KdiH

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7.1.1. Gotha, Forschungsbibliothek, Chart. A 689

Bearbeitet von Gisela Fischer-Heetfeld

KdiH-Band 1

Datierung:

Vor 1420.

Lokalisierung:

Bayern?.

Besitzgeschichte:

2r alter Besitzeintrag: Peter von Pregkendorff zu Pregkendorff und Hoff. Die Preckendorffer besaßen auch Konrads von Megenburg ›Buch der Natur‹ (heute München Cgm 38, siehe Nr. 22), eine Frankenspiegel-Handschrift (heute Cgm 26, siehe Nr. 106. Rechtsspiegel) und eine von Rüdiger Manesse geschenkte Schwabenspiegel-Handschrift (vgl. Ludwig Rockinger: Aufzeichnungen über die oberpfälzische Familie von Präckendorf. SB München 1868, philos.-philol. Kl. 1, S. 152–197).

Inhalt:
2ra–158vb Heinrich von Neustadt, ›Apollonius von Tyrland‹
Hs. B
I. Kodikologische Beschreibung:

Papier, 158 Blätter, 289 × 210 mm (stark beschnitten), Bastarda, eine Hand, zweispaltig, 35–48 Zeilen, rote Initialen, Strichelung.

Schreibsprache:

bairisch.

II. Bildausstattung:

128 kolorierte Federzeichnungen, wesentlich jünger als die Handschrift (Beschreibung aller Bilder mit Folioangabe in den Anmerkungen zur Edition) (4v, 5va, 6va, 6vb, 7rb, 9ra, 10ra, 10r, 11ra, 11rb, 12r, 13r, 13vb [2], 15r, 16ra, 16v, 17r, 18ra, 19ra, 19rb, 19va, 20r, 20vb, 22ra, 22rb, 23r, 24va, 26r, 27v, 29r, 32v, 35r, 36rb, 38va, 39r, 40vb, 42va, 43v, 44r, 45r, 47r, 48ra, 49r, 49v, 51va, 52va, 53rb, 53vb, 54vb, 55va, 56v, 58rb, 59r, 61v, 63r, 64r, 66r, 67va, 68v, 69rb, 71r, 72v, 74ra, 74r, 75ra, 75v, 76ra, 76v, 77vb, 78va, 79rb, 80r, 81r, 82v, 84r, 85ra, 85vb, 86r, 87r, 88v, 89v, 91r, 92r, 93r, 93vb, 96ra, 97r, 98r, 99r, 100va, 104v, 105r, 105v, 107v, 108v, 109v, 111r, 111v, 112ra, 113va, 115v, 116v, 117v, 119rb, 120va, 121ra, 123r, 124r, 125v, 129va, 130v, 131vb, 132r, 133r, 134r, 134v, 136r, 137r, 138r, 141v, 144v, 146r, 147v, 149r, 151r, 156r), ein Zeichner.

Format und Anordnung:

Drei ganzseitige Miniaturen (59r, 82v, 109v), sonst ein- oder zweispaltig, quer- oder hochrechteckig, auch im Winkel über zwei Spalten, am Kopf oder Fuß der Spalte oder Seite, oft bis an den Blattrand reichend, gelegentlich mitten im Text. Vor Bl. 1 ein in ein Wappen eingeschriebener Kopf im Typ des Alexanderporträts der Darmstädter Handschrift (Nr. 3.3.1.) und des Bämler-Drucks (Nr. 3.3.a.), aber in reiner Profilansicht (Singer S. VIII: Wappen des 16. Jahrhunderts?).

Bildaufbau und -ausführung:

Rahmung mit breitem schwarzen Strich. Großer Figuren- und Szenenreichtum, beinahe auf jeder Seite ein Bild. Die menschlichen Gestalten untersetzt, mit großen Köpfen, in eher verhaltenen Bewegungen und einförmiger Gestik, kaum individualisiert, zu groß im Verhältnis zur Umgebung. Modische Tracht der Zeit um 1460, die jungen Männer mit kurzem Wams und Schnabelschuhen, Apollonius trägt fast immer – selbst als nackter Schiffbrüchiger (10r, 11ra) – eine Dreiblattkrone. Am besten gelungen die bewegten, sicher gezeichneten und komponierten Gruppenszenen (Seeschlacht, 26r). Als Hintergrund eine aus einfachen Elementen aufgebaute Landschaft, sehr oft eine ummauerte, vieltürmige Stadt mit überhöhtem rundbogigen Einlaßtor, auch Meeresufer mit Schiffen, Berge und Baumgruppen, wenige Innenräume.

Kräftige, schwungvoll geführte Konturlinien, sparsame Binnenzeichnung, perspektivische Verkürzungen bei Menschen und Tieren besser gelungen als bei Architekturelementen, einfache Faltengebung, meist Röhrenfalten, rundliche Gesichter mit Knopfaugen. Flächiger Farbauftrag.

Bildthemen:

Neben den konventionellen Themen des Aventiureromans viele textbezogene Illustrationen mit besonderer Vorliebe für dramatische Ereignisse und Wunderwesen: Schiffbruch (10r), der Sarg mit der scheintoten Lucina wird ins Meer gelassen (20r), der Sternseher Albedacus und zwei Zwerge auf Kamelen (32v), der Riese Kolchan (35r), Apollonius im Kampf mit einem Kentauren (39r), A. tötet die Riesin Flata neben Kolchans Leiche (43v), A. begegnet dem Wundertier (52va), A. bekämpft den geflügelten Drachen (66r), eine nackte Frau stiehlt A. Pferd und Waffen (67va), A. stürzt eine Felswand herab (74r), Serpantas Rumpf und die Zauberkrüge (86r), Radprobe auf der Zauberradbrücke (89v), A.s Löwenkampf im Baumgarten (99r), der Kuppler Pulian wird verbrannt (131vb), Strangwilio und Dionisiades werden gesteinigt (134r), A. wird vom Papst gekrönt (141v). – Ein wohl speziell auf den Dichter zu beziehendes Detail wie das Sirenenmotiv dagegen, das in der Dichtung erstaunlich oft auftaucht (siehe Alfred Ebenbauer in: Classica et Mediaevalia. Festschrift Joseph Szövérffy 1986, S. 31–56), hat in der bildlichen Darstellung keinen Niederschlag gefunden.

Farben:

Rot, Blau, Grün, Gelb, Schwarz.

Literatur:

Singer (1906) S. X, Taf. 1 (82v). 2 (104v); Fechter (1935) S. 49; Stammler (1967) Sp. 844; Rockar (1970) S. 43, Abb. 26 (66r).

Weitere Materialien im Internet:

Handschriftencensus.de

Abb. 135: 89v. Radprobe auf der Zauberradbrücke.

Abb. 136: 20r. Der Sarg mit der scheintoten Lucina wird ins Meer gelassen.

Abb. 137: 53r. Wilde Tiere (Affe, Kamel, Löwe, Eber, Einhorn) und das Wundertier kommen zu Apollonius.

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Abb. 135.
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Abb. 136.
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Abb. 137.