte, bare Häupter, verschiedene Kopfbedeckungen sowie vereinzelt auch Halstücher.

Für das Funktionieren der Wahrsagesystematik sind die Figuren jeweils in der linken oberen Ecke namentlich bezeichnet und in vier ›Tabulae‹ gruppiert (I: 83v–92r, II: 92v–101r, III: 101v–110r, IV: 110v–119r). Der Anfang jeder ›Tabula‹ wird durch eine entsprechende Nummerierung an der linken oberen Blattseite in Rot und eine abermals als König gewandete Figur gekennzeichnet (z. B. I: 83v Salomon, II: 92v Ptholomeus [sic]). Jede ›Tabula‹ versammelt die 18 mal 18 möglichen Antworten zu den vier mal 18 Fragen des Losbuches. Da bei dem dritten König des Fragenkatalogs (82v) eine Frage nicht ausgeführt ist (Frage 13: Theodosius), findet sich in der dritten ›Tabula‹ (101v–110r) eine entsprechende Leerstelle bei jedem der 18 Antwortgeber. Gemäß der zyklischen Verschiebung der Antworten verschiebt sich diese von Seite zu Seite immer um eine Zeile nach unten.

Farben:

breite Palette aus kräftigem Dunkelblau, Dunkelrot, Orangerot, tiefem Ockergelb, Hellgelb, Hell- und Dunkelbraun, Violett-Rosé, Moosgrün, Hell- und Dunkelgrau, mit schwarzen Umrisslinien und plastischen Weißhöhungen.

Literatur:

Buberl 1 (1911) S. 102 (Nr. 86), Abb. S. 101, Fig. 106 (81v). – MBK III (1961) S. 212; Palmer (1982) S. 212; Caliebe (2001) S. 425–438; Aufreiter (2005); Caliebe (2005) S. 51–80; Aufreiter (2011) S. 47–64, Abb. S. 53 (87v, 88r), S. 54 (81r), S. 57 (81v, 83v), S. 59 (90r); Heiles (2018) Nr. 3.

Abb. 142: 82r. König mit 18 Fragen.

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Abb. 142.